verwandt fühlt. Doch das Ebenmaß, das „Klaf-
fifche“, ift ihm nicht fo wichtig.
Am Aufbau feiner Figuren merkt man, daß
Keller noch fchwer um die Form ringt. Mehr mit
dem Intellekt als mit dem Inftinkt. Der kommt
ihm eher bei feinen Bildnisplaftiken zu Hilfe. In
ihnen ift Keller felbftficherer, auffpürender. Ein
Genießer und Deuter des Geiftigen. Ein Pfycho-
ioge von Takt und Verantwortungsgefühl.
Der Kopf der Dichterin Emmy Hennings ent-
hüllt die ganze geiftige Aufgewühltheit diefer
Frau; das Porträt M. M. hat die vitale Wucht des
Geldmenfchen, der fich feiner Macht- bewußt ift;
der Kopf der jungen Chinefin, einer Geigerin, die
vor Jahren auf dem internationalen Frankfurter
Mufikfeft mitwirkte, ift ganz von Muftkalität er-
füllt und von beftrickender Innerlichkeit und Glut.
Der Kopf der jungen Chinefin ift eine der
fchönften Arbeiten Kellers. Hier hat fein Realis-
mus, dem ja fowiefo alle fchroffen Züge fehlen,
noch eine beglückende Weichheit. Es ift über-
haupt bezeichnend für die Art Kellers, daß man
laft in allen feinen Arbeiten den kultivierten, den
denkenden, ich möchte lagen, den im guten Sinne
hterarifchen Künftler fpürt. Das ftarke Ueber-
wiegen des Intellekts, für andere vielfach eine
große Gefahr, ebnet diefem Künftler den Weg zur
„Pfyche“ der Geiftesmenfchen, der Künftler, Mu-
fiker, Dichter, die er befonders gern porträtiert. Er
muß immer irgend eine geiftige Beziehung zu
feinen Modellen haben, dann erft erfchließt fich
ihr Wefen ganz vor ihm und läßt fich willig in
die Form überfetzen.
Keller arbeitet vorwiegend in Bronze, weil
fie das Material ift, mit dem er das Geiftige am
beften fallen kann; auch die Terrakotta ift ihm
dafür gefügig.
In den Bildnisbüften hat Laurent F. Keller
feine plaftifche Sehnfucht bis jetzt am reinften
zum Ausdruck gebracht.
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