Max Hellmaier.
558. Relief für das Grabliial eines Nordpolfahrers
in Riga — (902 (nach dem Modell).
Im engsten Zusammenhang mit diesen Arbeiten
stehen die Naturstudien nach Tieren (Abb. 568—570);
ich meine nicht die muntere Kleinwelt seiner Archi-
tekturskulpturen, sondern jene köstliche Gebirgsziege,
die schon vor einigen Jahren gelegentlich einer
Ausstellung durch ihre eminente Durchbildung und
Ursprünglichkeit des Motivs allseits frohe Bewun-
derung fand, dann ein munteres Alpenfüllen und
einen jungen Algäuer Zuchtstier, ein Abbild ahnen-
der Kraft und strotzender Lebensfülle. Wie diese
Kunst im Kleinen anderen Zwecken nutzbar gemacht
wird, zeigt der jugendliche Bannerträger zu Pferd,
der einem von Direktor Brochier entworfenen Tafel-
aufsatz für Reichsrat von Tramer-Klett als Be-
krönung dient, und die lustige Kleinplastik des aüf
einem Geißbock schaukelnden „Mariandls" (Abb.572).
Das unentwegte Bedürfnis, der Natur möglichst
auf den Leib zu rücken, müßte Peilmaier eigentlich
zu einem erfolgreichen Porträtplastiker prädestinieren,
und man muß bedauern, daß gerade diese Leite
seines vielgestaltigen Lchaffens sich noch so wenig
entfalten konnte. Tin paar Kinderbüsten in Bronze,
die man ruhig, ohne ihnen zu schaden, neben solche
des Quattrocento ftellen dürfte, rechtfertigen diese An-
schauung (Abb. 573). Da ist alles so schlicht ge-
schaut, so naiv dem Borbild angepaßt, daß man
von der aus dem Leben gegriffenen Wahrheit un-
mittelbar überzeugt wird. Den Höhepunkt dieser
durch die Tinfachheit der Mittel noch besonders her-
vorstechenden Kunst erblicke ich in der in Lindenholz
geschnittenen Büste der Gattin unseres Künstlers
(Abb. 57^). Die Lebendigkeit und Naturwahrheit des
Werkes wird durch die eigenartige Textur des Holzes,
deren Zufälligkeiten mit einem gewisser! Raffinenrent
ausgenutzt sind, mit köstlichem Reize überkleidet
Tine derartige Berschmelzung einer künstlerischen
55g. Grabmal für einen jungen Musikfreund auf dein
israelitischen Friedhof zu Nürnberg.
Uunü und Handwerk. 60. Jahrg. Heft 9.
277
36
558. Relief für das Grabliial eines Nordpolfahrers
in Riga — (902 (nach dem Modell).
Im engsten Zusammenhang mit diesen Arbeiten
stehen die Naturstudien nach Tieren (Abb. 568—570);
ich meine nicht die muntere Kleinwelt seiner Archi-
tekturskulpturen, sondern jene köstliche Gebirgsziege,
die schon vor einigen Jahren gelegentlich einer
Ausstellung durch ihre eminente Durchbildung und
Ursprünglichkeit des Motivs allseits frohe Bewun-
derung fand, dann ein munteres Alpenfüllen und
einen jungen Algäuer Zuchtstier, ein Abbild ahnen-
der Kraft und strotzender Lebensfülle. Wie diese
Kunst im Kleinen anderen Zwecken nutzbar gemacht
wird, zeigt der jugendliche Bannerträger zu Pferd,
der einem von Direktor Brochier entworfenen Tafel-
aufsatz für Reichsrat von Tramer-Klett als Be-
krönung dient, und die lustige Kleinplastik des aüf
einem Geißbock schaukelnden „Mariandls" (Abb.572).
Das unentwegte Bedürfnis, der Natur möglichst
auf den Leib zu rücken, müßte Peilmaier eigentlich
zu einem erfolgreichen Porträtplastiker prädestinieren,
und man muß bedauern, daß gerade diese Leite
seines vielgestaltigen Lchaffens sich noch so wenig
entfalten konnte. Tin paar Kinderbüsten in Bronze,
die man ruhig, ohne ihnen zu schaden, neben solche
des Quattrocento ftellen dürfte, rechtfertigen diese An-
schauung (Abb. 573). Da ist alles so schlicht ge-
schaut, so naiv dem Borbild angepaßt, daß man
von der aus dem Leben gegriffenen Wahrheit un-
mittelbar überzeugt wird. Den Höhepunkt dieser
durch die Tinfachheit der Mittel noch besonders her-
vorstechenden Kunst erblicke ich in der in Lindenholz
geschnittenen Büste der Gattin unseres Künstlers
(Abb. 57^). Die Lebendigkeit und Naturwahrheit des
Werkes wird durch die eigenartige Textur des Holzes,
deren Zufälligkeiten mit einem gewisser! Raffinenrent
ausgenutzt sind, mit köstlichem Reize überkleidet
Tine derartige Berschmelzung einer künstlerischen
55g. Grabmal für einen jungen Musikfreund auf dein
israelitischen Friedhof zu Nürnberg.
Uunü und Handwerk. 60. Jahrg. Heft 9.
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