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Die Kunde — 3.1935

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Nr. 7/8
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Cassau, Adolf: Einzigartiger steinzeitlicher Moorfund in Wiepenkathen, Kr. Stade (Vorläufiger Fundbericht)
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Gummel, Hans: Vor- oder frühgeschichtliches Körpergrab in Winkelsetten, Samtgemeinde Laer, Kreis Osnabrück-Iburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.60911#0161

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die hohe Lebenshaltung und die Geistesrichtung unserer nordischen Vor-
fahren (Waffenstolz, Freude am Praktischen und Schönen...) ein
Helles Licht und erlaubt Rückschlüsse auf andere Erzeugnisse aus or-
ganischen Stoffen, besonders auf die menschliche Kleidung am Ende der
jüngeren Steinzeit.
Wegen der reichhaltigen Riemenverschnürung ist kaum anzuneh-
men, daß der Dolch von Wiepenkathen eines Tages von seinem Besitzer
verloren wurde. Vielleicht darf man ihn, wie so manchen anderen
schönen Moorfund, als Opfergabe für eine Gottheit ansehen.
Stade. Bezirkspfleger Lehrer L a f s a u.
Vor- oder frühgeschichtliches Körpergrab in Winkelsetten,
Samtgemeinde Laer, Kreis Osnabrück-Iburg.
Am 7. Juni 1935 wurde von Kreispfleger Vr. Bauer und mir ein
Skelett freigelegt, dessen Schädel leider bei der Kalktufsgewinnung zer-
trümmert war. Die Fundmeldung wird Herrn Lehrer Merse in
Laer verdankt.
Unter 55—60 cm mächtigem Humus-Boden liegt der von den
Landleuten „Erott" genannte Kalktuff. In diesen war die Erabgrube,
die sich als sehr regelmäßiges Rechteck mit abgerundeten Ecken pracht-
voll von dem Hellen Untergründe abhob, m eingetieft. Eigenartiger-
weise lagen nur über dem Unterteil des Skeletts, etwa vom Becken an,
Steine, und zwar besonders zwei größere Kalktufs-Platten, die der
Länge nach neben einander lagen. Sie dürften daher auf Holzbohlen
geruht haben, welche quer über das Grab gelegt waren. Nach deren
Zerfall waren sie in die Mitte des Grabes hineingesunken, sodaß sie
jeweils mit einem Winkel von etwa 40° schräg nach innen und unten
standen. Das Skelett gehört einer männlichen Person von etwa 1,90 m
Länge an. Die Knochen befanden sich zum Teil nicht mehr in richtiger
Lagerung. Etwas außerhalb und unterhalb vom rechten Knie wurde
eine etwa dreieckige 3—4 cm lange bezw. breite Scherbe eines dem
Brande nach vorgeschichtlichen schwarzen Tongefäßes gefunden.
Schätzungsweise dürfte sie aus einem der ersten Jahrhunderte vor Ehr.
Geburt stammen. Jedoch erscheint ein späteres Alter nicht ausgeschlossen.
Es macht den Eindruck, als ob dieses Stück zufällig in das Grab
hineingeraten ist. Es ist für die Zeitbestimmung also nur insofern
wertvoll, als es zeigt, daß das Grab jünger als die Scherbe sein muß.
Unter dem linken Ellbogen lag in der linken Beckenhälfte ein ver-
hältnismäßig breites, spitz zugehendes eisernes Messer mit kurzer Griff-
angel. Messer ähnlicher Form sind in dem etwa aus dem 7. Jahr-
hundert nach Ehr. stammenden Körper-Gräberfeld von Anderten, Kr.
Burgdorf (bei Hannover) gefunden worden. Da es sich um eine ein-
fache Messerform handelt, kann das Messer selbstverständlich älter oder
jünger sein.

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