Kunst der Zeit: Zeitschrift für Kunst und Literatur (3.1928/1929)

Mies v. d. Rohe 1887 Aadien


Mies o. d. Rohe

Landhaus (1927)

ihrem eigenften Wefen, und führt fich letzten En-
des ad abfurdum, wie wir es dann in unferer Zeit
auf der Linie Rodin, Archipenko erlebten.
Nochmals, auch ein Blinder kann eine Plaftik
genießen oder . . . es ift keine.


Mies v. d. Rohe

Hochhaus (Glas und Eisen) {1921)

AUS: RATIONALISIERUNG UND KUNST
VON
ALFRED GELLHORN
Das letzte Jahrzehnt hat in der bildenden
Kunft und in der Mufik endgültige Ergebniffe ge-
zeitigt. Will man es auf eine Formel bringen,
kann man es vielleicht fo ausdrücken: Wieder-
gewonnen wurden die Begriffe des Komponierens
aus den eigenften Ausdrucks- und Darftellungs-
mitteln, bezogen nicht fowohl auf äußere Ein-
flüße (Impreffionen) als vielmehr auf innere Not-
wendigkeit. Die Baukunft ift erft jetzt auf dem
Wege zum Gleichen. Es ift erftaunlich, wieviel
Vorfchußlorbeeren fie fchon empfing. Einiges
wurde ihr von den freien Künften vorgearbeitet.
Die Skulptur, die (ich auf ihre eigentlichen
plaftifch-räumlichen Möglichkeiten befann, über
die fie jetzt faft uneingefchränkt verfügt, gab ihr
den Maßftab für gleiche plaftifch-räumliche Be-
handlung der Baumaffen. Von der Graphik über-
nahm fie die Freiheit der Kompofition. Wir
wollen es trotz mancher doktrinärer Neben-
erfcheinungen den Konftruktiviften danken, daß
fie an Stelle harmonifch (und vor allem fymme-
trifch!) verteilter Liniierungen mit ihrer Kunft
der ganz vorausfetzungslofen Ausmittlung von
Wertigkeiten erft das Mittel fchufen, lieh vom
Zwang der akademifch gegliederten Faffade loszu-
machen. Freilich, wir Fifcherfchüler haben
Gleiches fchon vor 20 Jahren erfahren. Aber
durchgefetzt haben wir es nicht, wenigftens nicht
allein, einfach wegen der vielen Bindungen ge-

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