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Die Kunde — 3.1935

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Nr. 3
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Dierking, Maria: Das Weltbaum- und Weltschiffsymbol auf den ostfriesischen und vierländer Stickmustertüchern des Vaterländischen Museums zu Hannover
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https://doi.org/10.11588/diglit.60911#0063

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Da» Weltbaum, und Wettschiffsymbol auf den ostfriesischen und vier-
länder Stickmustertllchern des Vaterländischen Museums zu Hannover.
Mit diesem Beitrag soll unfern Mitgliedern gezeigt werden,
wie weitgehend die schriftlichen Ueberlieferungen für die
Deutung fachlicher Ueberlieferungen herangezogen werden
können. Dabei zeigt der vorliegende 1. Teil über „Die
Weltesche Yggdrasil", daß der nordgermanische und der
westgermanische Kulturkreis sehr eng verwandt sind; der
2. Teil des Beitrages über „Das Weltschiff Mannigfual"
wird das weiter bestätigen. —
Es soll später einmal gezeigt werden, welche Bedeutung
wir der Sammlung „Thule", die uns das nordgermanische
Weltbild in kristallklarer, einfacher Sprache vermittelt, bei-
messen dürfen.
1. Teil
Die Weltesche Yggdrasil.
Mit dem Thema schlagen wir ein großes, bedeutsames Kapitel
der germanischen Neligionsgeschichte auf und begeben uns gleichzeitig
mitten hinein an das Gebiet der Deutschen Volkskunde, durch deren
Forschung die verschiedensten Symbole Leben gewannen. Daher der
unbedingte Wert der früher so oft mißachteten Symbolik, jedenfalls
für die Klarstellung des bunten Spieles der Volksphantasie.
Die Abbildungen stellen Beispiele des Welt bäum es, der
Weltesche Yggdrasil, in der textilen Volkskunst dar, und zwar
auf Sticktüchern aus dem 17.—19. Jahrh.
Den „Weltbaum" hat uns die germanische Literatur in
mehreren Eddaliedern erhalten, welche unter anderen Themen auch
die Erschaffung der Welt behandeln. Zusammenhängend bringt die
Weltbaumvorstellung unserer Abb. allein das Erimnismal. Die
weitere geistesgeschichtliche Ueberlieferung (Hoops nennt 2 Liederhand-
schristen des Mittelalters) dürfte sich vielleicht auch durch Märchen-
forschung feststellen lassen, die eine der Yggdrasilsmythe verwandte
Vorstellung, das „Wellschiff Mannigfual", belegen konnte, eine ken-
nenswerte Seemanssage, die im 2. Teil des Berichtes behandelt und
wiedergegeben werden soll.
Zu unserer Abbildung aus der textilen Volkskunde sehen wir
uns die Eddastrophe des „Erimnismal" an.
Drei Wurzeln
Gehn nach drei Seiten
Von der Esche Yggdrasil:
Hel wohnt unter einer
Unter der andern die Reif-
thursen
Unter der dritten der Degen
Volk.

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