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Kunst der Zeit: Zeitschrift für Kunst und Literatur — 3.1928/​1929

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Nummer 1-3
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https://doi.org/10.11588/diglit.65605#0051
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Kunft ift gefteigertes Leben. Mit jedem Kunft-
werk tritt uns ein Stück Lebensbewußtfein in
feiner letzten möglichen Steigerung entgegen, und
es gibt keine Kunftbetrachtung, die nicht Erlebnis
in des Wortes tiefftem Sinn und Wefen wäre, d. h.
jenfeits aller Voreinftellungen und Vorurteile.
Jedes Werk hat fein eigenes Gefetz, feine eigenen
Grenzen und Möglichkeiten in fich felbft. Wer-
tung hat daher einzig Berechtigung nach der Dy-
namik und der Intenfität der Geftaltung.
Treten wir fo — unbelaftet von allen über-
überkommenen Maßftäben und Begriffen — einem
wirklichen Kunftwerk (welcher Art auch immer)
gegenüber, fo erfahren wir dasfelbe, was wir in
jedem Schauen in der Naturwelt erfahren; es ift zu
allem und nach allen Seiten hin eine tiefe, leben-
dige Beziehung vorhanden, alle Stil- und Rich-
tungsunterfchiede heben fich auf in der Vitalität.
Erft von da aus (niemals von einer Einftellung, die
meift eine Bequemlichkeit ift), vermögen wir dann


Rudolf Schlichter

Massaker {19L^

aller Macht zu einer Synthefe, will fich der Gefamt-
heit aller Lebenserfcheinungen bewußt werden.

auch die Kunft aus unferer Zeit, aus den organi-

fchen und kosmifchen Umftänden
derfelben zu erleben, vermögen
wir in dem „Neuen“, d. h. in dem,
was um uns ift, was wir aber
wie alles Gleichzeitige noch nicht
überfchauen und abfchätzen können,
Bejahung unferer Wunfchkeime, un-
ferer zielficheren Ahnungen zu fehen,
wer wir auch feien, nach welcher Seite
hin diefe letzteren fich auch bei den
einzelnen unter uns kundgeben.
Denn wir leben gegenwärtig alle in


einer Zeit, und diefe Zeit drängt mit Rudolf Schnatter

Balgencle Frauen {1928}

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