Bericht Uber die Ausgrabungen auf der Pfalz Grone.
(Mit Tafel III.)
Die Ausgrabungen der Pfalz Grone verdanken ihr Zustande-
kommen Herrn Oberbürgermeisten Jung in Göttingen. Die Geld-
mittel stellte die Stadt, die Arbeitskräfte der Arbeitsdienst Göttingen.
Vom 19. August bis 22. September wurde mit 22—26 Mann gegraben.
Die Leitung lag in den ersten beiden und in der letzten Woche in den
Händen von Professor Kahrstedt von der Universität Göttingen und
Di. Krüger, Direktor des Städtischen Museums Göttingen. In den
beiden übrigen Wochen war der erstere auf Studienreise abwesend,
Or. Krüger hatte die alleinige Leitung.
Die Hauptperioden der Geschichte in der Pfalz waren bekannt. Zur
Zeit Heinrichs I. bestand hier ein befestigter sächsischer Herzogssitz, der
nach Erhebung der sächsischen Herzöge zu deutschen Königen eine der
wichtigsten Kaiserpfalzen wurde. Eine Zerstörung durch Heinrich den
Löwen, die freilich erst bei einem späteren Autor überliefert ist, machte
der Anlage ein Ende. Nachher fasten die Herren von Grone auf der
Stelle der alten Kaiserpfalz, deren Burg von den Göttinger Bürgern
gegen Ende des 13. Jahrhunderts niedergerissen wurde.
Die Ausgrabungen hatten das Ziel, diese urkundlich bekannten
Hauptperioden zu scheiden und damit auch für die noch immer mangel-
haft bekannte mittelalterliche Tonware Anhaltspunkte zu genauerer
Datierung zu finden. Es sind zwei Befestigungsmauern entdeckt und
durch viele Schnitte in ihrem Verlaus verfolgt worden. Beide um-
schliessen ungefähr das gleiche Areal, etwa 1^—2 da. Sie überschneiden
sich, so dast die jüngere Anlage stellenweise über die alte hinausgreift,
stellenweise Gelände aufgibt. Die alte hat eine Mauer von 1—1^ m
Stärke, die jüngere ist bedeutend mächtiger: Mauerstärke über 2 m,
Verwendung sorgfältig behauener Steinquadern, reichliche Anwendung
guten Mörtels. Diese jüngere Anlage besitzt ein Tor mit vermutlich
drei Durchgängen von im ganzen 6,70 m Breite, flankiert von 2 halb-
runden Türmen. Noch imposanter und eine grosse Ueberraschung ist
der mächtige Festungsgraben, der fast 20 m Breite und m Tieie hat.
Diese jüngere Anlage ist durch eine gewaltige Vrandkatastrophe
zugrunde gegangen. Allenthalben im Grabungsgelände trat die dicke
Schicht verbrannten Holzes, verbrannter Ziegeln auf, die eine deutliche
Sprache redete. Diese Zerstörung wird in der Tat auf Heinrich den
Löwen zurückzuführen sein. In den beiden Festungsperioden und in
der Brandschicht herrscht der ausgesprochen sächsische Kugeltopf, all-
mählich technisch besser werdend, aber doch noch ganz in den alten
Traditionen lebend. Die in der Vrandschicht auf Pfalz Grone vor-
kommenden Typen, die wir, wenn wir an Heinrich den Löwen denken,
um 1180 im Gebrauch der Zeitgenossen uns vorstellen müssen, wieder-
holen sich in der Tat in den ältesten Anlagen des Deutschen Ordens
in Livland, die auf die Generation um 1200 sicher datiert sind.
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(Mit Tafel III.)
Die Ausgrabungen der Pfalz Grone verdanken ihr Zustande-
kommen Herrn Oberbürgermeisten Jung in Göttingen. Die Geld-
mittel stellte die Stadt, die Arbeitskräfte der Arbeitsdienst Göttingen.
Vom 19. August bis 22. September wurde mit 22—26 Mann gegraben.
Die Leitung lag in den ersten beiden und in der letzten Woche in den
Händen von Professor Kahrstedt von der Universität Göttingen und
Di. Krüger, Direktor des Städtischen Museums Göttingen. In den
beiden übrigen Wochen war der erstere auf Studienreise abwesend,
Or. Krüger hatte die alleinige Leitung.
Die Hauptperioden der Geschichte in der Pfalz waren bekannt. Zur
Zeit Heinrichs I. bestand hier ein befestigter sächsischer Herzogssitz, der
nach Erhebung der sächsischen Herzöge zu deutschen Königen eine der
wichtigsten Kaiserpfalzen wurde. Eine Zerstörung durch Heinrich den
Löwen, die freilich erst bei einem späteren Autor überliefert ist, machte
der Anlage ein Ende. Nachher fasten die Herren von Grone auf der
Stelle der alten Kaiserpfalz, deren Burg von den Göttinger Bürgern
gegen Ende des 13. Jahrhunderts niedergerissen wurde.
Die Ausgrabungen hatten das Ziel, diese urkundlich bekannten
Hauptperioden zu scheiden und damit auch für die noch immer mangel-
haft bekannte mittelalterliche Tonware Anhaltspunkte zu genauerer
Datierung zu finden. Es sind zwei Befestigungsmauern entdeckt und
durch viele Schnitte in ihrem Verlaus verfolgt worden. Beide um-
schliessen ungefähr das gleiche Areal, etwa 1^—2 da. Sie überschneiden
sich, so dast die jüngere Anlage stellenweise über die alte hinausgreift,
stellenweise Gelände aufgibt. Die alte hat eine Mauer von 1—1^ m
Stärke, die jüngere ist bedeutend mächtiger: Mauerstärke über 2 m,
Verwendung sorgfältig behauener Steinquadern, reichliche Anwendung
guten Mörtels. Diese jüngere Anlage besitzt ein Tor mit vermutlich
drei Durchgängen von im ganzen 6,70 m Breite, flankiert von 2 halb-
runden Türmen. Noch imposanter und eine grosse Ueberraschung ist
der mächtige Festungsgraben, der fast 20 m Breite und m Tieie hat.
Diese jüngere Anlage ist durch eine gewaltige Vrandkatastrophe
zugrunde gegangen. Allenthalben im Grabungsgelände trat die dicke
Schicht verbrannten Holzes, verbrannter Ziegeln auf, die eine deutliche
Sprache redete. Diese Zerstörung wird in der Tat auf Heinrich den
Löwen zurückzuführen sein. In den beiden Festungsperioden und in
der Brandschicht herrscht der ausgesprochen sächsische Kugeltopf, all-
mählich technisch besser werdend, aber doch noch ganz in den alten
Traditionen lebend. Die in der Vrandschicht auf Pfalz Grone vor-
kommenden Typen, die wir, wenn wir an Heinrich den Löwen denken,
um 1180 im Gebrauch der Zeitgenossen uns vorstellen müssen, wieder-
holen sich in der Tat in den ältesten Anlagen des Deutschen Ordens
in Livland, die auf die Generation um 1200 sicher datiert sind.
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