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Die Kunde — 3.1935

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Nr. 11
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Steilen, Diedrich: Vorgeschichte - Siedlungskunde - Flurnamen
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Redlich, Clara: Zur Abwanderung des städtischen Kulturguts in die Volkskunst: am Beispiel des deutsch-baltischen und niedersächsischen Silberschmuckes vergleichend dargestellt
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https://doi.org/10.11588/diglit.60911#0249

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eingetragen werden. Das ist gut,' denn jeder Name, der amtlich ist,
wird der Vergessenheit entrissen. Die Flurnamen aber binden den
Menschen an die Scholle, schlagen die Brücke vom Menschen zum Boden.
Darum streben wir mit allen Mitteln darnach, die Jugend bereits mit
den Flurnamen vertraut zu machen. Aus diesem Grunde begrüßen
wir die Flurumgänge oder Flurbegehungen, bei der die Alten die
Jugend führen und erzählen, was sie von ihren Vorfahren hörten.
Daß die Ergebnisse der Spatenforschung mit berücksichtigt werden
wollen, bedarf wohl keiner Erwähnung. So wird es am Ende not-
wendig sein, daß der Vorgeschichtler und Siedlungsforscher wie der
Volkskundler sich diesen Umgängen anschließt, um zu lehren und —
zu lernen.
Bremen. Lehrer D. S t e i l e n.

Zur Abwanderung des städtischen Kulturguts in die Volkskunst,
am Beispiel des deutsch-baltischen und niedersächsischen Silberschmuckes
vergleichend dargestellt.
Eine in der Volkskunst oft erörterte Frage ist die nach dem ab-
gewanderten Kulturgute. Nicht alles was uns heute in der Kunst der
ländlichen Bevölkerung begegnet ist auch dort entstanden, sondern
häufig handelt es sich hierbei um Dinge städtischer Herkunft, die durch
den schnelleren Wechsel der städtischen Moden längst in Vergessenheit
geraten sind, um dann heute auf dem Lande als Volksgut wieder ent-
deckt und gewürdigt zu werden. Die städtische Herkunft ist in vielen
Fällen nicht mehr nachzuweisen, so daß es oft gar nicht mehr möglich
erscheint, in der Volkskunde die gegenseitige Beeinflussung von Stadt
und Land zu erforschen.
So scheint es wenigstens, wenn man hierfür als Forschungsgebiet
das Reich allein in Betracht zieht. Deutsche städtische Kultur hat aber
erheblich über die Grenzen des Reiches hinausgegriffen. Wo bei der
Ostkolonisation der deutsche Bauer nicht mehr folgen konnte,
spannten die Städte ein weit ausgreifendes Netz von Handelszentren.
Mit der deutschen Beteiligung an der Gründung von schwedischen, pol-
nischen und böhmischen Städten ist auch viel deutsches Kulturgut mit
hinausgegangen. Aber noch wichtiger sind in diesem Zusammenhang
solche Gebiete, wo ein rein deutsches Städtewesen jahrhundertelang
neben einer undeutschen bäuerlichen Bevölkerung bestand. Wenn sich
in der heutigen Volkskunst solcher Gebiete deutsche Bestandteile nach-
weisen lassen, so können wir wohl mit Sicherheit sagen, daß sie durch
die Städte dorthin gelangt sind. Deutsch und undeutsch
identifiziert sich demnach mit städtisch und länd-
lich, und wir können hier beide Bestandteile sauber auseinander-
halten.

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