RUDOLF C. VON RIPPER
VON
HELENE NOSTITZ
In unferem Eßzimmer find zwei Bilder von
Signac, eins von Ryfelberge und ein Menzel. Eine
Wand ift noch frei, und wir hingen verfuchsweife
ein eben erftandenes Ripperfches Aquarell von
Berlin auf. ,,Ca fe tient“ lagt in diefem Falle der
Franzofe. Das Aquarell hielt fich tapfer aufrecht
inmitten diefer gefährlichen Gegner. Denn es be-
ftand eigenfinnig auf feinen ureigenen Ausdruck.
Es hatte mit den vorhin erwähnten träumerifchen
Jmpreffioniften und Pointiliften nichts zu tun.
Am meiften war es vielleicht noch der Englän-
derin von Menzel verwandt, die in ihrer zeitlofen
Grandezza Zeitftrömungen und Kunftprogramme
überdauern wird, und fie vorahnend fchon an-
deutet.
In diefem Werk von Ripper war vor allen
Dingen die Unerbittlichkeit unferer Zeit zum
Ausdruck gekommen. Diefe Kuppel des Berliner
Doms war in keinen liebevollen Signacfchen oder
Monetfchen Nebel gehüllt. Scharf umriffen, ftand
dies an fich minderwertige architektonifche Ge-
bilde gegen einen grauen, ftürmifchen Himmel.
Aber auch die Wolken durften fich keinen roman-
tifchen Träumereien hingeben. Ihre Form war
endgültig feftgehalten, und ließ keine phan-
taftifchen Vorftellungen zu. Ebenfo waren die
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