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Kunst der Zeit: Zeitschrift für Kunst und Literatur — 3.1928/​1929

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Heft 6
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Richard Seewald: ist der Bruder des Sohns Robinsons
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https://doi.org/10.11588/diglit.65605#0168
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RICHARD SEEWALD (KOELN)

STILLEBEN MIT TRAUBE
(SAMMLUNG LEFFMANN/KOELN)

RICHARD SEEWALD
IST DER BRUDER DES SOHNS ROBINSONS

Robinfon war der Sohn Robinfons.
Aber hatte Robinfon denn eine Frau?
Er hatte eine herrliche Frau! Und niemals hat
jemand eine herrlichere, fruchtbarere Mutter ge-
habt als Robinfon, der Sohn Robinfons. Er wurde
gezeugt in jenem Tal, in das Robinfon auf feiner
erften Wanderung durch die Infel gelangte, das
fich fanft zum Meer herabzog, durchftrömt von
einem klaren Bach und voller Laubbäume, die
ganz überzogen waren von den Ranken der Wein-
ftöcke, fo daß es fchien als ob den hohen Bäumen
felbft die purpurnen und goldenen Trauben ent-
fproffen.

Damals, als Robinfon aus einem der Wipfel
den Ruf „Robinfon, armer Robinfon“ hörte, der
ihn erfchreckte, da war es nicht fein Papagei, wie
die Gefchichte erzählt, der ihm durch die Infel
gefolgt war, fondern aus den Zweigen des Baumes
flieg herab die fchönfte Frau, die gütigfte Göttin,
die Erbarmen hat felbft mit dem Aermflen und
Verlaffendften und fich nicht für zu fchön hält,
mit ihm das Lager zu teilen.
Damals zeugte in dem Bett von Blumen, unter
dem Baldachin des mit Trauben beftickten Laub-
werks Robinfon feinen Sohn Robinfon mit der
göttlichen Phantafie. Diefe gebar ihn an derfelben

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