blut haben sich sogar gekreuzt, da viele Lipper hier siedelten und damit
ihre zweite Heimat fanden. —
Es liehe sich noch manche Einzelheit über die Geschichte und die
Entwicklung des ostfriesischen Ziegeleiwesens berichten; doch sei darüber
auf mein Heftchen über die „Geschichte der Ostfriesischen Ziegeleien"
hingewiesen (erschienen 1934 im Selbstverlag, Preis 1,40 RM.). —
Zusammenfassend ist also festzustellen, daß die Z i e g e l i n d u st r i e
wesentlich das Siedlungsbild von Ostfriesland
beeinflußt hat. Die wirtschaftliche Bedeutung dieser Industrie
ist nicht gering einzuschätzen; hat diese Industrie doch gerade hier
„einen guten Boden" gefunden. Noch eines ist außerordentlich wichtig
festzustellen: Das neue Baumaterial „Backstein" hat
an dem inneren Aufbau keine Aenderung nötig
gemacht, sondern hat die uralte friesische Wohn-
und Vaugesinnung nur noch vertieft.
Soltborg in Ostfriesland. Friedrich W. Beekmann.
Umfragen
Diese Umfragen sollen die Forschungsarbeiten einzelner erleich-
tern und zu einer „Arbeitsgemeinschaft" aller führen. Beant-
wortungen, die an die Schriftleitung zu senden sind, werden im
Ausschnittarchiv des Vaterländischen Museums aufbewahrt.
6. „Vullbuksabend", „Hitjen".
Mitteilungen aus der Arbeitsgemeinschaft zum Aufsatz „Weihnachtliches Fest-
gebäck in Niedersachsen" im letzten Heft der Kunde (1934/7).
Zu: „Dullbuksabend".
1. In meinem Geburtsort Dahlenburg bei Lüneburg und dem
meines Vaters, Haar bei Neuhaus a. d. Elbe, wird als „Vullb nks-
abend" der Abend des 31. Dezember bezeichnet: In der Däm-
merung des Altjahrsabend gingen die Iungknechte^ damals die Lüttknechte,
von Haus zu Haris und sworten Wost (bettelten Wurst), Eier und Schinken
zusammen. Wenn dann die letzten Arbeiten im Haus und im Stall getan
waren, dann versammelten sich alle Knechte, die Lütt- und Erotknechte,
in einer Gesindestube und verzehrten gemeinsam das Gesammelte. Dieses
Essen fand in jedem Jahre auf einem anderen Hofe statt. Der jeweils be-
troffene Bauer hatte den Tisch zu decken und aufzutragen, was Keller und
Küche hergaben. Seine Lieferung allein hätte schon genügt, alle zu sättigen.
Aber das Gesammelte kam herzu — und dann wurde gefuttert auf „Deuwel
kumm rut". Der Schnaps und Rumgrock fehlten selten. Um 12 Uhr nachts
war dann ein gewaltiger Lärm. Wer die „Swäg" (Peitsche) schwingen
konnte, tat es mit lautem Eeknall. Wer irgend einen Schießprügel auf-
treiben konnte, knallte los. So wurde das alte Jahr vertrieben und das
neue begrüßt. Mein Vater, selber Jäger, ging mit uns in den Obstgarten
und schon ebenfalls. Auf das,,Warum?" erhielten wir zur Antwort: „Wode
zu ehren, damit die Bäume nächstes Jahr ordentlich tragen!" --
2. Hn den „Verdener Neuesten Nachrichten" steht heute (30. 12. 1934),
daß man in der Sylvesternacht den Tieren besonders gutes und reichliches
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ihre zweite Heimat fanden. —
Es liehe sich noch manche Einzelheit über die Geschichte und die
Entwicklung des ostfriesischen Ziegeleiwesens berichten; doch sei darüber
auf mein Heftchen über die „Geschichte der Ostfriesischen Ziegeleien"
hingewiesen (erschienen 1934 im Selbstverlag, Preis 1,40 RM.). —
Zusammenfassend ist also festzustellen, daß die Z i e g e l i n d u st r i e
wesentlich das Siedlungsbild von Ostfriesland
beeinflußt hat. Die wirtschaftliche Bedeutung dieser Industrie
ist nicht gering einzuschätzen; hat diese Industrie doch gerade hier
„einen guten Boden" gefunden. Noch eines ist außerordentlich wichtig
festzustellen: Das neue Baumaterial „Backstein" hat
an dem inneren Aufbau keine Aenderung nötig
gemacht, sondern hat die uralte friesische Wohn-
und Vaugesinnung nur noch vertieft.
Soltborg in Ostfriesland. Friedrich W. Beekmann.
Umfragen
Diese Umfragen sollen die Forschungsarbeiten einzelner erleich-
tern und zu einer „Arbeitsgemeinschaft" aller führen. Beant-
wortungen, die an die Schriftleitung zu senden sind, werden im
Ausschnittarchiv des Vaterländischen Museums aufbewahrt.
6. „Vullbuksabend", „Hitjen".
Mitteilungen aus der Arbeitsgemeinschaft zum Aufsatz „Weihnachtliches Fest-
gebäck in Niedersachsen" im letzten Heft der Kunde (1934/7).
Zu: „Dullbuksabend".
1. In meinem Geburtsort Dahlenburg bei Lüneburg und dem
meines Vaters, Haar bei Neuhaus a. d. Elbe, wird als „Vullb nks-
abend" der Abend des 31. Dezember bezeichnet: In der Däm-
merung des Altjahrsabend gingen die Iungknechte^ damals die Lüttknechte,
von Haus zu Haris und sworten Wost (bettelten Wurst), Eier und Schinken
zusammen. Wenn dann die letzten Arbeiten im Haus und im Stall getan
waren, dann versammelten sich alle Knechte, die Lütt- und Erotknechte,
in einer Gesindestube und verzehrten gemeinsam das Gesammelte. Dieses
Essen fand in jedem Jahre auf einem anderen Hofe statt. Der jeweils be-
troffene Bauer hatte den Tisch zu decken und aufzutragen, was Keller und
Küche hergaben. Seine Lieferung allein hätte schon genügt, alle zu sättigen.
Aber das Gesammelte kam herzu — und dann wurde gefuttert auf „Deuwel
kumm rut". Der Schnaps und Rumgrock fehlten selten. Um 12 Uhr nachts
war dann ein gewaltiger Lärm. Wer die „Swäg" (Peitsche) schwingen
konnte, tat es mit lautem Eeknall. Wer irgend einen Schießprügel auf-
treiben konnte, knallte los. So wurde das alte Jahr vertrieben und das
neue begrüßt. Mein Vater, selber Jäger, ging mit uns in den Obstgarten
und schon ebenfalls. Auf das,,Warum?" erhielten wir zur Antwort: „Wode
zu ehren, damit die Bäume nächstes Jahr ordentlich tragen!" --
2. Hn den „Verdener Neuesten Nachrichten" steht heute (30. 12. 1934),
daß man in der Sylvesternacht den Tieren besonders gutes und reichliches
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