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Kunst der Zeit: Zeitschrift für Kunst und Literatur — 3.1928/​1929

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Nummer 1-3
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Mataré, Ewald: Ein Wort über Plastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.65605#0031
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Eivald Matare 188? Aachen
EIN WORT ÜBER PLASTIK
Von
EWALD MATARE
Plaftik bedeutet Geftaltetes.
Die Plaftik lebt in wirklichem Raum, die
Malerei im vorgeftellten, das ift ihr elementarer
Unterfchied, und wie die Malerei durch das Auge,
fo follte die Plaftik durch die Hand als etwas Ab-
taftbares wahrgenommen werden können. Aber
je mehr lieh die Grenzen unferer Sinne verwifchen,
(fchmecken wir nicht fall nur mit den Augen?)
defto notwendiger ift die Erkenntnis diefes elemen-
taren Unterfchieds. Der Geftaltungsprozeß wird
nicht durch Licht und Schatten beftimmt, und auch


der Blinde follte eine Plaftik genießen können.
Wer wird beim Bau einer Geige nach Licht
und Schatten fragen, und doch ift

Eivald Matare

Mädchentorso (1926/2?)

der Geigenbau dem plaftifchen Ge-
ftalten aufs innigfte verwandt.
Je widerftandsfähiger das Mate-
rial, defto bildnerifcher, weil der Ar-
beitsprozeß die Eindeutigkeit des
Geftaltungswillens fchon vor Beginn
der Arbeit als feftftehend verlangt.
Darum ift auch alle Kneterei in
Ton dem Geftalten fo entgegengefetzt,
weil lie der Entfchiedenheit des Ge-
ftaltungswillens nicht entgegenkommt,
fondern diefe durch den umgekehrten
Arbeitsprozeß (ein Hinzutun anftatt
ein Fortnehmen — Befreien) gerade-
zu hemmt. Je mehr eine Zeit die
elementare Forderung des Abtaft-
baren zugunften einer nur mit
dem Auge wahrnehmbaren aufgibt,
um fo weiter entfernt fie fich von


Eivald Matare

Kuh (1926)

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