Die anthropologische Bestimmung der Leichenbrände des Urnenfeldes
von Loccum.
Im ganzen konnten 13 Brände auf Alter, Geschlecht und Anzahl
der Bestatteten in einer Urne untersucht werden. Die Aschen waren
folgendermaßen nummeriert: I, III, IV, VI, VIII, IX, XI, XII, XII3,
XIV, XVI, XVII, XVIII.
Die Menge der calcinierten Knochen war sehr verschieden. Die
Brände VI, VIII, IX, XIV und XVIII enthielten soviel, daß das Material
in 3 Schichten entleert und gesondert untersucht werden konnte. Wenn
eben möglich, sollte immer schichtweise entleert werden, um erkennen
zu können, ob der Leichenbrand nach bestimmten Gesichtspunkten, z. B.
Einfüllung des Brandes nach dem anatomischen Aufbau des mensch-
lichen Körpers, in die Urne vor sich gegangen ist. Frenzel hat im
Mannus Bd. 19 behauptet, daß die Lage der Knochen in den von
ihm nachgesehenen Urnen (es handelte sich um bronzezeitliche Bestattun-
gen) mehrfach eine Nachbildung der menschlichen Gestalt darstellt. Zu
oberst sollen die Knochen des Schädeldaches, dann die Rumpfknochen,
zu unterst die Neste der Extremitäten liegen. Zn dem von mir darauf-
hin untersuchten gesamten Material von ca. 900 Bränden aus den ver-
schiedensten Brandzeiten und aus den verschiedensten Gegenden Deutsch-
lands konnte ich in keinem Falle eine beabsichtigte oder unbeabsichtigte
Nachbildung der menschlichen Gestalt in der Lagerung der Knochen-
aschen feststellen. Sollte aber mal eine solche bestimmte Lagerung
beobachtet werden, so kann sie natürlich, mechanisch so erklärt werden,
daß beim Einsammeln der Asche am Fußende der Leiche angefangen
und am Kopf aufgehört wird. Eine beabsichtigte Nachbildung der
menschlichen Gestalt, die doch nur in religiösen Anschauungen begrün-
det sein kann, ist durch nichts bewiesen oder begründet. Auch in den
Bränden meines Materials, die eine Doppelbestattung einer erwachse-
nen Person mit einem Kinde enthielten, fanden sich die Knochen-
sequester beider Individuen regellos miteinander vermischt.
Dem Alter nach wurden die verbrannten Menschen in die bekannte
anthropologische Altersskala eingereiht. Jnfans I, die frühe Kindheit,
von 0—7 Jahren, Infans II, die spätere Kindheit, von 7—14 Jahren,
Iuvenil oder das Iugendalter von 14—21 Jahren, Adult oder das
erwachsene Alter von 22—39 Jahren, Matur oder das reife Alter von
40—59 Jahren, Senil oder das Ereisenalter nach dem 60. Lebensjahre.
Abgekürzt bezeichnen wir die einzelnen Perioden mit i I, i II, ^fu,
^4, 8.
Die anthropologische Untersuchung der Leichenbrände von Loccum
hatte folgendes Ergebnis:
188
von Loccum.
Im ganzen konnten 13 Brände auf Alter, Geschlecht und Anzahl
der Bestatteten in einer Urne untersucht werden. Die Aschen waren
folgendermaßen nummeriert: I, III, IV, VI, VIII, IX, XI, XII, XII3,
XIV, XVI, XVII, XVIII.
Die Menge der calcinierten Knochen war sehr verschieden. Die
Brände VI, VIII, IX, XIV und XVIII enthielten soviel, daß das Material
in 3 Schichten entleert und gesondert untersucht werden konnte. Wenn
eben möglich, sollte immer schichtweise entleert werden, um erkennen
zu können, ob der Leichenbrand nach bestimmten Gesichtspunkten, z. B.
Einfüllung des Brandes nach dem anatomischen Aufbau des mensch-
lichen Körpers, in die Urne vor sich gegangen ist. Frenzel hat im
Mannus Bd. 19 behauptet, daß die Lage der Knochen in den von
ihm nachgesehenen Urnen (es handelte sich um bronzezeitliche Bestattun-
gen) mehrfach eine Nachbildung der menschlichen Gestalt darstellt. Zu
oberst sollen die Knochen des Schädeldaches, dann die Rumpfknochen,
zu unterst die Neste der Extremitäten liegen. Zn dem von mir darauf-
hin untersuchten gesamten Material von ca. 900 Bränden aus den ver-
schiedensten Brandzeiten und aus den verschiedensten Gegenden Deutsch-
lands konnte ich in keinem Falle eine beabsichtigte oder unbeabsichtigte
Nachbildung der menschlichen Gestalt in der Lagerung der Knochen-
aschen feststellen. Sollte aber mal eine solche bestimmte Lagerung
beobachtet werden, so kann sie natürlich, mechanisch so erklärt werden,
daß beim Einsammeln der Asche am Fußende der Leiche angefangen
und am Kopf aufgehört wird. Eine beabsichtigte Nachbildung der
menschlichen Gestalt, die doch nur in religiösen Anschauungen begrün-
det sein kann, ist durch nichts bewiesen oder begründet. Auch in den
Bränden meines Materials, die eine Doppelbestattung einer erwachse-
nen Person mit einem Kinde enthielten, fanden sich die Knochen-
sequester beider Individuen regellos miteinander vermischt.
Dem Alter nach wurden die verbrannten Menschen in die bekannte
anthropologische Altersskala eingereiht. Jnfans I, die frühe Kindheit,
von 0—7 Jahren, Infans II, die spätere Kindheit, von 7—14 Jahren,
Iuvenil oder das Iugendalter von 14—21 Jahren, Adult oder das
erwachsene Alter von 22—39 Jahren, Matur oder das reife Alter von
40—59 Jahren, Senil oder das Ereisenalter nach dem 60. Lebensjahre.
Abgekürzt bezeichnen wir die einzelnen Perioden mit i I, i II, ^fu,
^4, 8.
Die anthropologische Untersuchung der Leichenbrände von Loccum
hatte folgendes Ergebnis:
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