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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 60.1909-1910

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Buchner, Georg: Geschichte der Metallfärbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.9044#0371

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Neuere Münchener Eisenarbeiten.

schränken wird, ist die einsach schwarze Farbe der
einzig auf Schönheit der Zeichnung angewiesenen
Dekoration durch Niello (Tellini).

Angeregt teils durch die genauere Kenntnis der
trefflich niellierten Goldschmiedearbeiten des Mittel-
alters, teils durch die auf den Londoner Weltaus-
stellungen vermittelte Bekanntschaft mit den gleich
geschmackvoll prächtigen und technisch vollendeten
Arbeiten Indiens in diesem Fache, hat sich vor
einiger Zeit die mitteleuropä-
ische Industrie der Wiederauf-
nahme des Niello zugewandt.

Englische Fabriken (wie hart
& Son in London, Skidmore
in Coventry) haben das Niello
an Bronzegcrätcn des täg-
lichen Gebrauchs zur Geltung
gebracht; andere (so Vogeno
in Aachen) verwenden es zum
Schmucke kirchlicher Gefäße;

Bijouteriefabriken in Hanau
haben niellierte Goldspangen,
unter anderem in pseudo-an-
tikem Geschmack, geliefert; von
Tula aus kommen kleinere,
meist Silbersachen, Dosen, Be-
cher u. dgl., in den Handel;
ebenso in neuerer Zeit vou
Schwäb.-Gmünd usw.

In neuerer Zeit hat man
an verschiedenen Orten ge-
sucht, die seit deni (7. Jahr-
hundert brachliegende Kunst
der echten Tausia wieder zu
beleben. Es sei nur erinnert
an die Anregung von Zuloaga
in Spanien und die modernen
Tauschierarbeiten ausSpanien
aufderpariserWeltausstellung
(867. Auch die westfälische
Tauschiertechnik, bei welcher
Kupfer und Messing in Eisen
eingelegt wird, blüht durch die
Aufmunterung des Ze'ntral-Gewerbevereins in Düssel-
dorf wieder auf, wie die Arbeiten der Schlossermeister
Köster in M.-Gladbach und Kampmann in Hamm
zeigen. Auch die Elberfelder Graveure Fr. Aldefeld
und Ioh. Lindermann leisten Erfreuliches in echter
Tauschierung. T. Lustig in Wien verwendet bei dem
sog. Goldmosaik —- Niello—Silber als Grundlage
für verschiedenartige Goldintarsia. Es wurde hier
das Niello in Verbindung mit der Tauschierung ge-
bracht. Auch auf galvanischem Wege wird die Tau-

schierung ausgeführt (Bronzes incrustes) (siehe Vogel,
Polytechn. Notizblatt v. Böttger, (8qck, (3; und
Thristofle in Paris).

Auf den Kunstgewerbeausstellungen der letzteren
waren von deutschen Fabrikanten sehr hübsche Metall-
färbungen an Büsten und Statuen zu sehen; davon
waren aber die wenigsten rein chemische Metall-
färbungen in dem eingangs erörterten Sinne, sondern
es herrschten da — wenn auch sehr gelungen — die
Anstriche mit Bronzepulvern,
Gemengen aus Kupferbronze
und Graphit usw. und sehr
sein ausgeführte Verbindungen
von chemischer und mecha-
nischer Metallfärbung vor.

Auf der pariser Weitaus
stellung (889 nahmen unter
den französischen Bronzen
ThiebautFreres, Barbedienne,
E. Blot, Liot-Decamville, Suffe
Freres, M. Eolin Sc To. die
oberste Stelle ein, insbesondere
hinsichtlich der Färbung, über-
troffen nur durch die japa-
nischen Erzeugnisse. Zu er-
wähnen sind auch die damals
ausgestellten, aus japanischer
Technik fußenden, durch sehr
schöne Färbungen ausgezeich-
neten Bronzen von W. Elkan,
Berlin, und E. Berner, Mün-
chen, usw.—Man kann zurzeit
in Deutschland einen bedeuten-
den Fortschritt im Können und
ein steigendes Interesse an der
„Metallfärbung" wahrneh-
men. Es hängt das mit deni
Blühen derMetallindustrie und
des modernen Kunstgewerbes
aufs engste zusammen.

Der Bedarf an Metall-
gegenständen, man denke z. B.
nur an die „Beleuchtungsindu-
strie", welche sich in Form und Farbe den künstlerischen
Forderungen anpassen müssen, ist ein steigender. Da-
durch wird die Metallfärbung immer mehr ein Faktor,
mit deni der Fabrikant rechnen nmß; die moderne Me-
daillenkunst hat sehr schöne künstlerische Metallfär-
bungen hervorgebracht. Auch wird die Forderung,
welche ich schon beim ersten Erscheinen meiner „Metall-
särbung" ((89s) stellte, daß die Metallfärbung syste-
matisch in Fachschulen gelehrt und geübt werden solle,
immer mehr, wenn auch in langsanien Tempo, erfüllt.

72{. Elektrischer Lüster;
von Eugen Ehrenböck, München.
('ho d. wirkt. Größe.)

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