Ein Beitrag zur Geschichte des Oberharzer Vergmannshauses,
am Beispiel von Clausthal-Zellerfeld.
„Die Kunde" vom Juli 1934 (!I, 3/4) brachte eine Abhandlung
von Hans Meffert über „Die Harzer Wohnformen". Darin heißt es
Seite 70: „Das ursprüngliche Oberharzer Haus ist ein ein-
stöckiges Satteldachhaus und steht traufseitig zur Straße". —
Gewiß, wenn wir heute die sieben Bergstädte durchwandern, dann
erscheint uns ohne weiteres das als Oberharzer Bergmannshaus
schlechthin! Fragen wir uns nun, wo und wann wir diese ur-
sprüngliche Form zum ersten Male finden können, so gibt es
wohl nur die Antwort: in Clausthal-Zellerfeld des 16.
bis 17. Jahrhunderts! Dort war der Mittelpunkt des Berg-
baues; damals wurde dort im großen Maße für den Bergmann wirklich
neu gebaut.
Bekanntlich dauerte im Oberharz die erste Bergbauperiode von
1180 bis 1347, d. h. von der Zerstörung der Rammelsberger Gruben
durch Heinrich den Löwen, der Flucht der Knappen in das Gebirge
und, als Folge, die Auffindung der Oberharzer Gänge bis zur großen
Pest. Darauf folgte eine Zeit fast völligen Verfalles. Um 1300
setzte der Bergbaubetrieb voll wieder ein, zuerst in Grund urkundlich
belegt. Im Zellerfelder Nevier begannen die Schürfversuche 1326,
daraufhin beeilte sich der Wolfenbüttler Landesherr, die Grenze fest-
zulegen. Auch der Grenznachbar, der Herzog von Grubenhagen, ließ
nach Erz suchen und wie jener eine Stadt anlegen. So war die
Landesgrenze die Veranlassung zur Entstehung einer Doppelstadt.
Die Entstehungszeit von Clausthal liegt nicht genau fest. Einige
halten die Stadt für jünger als Zellerfeld, andere für älter. Um
1340 erwähnen H Goslarer Forstakten „dat Clusdal, da der Piepen-
born stehet", also eine Wasserleitung in Holzröhren, die eine größere
Siedlung voraussetzt.
Ueber das Aussehen der beiden Städte in jener Zeit gibt eine
bisher unveröffentlichte Handzeichnung „Abriß des Zel-
lerfeldes und Umgebung"^) mancherlei überraschenden Auf-
schluß (Abb. 1). Sie ist nach der Schrift als dem 16. Jahrhundert
entstammend datiert. Das Blatt zeigt in einer weiten Waldlichtung,
der Rodungsfläche des ehemaligen Klosters Cella, die kleine Siedlung
Zellerfeld. Von den etwa 23 Wohnhäusern, die von einigen
eingezäunten, aber unregelmäßig geformten Gärten umgeben sind,
hebt sich ein mächtiges Gebäude dicht am Zellbach ab: wohl das der
Bergbehörde. Am nördlichen, höher gelegenen Ende des Ortes trägt
ein Haus ein winziges Türmchen mit einem Kreuz darauf; davor steht
H Denker, Zeitschr. d. Harzvereins f. Geschichte u. Altertumskunde,
1931, S. 48.
-) Staatsarchiv Hannover, I ck. 26 a. (früher St.-A. Marburg, 0
153 i), etwa 40 X 56 oiv.
82
am Beispiel von Clausthal-Zellerfeld.
„Die Kunde" vom Juli 1934 (!I, 3/4) brachte eine Abhandlung
von Hans Meffert über „Die Harzer Wohnformen". Darin heißt es
Seite 70: „Das ursprüngliche Oberharzer Haus ist ein ein-
stöckiges Satteldachhaus und steht traufseitig zur Straße". —
Gewiß, wenn wir heute die sieben Bergstädte durchwandern, dann
erscheint uns ohne weiteres das als Oberharzer Bergmannshaus
schlechthin! Fragen wir uns nun, wo und wann wir diese ur-
sprüngliche Form zum ersten Male finden können, so gibt es
wohl nur die Antwort: in Clausthal-Zellerfeld des 16.
bis 17. Jahrhunderts! Dort war der Mittelpunkt des Berg-
baues; damals wurde dort im großen Maße für den Bergmann wirklich
neu gebaut.
Bekanntlich dauerte im Oberharz die erste Bergbauperiode von
1180 bis 1347, d. h. von der Zerstörung der Rammelsberger Gruben
durch Heinrich den Löwen, der Flucht der Knappen in das Gebirge
und, als Folge, die Auffindung der Oberharzer Gänge bis zur großen
Pest. Darauf folgte eine Zeit fast völligen Verfalles. Um 1300
setzte der Bergbaubetrieb voll wieder ein, zuerst in Grund urkundlich
belegt. Im Zellerfelder Nevier begannen die Schürfversuche 1326,
daraufhin beeilte sich der Wolfenbüttler Landesherr, die Grenze fest-
zulegen. Auch der Grenznachbar, der Herzog von Grubenhagen, ließ
nach Erz suchen und wie jener eine Stadt anlegen. So war die
Landesgrenze die Veranlassung zur Entstehung einer Doppelstadt.
Die Entstehungszeit von Clausthal liegt nicht genau fest. Einige
halten die Stadt für jünger als Zellerfeld, andere für älter. Um
1340 erwähnen H Goslarer Forstakten „dat Clusdal, da der Piepen-
born stehet", also eine Wasserleitung in Holzröhren, die eine größere
Siedlung voraussetzt.
Ueber das Aussehen der beiden Städte in jener Zeit gibt eine
bisher unveröffentlichte Handzeichnung „Abriß des Zel-
lerfeldes und Umgebung"^) mancherlei überraschenden Auf-
schluß (Abb. 1). Sie ist nach der Schrift als dem 16. Jahrhundert
entstammend datiert. Das Blatt zeigt in einer weiten Waldlichtung,
der Rodungsfläche des ehemaligen Klosters Cella, die kleine Siedlung
Zellerfeld. Von den etwa 23 Wohnhäusern, die von einigen
eingezäunten, aber unregelmäßig geformten Gärten umgeben sind,
hebt sich ein mächtiges Gebäude dicht am Zellbach ab: wohl das der
Bergbehörde. Am nördlichen, höher gelegenen Ende des Ortes trägt
ein Haus ein winziges Türmchen mit einem Kreuz darauf; davor steht
H Denker, Zeitschr. d. Harzvereins f. Geschichte u. Altertumskunde,
1931, S. 48.
-) Staatsarchiv Hannover, I ck. 26 a. (früher St.-A. Marburg, 0
153 i), etwa 40 X 56 oiv.
82