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Die Kunde — 3.1935

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Nr. 3
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Jacob-Friesen, Karl Hermann: Eine steinzeitliche Tontrommel aus Edesheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.60911#0053

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Eine steinzeitliche Tontrommel aus Edesheim.
Etwa 5 km nördlich von Northeim liegt das Dorf Edesheim.
In feiner Feldflur, angrenzend an die von Hohnstedt, sind eine Reihe
von Kiesgruben längs der Eisenbahnlinie Hannover-Göttingen ange-
legt, die dort hart am rechten Ufer des breiten Leinetales verläuft.
Die Kiesgruben von Edesheim sind als reiche steinzeitliche Fundstätten
schon bekannt und von Dr. Bruno Crome in Göttingen einmal in seiner
Arbeit „Steinzeitliche Provinz um Göttingen" (Nachrichtenblatt für
Niedersachsens Vorgeschichte N-F. 1. 1924) und dann in dem Aufsatz
„Untersuchung einer steinzeitlichen Wohngrube bei Edesheim" (Neues
Göttinger Jahrbuch Bd. 2, 1929) gewürdigt worden. Der erste, der
auf die Wichtigkeit dieser Gruben hinwies, war Lehrer Lampe in Har-
riehausen, der sie schon seit längeren Jahren beobachtet hatte. Ueber
den Schottern dieser Kiesgruben lagert eine über einen halben Meter
mächtige Humusschicht, und die bisher beobachteten Fundstellen waren
durch die Humusschicht in die Kiesschicht eingetieft, wo sie als „schwarze
Stellen" sich besonders gut abhoben. Auf unsere Bitte, diese „schwarzen
Stellen" bei Edesheim dauernd unter Augen zu halten, meldete uns
Herr Dr. Harmsen aus Hildesheim im Herbst 1934, daß solche wieder
zum Vorschein gekommen wären. Wir baten nun den Kreispfleger
von Northeim, Herrn Studienrat Hueg, diese Stellen zu untersuchen,
und eines Tages lieferte er uns zwei Hände voll Scherben ab (Ab-
bildung 1), die er mit unverbrannten Skelett-Teilen in einer solchen
schwarz gefärbten Vertiefung geborgen hatte.
Die Zusammensetzung der Scherben ergab eine selten schöne Ton-
trommel von etwa 34 cm Höhe, 22,5 cm Mündungsdurchmesser und
20 cm Bodendurchmesser. (Abbildung 2). Die Gestalt der Tontrom-
mel ist sanduhr-, oder besser gesagt, eierbecherförmig. Ein Boden ist
nicht vorhanden. Kurz unter dem Rande sitzen 17 warzenförmige
Zapfen. Etwas oberhalb der Mitte des Oberteils ist ein breiter band-
förmiger Henkel angebracht. Die Bruchlinien der Scherben lasten deut-
lich den Aufbau des Tongefäßes aus Ring- oder Spiralwülsten er-
kennen. Verziert ist der Oberteil durch ein schachbrettartiges Motiv,
das hauptsächlich durch keilförmige Einstiche, z. T. aber auch durch
wagerecht eingeritzte Linien hervorgerufen wurde. (Abbildung 3 u)-
Daß es sich bei diesen irdenen Gefäß um eine Trommel handelt,
steht außer allem Zweifel. Wir haben einen Nachguß des Gefäßes
mit einem Trommelfell überspannt und können die schönsten Trom-
mellaute auf ihr Hervorrufen. Aber auch die völkerkundlichen Ver-
gleiche sprechen für eine Trommel. Wir geben in Abbildung 3 b eine
Holztrommel der Eingeborenen aus dem Kaiser-Wilhelms-Land von
Neu-Guinea wieder und in Abb. 3 c eine Tontrommel mit aufgeklebtem
Trommelfell aus Aegypten, die uns von Frau Dr. Hamm freundlichst
zur Verfügung gestellt wurde.

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