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Kunst der Zeit: Zeitschrift für Kunst und Literatur — 3.1928/​1929

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Heft 6
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Heinrich Hoerle
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HEINRICH HO ERLE (KOELN)

MAEDCHEN MIT TROMPETE

HEINRICH HOERLE

Gegenwärtig kann man es allerorten feftftellen,
wovon die bildkünftlerifche Arbeit der augenblick-
lichen Zeit beftimmt fein wird. Es kommt das Be-
ftreben zum Vorfchein, die neuen Mittel und An-
fchauungsweifen in eine gewifl'e Kultiviertheit der
Farbgebung und Formwahl überzuführen. Leider
entdeckt man nur zu oft, daß man fich ausfchließ-
lich an gallifchen Vorbildern orientiert, fehr zum
Schaden einer folchen Bemühung ganz allgemein,
die ficherlich ein Bauftein zur Gefundung der recht
zerfahrenen heutigen Kunftverhältniffe fein
dürfte.
Zu den wenigen Malern, die gewiß ihre erften
Anregungen aus dem Weiten geholt, aber dennoch
fich eine eigene Note bewahrt haben, gehört der
in Köln wirkende und bisher feiten genannte
Heinrich Hoerle. Unbeftreitbar folgt er mit
feinen Gebilden den Spuren feines rheinifchen
Landsmanns Max Ernft, nur machen fich bei ihm

keine dadaiftifchen Rückftände wie bei jenem be-
merkbar. Ganz ohne Ironie prägt er feine im
beften Sinn moderne Phantaftik, in der die Ein-
heiten Wirklichkeit und plaftifche Ruhe durch ge-
konnte Spiegeleien zu einem magifchen Sinnbild
zufammenwachfen. Die hier nur fchwarzweiß ab-
gebildeten Gemälde „Mädchen mit Trompete“ und
„Feierabend“ geben davon nur eine ungefähre
Vorftellung, obwohl die zeichnerifche Durchbil-
dung durchaus nicht von ihm vernachläffigt wird.
Entfcheidend zum ficheren Verftändnis der geruhi-
gen Eigenart diefes Malers fcheint aber doch der
Zufammenhang mit der bedachtfam abgetönten
Farbgebung zu gehören, die eigentlich in diefer
fäuberlich geformten Phantaftik mehr von jener
jetzt vielgenannten Neu-Klaffik zur Tatfache wer-
den läßt, als etwa das Können der heutigen Italie-
ner, die letzten Endes nur eine angenehme und
feiten geiftvolle Augenweide zu bieten vermögen.

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