Keine Fehlzündungen von Heimatmuseen.
Seit Jahrzehnten tobt der Kampf um die Frage, ob überhaupt
und wo Heimatmuseen errichtet werden sollen, denn das muß offen
herausgesagt werden, viele Neugründungen waren rechte Sorgenkinder
des Museumswesens. Schon 1909 schrieb der damalige Direktor des
Thaulow-Museums in Kiel, Brandt, im 5. Bande der „Museums-
kunde": Leider ist die große Mehrzahl der lokalen Museen keineswegs
lobenswert und musterhaft. Ohne Sachkunde und ohne tieferes In-
teresse, vielleicht nur, „um auch Museen zu haben", in der Absicht,
„dein Fremden etwas zu bieten", oder aus anderen wenig sachlichen
Gründen wird in manchen Orten alles mögliche in spökeligen Räumen
zusammengeschleppt. Ohne Plan und ohne Ordnung wird aufgestapelt,
wessen sich die Leiter bemächtigen können. Und sind unter den zu-
sammengetragenen ein paar wertvolle Stücke, so sind sie dort durch
Unkenntnis und Achtlosigkeit sicherem Verderben preisgegeben. So
bieten die Lokalmuseen recht oft das Bild trostloser Verkommenheit
und hilfloser Unordnung. Daß sie keinem vernünftigen Zweck nützen
können, liegt auf der Hand, und man sollte das Gründen von Museen
nur dann fordern, wenn die Gründer selbst einige Gewähr für sach-
gemäße Sammeltätigkeit bieten".
Um den Mißständen im Heimatmuseumswesen innerhalb der
Provinz Hannover abzuhelfen, beschloß der 60. Provinzial-Landtag im
Jahre 1926, daß in Zukunft nur diejenigen Museen durch die Ver-
waltung des Provinzialverbandes unterstützt werden sollten, die sich
den Anordnungen des Landesmuseums Hannover auf Durchführung
der Pädagogisierung bei der Neuordnung fügten.
Hierdurch ist in unserer Provinz ein großer Aufschwung im
Heimatmuseumswesen zu verzeichnen, obwohl wir uns darüber klar
sind, daß noch vieles zu tun ist. Nachdem die nationale Erhebung
das Interesse an Heimat und Volkstum besonders unterstrichen hatte,
tauchten nun überall auch wieder Bestrebungen auf, Museen selbst
in den kleinsten Dörfern einzurichten. So konnte noch im Dezember
1934 Th. Graue in der Beilage für den Gau Osthannover Nr. 46,
2. Jahrg. 1934 (beigefügt der „Nationalsozialistischen Erziehung" Nr. 50
v. 15. 12. 34) für die Bildung von Dorfmuseen eintreten. „Man
sollte", so schreibt er, „grundsätzlich alle Funde und alle Sachen ver-
gangener Kulturepochen dem Dorf erhalten, indem man Dorfmuseen
einrichtet. Das geschieht am besten in der Schule. Bei einigem guten
Willen wird man auf dem Dachboden immer einen zunächst bescheide-
nen Raum schaffen können. Der Lehrer, der ja die Schulchronik und
oft die Ortschronik führt, wird diese Arbeit gern übernehmen. An-
fangs handelt es sich auch nur um einige Sachen. Es sprechen
mancherlei Gründe gegen diese Einrichtung, die aber doch leicht zu
widerlegen sind:
32
Seit Jahrzehnten tobt der Kampf um die Frage, ob überhaupt
und wo Heimatmuseen errichtet werden sollen, denn das muß offen
herausgesagt werden, viele Neugründungen waren rechte Sorgenkinder
des Museumswesens. Schon 1909 schrieb der damalige Direktor des
Thaulow-Museums in Kiel, Brandt, im 5. Bande der „Museums-
kunde": Leider ist die große Mehrzahl der lokalen Museen keineswegs
lobenswert und musterhaft. Ohne Sachkunde und ohne tieferes In-
teresse, vielleicht nur, „um auch Museen zu haben", in der Absicht,
„dein Fremden etwas zu bieten", oder aus anderen wenig sachlichen
Gründen wird in manchen Orten alles mögliche in spökeligen Räumen
zusammengeschleppt. Ohne Plan und ohne Ordnung wird aufgestapelt,
wessen sich die Leiter bemächtigen können. Und sind unter den zu-
sammengetragenen ein paar wertvolle Stücke, so sind sie dort durch
Unkenntnis und Achtlosigkeit sicherem Verderben preisgegeben. So
bieten die Lokalmuseen recht oft das Bild trostloser Verkommenheit
und hilfloser Unordnung. Daß sie keinem vernünftigen Zweck nützen
können, liegt auf der Hand, und man sollte das Gründen von Museen
nur dann fordern, wenn die Gründer selbst einige Gewähr für sach-
gemäße Sammeltätigkeit bieten".
Um den Mißständen im Heimatmuseumswesen innerhalb der
Provinz Hannover abzuhelfen, beschloß der 60. Provinzial-Landtag im
Jahre 1926, daß in Zukunft nur diejenigen Museen durch die Ver-
waltung des Provinzialverbandes unterstützt werden sollten, die sich
den Anordnungen des Landesmuseums Hannover auf Durchführung
der Pädagogisierung bei der Neuordnung fügten.
Hierdurch ist in unserer Provinz ein großer Aufschwung im
Heimatmuseumswesen zu verzeichnen, obwohl wir uns darüber klar
sind, daß noch vieles zu tun ist. Nachdem die nationale Erhebung
das Interesse an Heimat und Volkstum besonders unterstrichen hatte,
tauchten nun überall auch wieder Bestrebungen auf, Museen selbst
in den kleinsten Dörfern einzurichten. So konnte noch im Dezember
1934 Th. Graue in der Beilage für den Gau Osthannover Nr. 46,
2. Jahrg. 1934 (beigefügt der „Nationalsozialistischen Erziehung" Nr. 50
v. 15. 12. 34) für die Bildung von Dorfmuseen eintreten. „Man
sollte", so schreibt er, „grundsätzlich alle Funde und alle Sachen ver-
gangener Kulturepochen dem Dorf erhalten, indem man Dorfmuseen
einrichtet. Das geschieht am besten in der Schule. Bei einigem guten
Willen wird man auf dem Dachboden immer einen zunächst bescheide-
nen Raum schaffen können. Der Lehrer, der ja die Schulchronik und
oft die Ortschronik führt, wird diese Arbeit gern übernehmen. An-
fangs handelt es sich auch nur um einige Sachen. Es sprechen
mancherlei Gründe gegen diese Einrichtung, die aber doch leicht zu
widerlegen sind:
32