Kunst der Zeit: Zeitschrift für Kunst und Literatur (3.1928/1929)

Max Dungert

1896 Magdeburg

Parallel mit dem Expreflionismus und durch ihn
angeregt ift die Kunftwiffenfchaft bis zum Ent-
fernteften vorgedrungen. Zum Primitivften.
Uripriinglichften. Zum Erfaffen der Kunft der
Prähiftorik und Exotik und zu ihren Parallel-
erfcheinungen in der Gegenwart, den fchöpferifchen
Produktionen von Kindern und Irren. Die er-

Max Dungert Turm {1922)
ANMERKUNGEN ZUR NEUEN KUNST
VON
LUDWIG HILBERSEIMER (1923)
„Jetzt tun Barbaren not. Jetzt tut es not, lehr
nahe bei Gott gelebt zu haben und ihn nicht mehr
aus Büchern zu ftudieren. Man muß das natür-
liche Leben magifch anfchauen können; man muß
Kraft haben und fogar Zorn. Die Zeit der Sanft-
mut und des Dilettierens ift vorüber. Die Zeit der
Leidenfchaft beginnt. Mit diefen Worten cha-
rakterifiert Charles-Louis Philippe eindeutig die
geiftige Phyfiognomie des beginnenden Expreffio-
nismus. Das Barbarifche war für die Kunft ein
Verjüngungsmittel. Oder wie Gauguin einmal
von fich fagte: er fei weit, weit zurückgegangen,
weiter als bis zu den Pferden des Parthenon, zu-
rück bis zum Holzpferdchen feiner Kindertage. —

Max Dungert Komposition (1922)
Bes.: Julian Levy, Nerv York