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Die Kunde — 3.1935

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Nr. 6
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Biere, A.: Bemerkenswerte Baggerfunde am Einfluß der Aller in die Weser
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https://doi.org/10.11588/diglit.60911#0130

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Bemerkenswerte Baggerfrmde am Einfluh der Aller in die Weser-
Die Wasserbauverwaltung Verden hat Unferbegradigungensarbei-
ten in der Weser an der Allermündung ausgeführt, wozu zwischen
km 326/27 größere Baggerarbeiten nötig waren.
Durch einen Vortrag des Unterzeichneten ausmerksam gemacht, be-
merkte das technische Aufsichtspersonal der betr. Baustelle zahlreiche
prähistorische Scherben und im weiteren Verlauf auch sogar ganz er-
haltene Gefäße, die sämtlich sichergestellt wurden. Die Funde sind von
dem im Flußbett etwa 100 m auf und abziehenden Greifbagger stets an
einer Stelle gehoben, und zwar 20 in von dem rechten oberen
Böschungsrand der Weser, 6—7 m unter N. N. Der obere Böschungs-
rand liegt hier rd. 11,5 m über N. N.
Die Baggerfunde zeigten sich als äußerst interessant, u. a. wurden
geborgen:
1. 1 Tongefäß (D. 18 cm, H. 13 cm), Doppelkonus, aus dem Ueber-
gang der Bronze- und Eisenzeit,
2. 1 Tongefäß (D. 20 cm, H. 13 cm), ferner
3. wie vor (D. 16,5 cm, H. 14 cm), beide der Seedorf-Ripdorf-
Stufe angehörend,
4. 1 kleines Tongefäß (D. 11 cm, H. 8 cm) mit Henkel, Iastorfstufe,
5. 1 Tongefäß (D. 17 cm, H. 20 cm) aus der Zeit um Christi
Geburt (Taf. I, 2b) und endlich
6. 1 auf der Drehscheibe geformtes Gefäß (D. 16,5 cm, H. 14 cm),
Latenestufe?, Mittelalter? (Taf. I, 2a.)
Ferner wurden eine ganze Anzahl Scherben von Gefäßen der
älteren und jüngeren Eisenzeit geborgen.
Verzierungen wiesen nur die Gefäße Nr. 5 und 6 auf, und zwar
war der Rand des ersteren seitlich dicht an dicht mit dem Fingernagel
eingedrückt, die obere Gesäßhälfte zeigte regelmäßige Tup'fen (näpfchen-
artig), je 4 zu 7 Stück, der untere Teil Fingernageleindrücke je 8 mal
übereinander.
Das Gefäß 6 wies einen schönen Schulterwulst auf, es handelt sich
bei diesem Gefäß wohl um Importware.
Nach neueren Feststellungen hatten die Weser und Aller früher
einen anderen Verlauf, und zwar ist der alte Flußlauf der Weser rd.
4 km westlich — also jenseits des Ortes Intschede — und bei der Aller
1—2 km nordöstlich zu suchen. Es handelt sich hier also meines Er-
achtens um Gefäße von einer Wohnsiedlung, die jetzt vom Flußlauf
angeschnitten ist.
Meine Ansicht wird durch eine vor 4 Wochen zwischen Eißel und
Dauelsen in 2,5 km Entfernung von der Baggerfundstelle entdeckten
Wohnsiedlung bestärkt. Diese lieferte zahlreiche Scherben und ein

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