Hausenrückständen ausfüllt. Es entsteht das sogen. Brandschüt-
tungsgrab (Abb. 3)*). Der Umfang dieser Gräberfelder scheint
ein geringer zu sein, so daß sie wohl auch als Familien- oder Sippen-
friedhöfe zu gelten haben.
Aus obiger Uebersicht geht hervor, daß für die drei westgermani-
schen Stammesgruppen, vertreten durch die genannten Stämme in
einem zeitlich eng begrenzten Abschnitte, deutliche Verschiedenheiten im
Kult nachweisbar sind. Aufgabe der künftigen Forschung ist es, nach-
zuprüfen, inwiefern sich die übrigen Stämme in dieses Schema einfügen
lassen. Selbstverständlich werden insbesondere in den Randgebieten
auch Einflüsse anderer Kulturgruppen fühlbar sein. So ließ sich bei
den ingväonischen Friesen ein Vrandgrubengrab und eine eigenartige
Anlage mit Palisadengraben und Pfosteninnenkonstruktion aufzeigen,
die auch für die holländischen Friesen noch nicht bekannt ist (Abb. 4) ^).
Die Vielfältigkeit der Bestattungssitten und ihr schneller Wandel
auf engbegrenztem Raume und unter eng verwandten Stämmen zwin-
gen dazu, mit strenger Kritik und einwandfreier Methode die schwie-
rigen Fragen des Kultes anzugeben. Allzuviel ist auf diesem so
„dankbaren" Gebiete bereits gesündigt worden").
H. S ch r o l l e r.
Gegen unsachgemäße Veröffentlichungen.
Unter dem 18. Dezember 1934 erließ der Herr Reichs- und Preu-
ßische Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung folgende
dankenswerte Anordnung:
„Es ist in der letzten Zeit mehrfach vorgekommen, daß auf dem
Gebiete der Vor- und Frühgeschichte Forschungs- und besonders
Grabungsergebnisse in einer Form veröffentlicht wurden, die besten-
falls als Arbeitshypothese gewertet werden konnten. Ebenso sind häufig
Nachrichten an die Tagespresse gegeben worden, welche die sowohl in
wissenschaftlicher als auch in außenpolitischer Hinsicht gebotene Sachlich-
keit und Zurückhaltung vermissen lassen. Der Erforschung der deutschen
Vorzeit wird hierdurch nur ein schlechter Dienst erwiesen. Ich lege
daher ausdrücklichen Weit darauf, daß von vorzeitigen Veröffent-
lichungen jeder Art abzusehen ist. Werden Mitteilungen an Bericht-
erstatter der Presse gegeben, so ist vor dem Druck die endgültige Formu-
lierung zu prüfen, so daß keine Entstellung der wissenschaftlichen
Angaben eintreten kann."
H s. auch Waller, Chaukische Gräberfelder an der Nordseeküste.
Maunus, Bd.25, S. 40ff. (Silberberg, Galgenberg).
°) Schroller: Eine Siedlungsgrabung bei Eppingawehr, Kr. Leer.
„Die üunde" I, Heft 3/4.
') Vergl. hierzu den untenstehend wiedergegebenen Erlaß des Herrn
Reichs- u. Preuß. Ministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung.
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tungsgrab (Abb. 3)*). Der Umfang dieser Gräberfelder scheint
ein geringer zu sein, so daß sie wohl auch als Familien- oder Sippen-
friedhöfe zu gelten haben.
Aus obiger Uebersicht geht hervor, daß für die drei westgermani-
schen Stammesgruppen, vertreten durch die genannten Stämme in
einem zeitlich eng begrenzten Abschnitte, deutliche Verschiedenheiten im
Kult nachweisbar sind. Aufgabe der künftigen Forschung ist es, nach-
zuprüfen, inwiefern sich die übrigen Stämme in dieses Schema einfügen
lassen. Selbstverständlich werden insbesondere in den Randgebieten
auch Einflüsse anderer Kulturgruppen fühlbar sein. So ließ sich bei
den ingväonischen Friesen ein Vrandgrubengrab und eine eigenartige
Anlage mit Palisadengraben und Pfosteninnenkonstruktion aufzeigen,
die auch für die holländischen Friesen noch nicht bekannt ist (Abb. 4) ^).
Die Vielfältigkeit der Bestattungssitten und ihr schneller Wandel
auf engbegrenztem Raume und unter eng verwandten Stämmen zwin-
gen dazu, mit strenger Kritik und einwandfreier Methode die schwie-
rigen Fragen des Kultes anzugeben. Allzuviel ist auf diesem so
„dankbaren" Gebiete bereits gesündigt worden").
H. S ch r o l l e r.
Gegen unsachgemäße Veröffentlichungen.
Unter dem 18. Dezember 1934 erließ der Herr Reichs- und Preu-
ßische Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung folgende
dankenswerte Anordnung:
„Es ist in der letzten Zeit mehrfach vorgekommen, daß auf dem
Gebiete der Vor- und Frühgeschichte Forschungs- und besonders
Grabungsergebnisse in einer Form veröffentlicht wurden, die besten-
falls als Arbeitshypothese gewertet werden konnten. Ebenso sind häufig
Nachrichten an die Tagespresse gegeben worden, welche die sowohl in
wissenschaftlicher als auch in außenpolitischer Hinsicht gebotene Sachlich-
keit und Zurückhaltung vermissen lassen. Der Erforschung der deutschen
Vorzeit wird hierdurch nur ein schlechter Dienst erwiesen. Ich lege
daher ausdrücklichen Weit darauf, daß von vorzeitigen Veröffent-
lichungen jeder Art abzusehen ist. Werden Mitteilungen an Bericht-
erstatter der Presse gegeben, so ist vor dem Druck die endgültige Formu-
lierung zu prüfen, so daß keine Entstellung der wissenschaftlichen
Angaben eintreten kann."
H s. auch Waller, Chaukische Gräberfelder an der Nordseeküste.
Maunus, Bd.25, S. 40ff. (Silberberg, Galgenberg).
°) Schroller: Eine Siedlungsgrabung bei Eppingawehr, Kr. Leer.
„Die üunde" I, Heft 3/4.
') Vergl. hierzu den untenstehend wiedergegebenen Erlaß des Herrn
Reichs- u. Preuß. Ministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung.
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