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Die Kunde — 3.1935

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Nr. 7/8
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Zylmann, Peter: Die mittlere Steinzeit in Ostfriesland
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Cassau, Adolf: Einzigartiger steinzeitlicher Moorfund in Wiepenkathen, Kr. Stade (Vorläufiger Fundbericht)
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https://doi.org/10.11588/diglit.60911#0159

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stein und mehrere unbearbeitete Feuersteinknollen. Offensichtlich han-
delt es sich hier um einen Arbeitsplatz.
Einige Stücke scheinen auf ein höheres Alter hinzudeuten, u. a.
eine Stielspitze, die aus dem Formenkreis der feinen Mikrolithik heraus-
fällt; der Schaft ist an der linken Seite kräftig retuschiert, auch die
rechte Spitzenseite zeigt grobe Bearbeitung (Abb. 16). Sie stimmt mit
dem von Wegewitz abgebildeten Stück („Ein Flintplatz aus der mittle-
ren Steinzeit in der Feldmark Ahlerstedt, Kr. Stade", Stader Archiv,
Neue Folge Heft 18, 1928, Taf. 4, Abb. 4) weitgehend überein. Wege-
witz ist im Zweifel, ob hier ein fertiges Gerät oder eine Vorstufe für
eine Lanzenspitze vorliegt. Ich möchte ersteres annehmen, da es un-
wahrscheinlich ist, daß eine solche meist ganz einfache Form an zwei
Orten aus Zufall fast identisch auftritt. In diesem Stück und anderen
scheinen ältere Traditionen weiterzuleben (u. a. grobe pickelförmige
Geräte), so daß ich den Beginn der Brookzeteler Station vor das Spät-
tardenoisien legen möchte.
An nicht wenigen Stücken zeigt sich auf den bearbeiteten Flächen
eine ältere und eine jüngere Patina, offenbar sind alle Geräte in einer
späteren Zeit des Mesolithikums wie Rohmaterial behandelt und neu
bearbeitet worden, was ebenfalls für eine lange Dauer der Siedlung
oder für zwei zeitlich getrennte mesolithische Siedlungsphasen spricht.
Eines der üblichen Siedlungsmerkmale, nämlich im Feuer ge-
glühter und von vielen feinen Sprüngen durchzogener Feuerstein, ist
im Fundgebiet reichlich vertreten.
Die erdrückende Masse der Funde wurde durch Absuchen der
Oberfläche geborgen. Kleine Probegrabungen, die ich vornahm, um
klare Profile von der Schichtenfolge und den Lagerungsverhältnissen
zu erhalten, hoffe ich noch durch umfangreichere Grabungen zu er-
gänzen. —
Hamburg. Pros. Peter Z y l m a n n.

Einzigartiger steinzeitlicher Moorfnnd in Wiepenkathen, Kr. Stade.
(Vorläufiger Fundbericht.)
Einem äußerst glücklichen Zufall ist es zu verdanken, daß beim
Torsgraben auf dem Moorgrundstück des Bauern Fohs. Wilkens in
Wiepenkathen ein Feuersteindolch gefunden wurde, der nicht nur
mit einem Holzgriff versehen war, sondern auch noch in einer
guterhaltenen verzierten Lederscheide steckte. Griff
und Scheide sind mit Lederriemen sorgfältig zusammengeschnürt.
Der Torfspaten hatte glücklicherweise das Eriffende des Dolches nur
gestreift. Der Besitzer der Fundstelle und der Finder, der landwirt-
schaftliche Arbeiter Klaus Deede, Wiepenkathen, sorgten in vorbildlicher
Weise dafür, daß der Fund richtig, d. h. ungeöffnet, ungereinigt und in

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