Die Bedeutung der Pollenanalyse für die Urgeschichte.
Von der Lösung besonderer Fragen interessiert die Urgeschichts-
Wissenschaft auch der Lebensraum ihres vornehmsten Forschungsgegen-
standes, des urgeschichtlichen Menschen. Daher hat vielleicht von allen
Disziplinen die Urgeschichte das größte direkte Interesse an richtigen
und klaren Vorstellungen über den Zustand der Landschaft in früheren
Zeitabschnitten.
Die einschlägigen Probleme dieser Arbeitsrichtung werden all-
gemein unter dem Schlagwort „Urlandschaftsforschung" zusammen-
gefaßt. Nach den seinerzeit bahnbrechenden Arbeiten von Robert Grad-
mann beschäftigt sich eine kaum noch übersehbare Literatur mit ihnen.
Erst neuerdings sind unter weitgehender Berücksichtigung verschiedener
Hilfsdisziplinen für die Förderung der Urlandschaftsfrage neue Vor-
schläge unter kritischer Würdigung älterer Unternehmungen dieser Art
gemacht worden (3). Dabei wurde betont, daß eine zielbewußte Re-
konstruktion früherer Landschaftszustände ausgehen muß von der heu-
tigen Kulturlandschaft, die als die Summe der Naturlandschaft
und der auf sie wirksamen menschlichen Einflüsse aufgefaßt werden
muß. Hier fruchtbare Arbeit zu leisten, ist ganz besonders die Pflanzen-
soziologie im Sinne von Vraun-Blanquet in engster Verbindung mit
der Bodenkunde berufen.
Die Entwicklung der Naturlandschaft durch die verschiedenen
Stadien und Zeiten kann jedoch nicht durch pflanzensoziologisch-boden-
kundliche Erwägungen allein zurückverfolgt werden. Hier greift außer-
ordentlich glücklich ergänzend die von dem Schweden von Post und in
Deutschland von C. A. Weber begründete Pollenanalyse ein.
Ihre Arbeitsweise besteht darin, daß aus dem in Torflagern kon-
serviertem Blütenstaub (Pollenkörner) und anderen pflanzlichen Re-
sten die Anwesenheit und der ungefähre Mengenanteil der erhaltenen
Pflanzen in früheren Zeiten gefunden werden kann. Allerdings ver-
mag die Pollenanalyse nicht auszusagen — was häufig übersehen
wird — wie die Vegetation oder auch nur die Waldgesell -
schäften im Einzelnen zusammengesetzt waren oder wo
einzelne Pflanzenassoziationen ihren Wuchsort hatten. Sie gibt
vielmehr als typisch floristische und nicht soziologisch-vegetationskund-
liche Methode nur eine allgemeine Uebersicht über das Vorhandensein
und die Beteiligung der von ihr nachweisbaren Pflanzen (mit Aus-
nahme der torfbildenden Arten) an der Eesamtzusammensetzung der
Flora und nicht der Vegetation eines je nach der Dichte und
Größe der untersuchten Torflager engeren oder weiteren Gebietes.
Dagegen ist es möglich, Angaben über das Vorhandensein bestimmter
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Von der Lösung besonderer Fragen interessiert die Urgeschichts-
Wissenschaft auch der Lebensraum ihres vornehmsten Forschungsgegen-
standes, des urgeschichtlichen Menschen. Daher hat vielleicht von allen
Disziplinen die Urgeschichte das größte direkte Interesse an richtigen
und klaren Vorstellungen über den Zustand der Landschaft in früheren
Zeitabschnitten.
Die einschlägigen Probleme dieser Arbeitsrichtung werden all-
gemein unter dem Schlagwort „Urlandschaftsforschung" zusammen-
gefaßt. Nach den seinerzeit bahnbrechenden Arbeiten von Robert Grad-
mann beschäftigt sich eine kaum noch übersehbare Literatur mit ihnen.
Erst neuerdings sind unter weitgehender Berücksichtigung verschiedener
Hilfsdisziplinen für die Förderung der Urlandschaftsfrage neue Vor-
schläge unter kritischer Würdigung älterer Unternehmungen dieser Art
gemacht worden (3). Dabei wurde betont, daß eine zielbewußte Re-
konstruktion früherer Landschaftszustände ausgehen muß von der heu-
tigen Kulturlandschaft, die als die Summe der Naturlandschaft
und der auf sie wirksamen menschlichen Einflüsse aufgefaßt werden
muß. Hier fruchtbare Arbeit zu leisten, ist ganz besonders die Pflanzen-
soziologie im Sinne von Vraun-Blanquet in engster Verbindung mit
der Bodenkunde berufen.
Die Entwicklung der Naturlandschaft durch die verschiedenen
Stadien und Zeiten kann jedoch nicht durch pflanzensoziologisch-boden-
kundliche Erwägungen allein zurückverfolgt werden. Hier greift außer-
ordentlich glücklich ergänzend die von dem Schweden von Post und in
Deutschland von C. A. Weber begründete Pollenanalyse ein.
Ihre Arbeitsweise besteht darin, daß aus dem in Torflagern kon-
serviertem Blütenstaub (Pollenkörner) und anderen pflanzlichen Re-
sten die Anwesenheit und der ungefähre Mengenanteil der erhaltenen
Pflanzen in früheren Zeiten gefunden werden kann. Allerdings ver-
mag die Pollenanalyse nicht auszusagen — was häufig übersehen
wird — wie die Vegetation oder auch nur die Waldgesell -
schäften im Einzelnen zusammengesetzt waren oder wo
einzelne Pflanzenassoziationen ihren Wuchsort hatten. Sie gibt
vielmehr als typisch floristische und nicht soziologisch-vegetationskund-
liche Methode nur eine allgemeine Uebersicht über das Vorhandensein
und die Beteiligung der von ihr nachweisbaren Pflanzen (mit Aus-
nahme der torfbildenden Arten) an der Eesamtzusammensetzung der
Flora und nicht der Vegetation eines je nach der Dichte und
Größe der untersuchten Torflager engeren oder weiteren Gebietes.
Dagegen ist es möglich, Angaben über das Vorhandensein bestimmter
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