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Kunst der Zeit: Zeitschrift für Kunst und Literatur — 3.1928/​1929

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Heft 6
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Seiwert, Franz W.: [Text]
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https://doi.org/10.11588/diglit.65605#0185
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FRANZ W. SEIWERT (KOELN)

FREITAGABEND

Ich bin am 9. März 1894 in Köln geboren. Mein Vater
und meine Mutter find Rheinländer. Ich habe die Volksfchule
befucht. Mit 7 Jahren wurde ich krank. Ich habe bis heute
mein Teil davon behalten.
Nach der Schulzeit kam ich zu einem Architekten, mauerte
eine Zeitlang an einem Neubau mit, ging dann zur Baugewerbe-
fchule und wollte Architekt werden. Mit 19 Jahren fing ich,
unabhängig von allem Schulkram an für mich zu arbeiten. Ich
modellierte, entwarf Architektur und malte. Die internationale
Sonderbundausftellung in Köln 1912 war eine große Freude
und Anregung.
Es kam der Krieg. Meine Krankheit rettete mich vor dem
Maffengrab. Ich war kein Freund des Krieges aus meinem
ftteng orthodoxen Katholizismus. Aber die Unfähigkeit der
„UNA SANCI A CATHOLICA” den Maffenmord der
Menlchen untereinander zu verhindern machte mich zum
Marxiften. Seit der Zeit liehe ich auf der Seite der Arbeiter-
revolution, für die ich auch durch meine künftlcrifche Arbeit
zu wirken hoffe.
Angefangen habe ich mit Manifeflen an eine Allmenlchheit
in einer expreffioniftilch-kubiftifchen Kunftform, die ich über
einen abftrakten Konftruktivismus zu einer gegenftändlichen
konftruktiven Bildform entwickelt habe. Ich verfuche mit
diefer Bildform eine allem Sentimentalen und allem Zufälligen
entkleidete Wirklichkeit darzuftellen, ihre Funktionen, ihre
Gefetzlichkeit, ihre Beziehungen und ihre Spannungen inner-
halb des Bildrahmens und feiner Gefetzmäßigkeit fichtbar
werden zu lallen.
Franz W. Seiwert


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FRANZ W. SEIWERT

ARBEITER UND FABRIKEN
 
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