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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 6.1871

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Goldscheider, Bela: Aus Käfer's Kunstsalon
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https://doi.org/10.11588/diglit.5184#0010

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baldward für dieKäser'scheUnternehmung derdunkleLaden
unter den Tuchlauben zu enge. Käser nnethete gegenüber
seinem Geschästslokale das erste Stockwerk eines Hauses
und bot nun hier dem kunstliebenden Theile der Wiener
Bevölkerung eine permanente Ansstellung, die neben den
Ausstellungen im Schönbrunner- und Künstlerhause sehr
wohl mit Ehren zu bestehen vermochte. Haben auch
die Ausstellungen, die von dem Bereine einerseits und
der Genossenschaft andererseits allmonatlich in Scene ge-
setzt werden, eine größere Mannigfaltigkeit für sich, so
wird dieser Vortheil doch reichlich aufgewogen durch den
Umstand, daß die Käser'sche Ausstellung nur Gutes zu
bieten in der Lage ist, da sie nicht abhängt von znfälligen
Einsendungen oft ganz obskurer Meister oder talentloser
Dilettanten, die sich auf den üblichen Ansstellungen nicht
selten doch in gar zu unerquicklicher Weise breit machen.
Käser hat die günstigere Position, die dieser Umstand be-
dingt, ausgenützt, und in der That: es ist eine vornehme
Gesellschaft, in welche sich der Besucher hier versetzt sieht.
Erlauben Sie, daß ich als häufiger Gast dieselbe Jhnen
vorstelle.

Zu dem Besten, was uns die letzten Monate auf dem
Gebiete der Malerei gebracht haben, gehört ein Bildchen
von Max: „Mephisto in den Kleidern Faust's". Mit
philosophischem Sinne hat der Künstler die Doppelnatur
des „Geistes, der stets verneint," zum Ausdruck gebracht.
Es ist der Schalk, der die Maskerade aufführt, allein
sein Auge blitzt düster dämonisch auf, indem er dem Faust
die Worte nachruft: „Verachte nnr Vernunft und Wissen-
schaft, des Menschen allerhöchste Kraft!" Die Genug-
thuung der Bosheit mischt sich in diese Düsterkeit: „So
hab' ich dich schon unbedingt!" Fast meinen wir die
Worte zu hören, wie sie zwischen den dünnen Lippen der
„Spottgeburt ans Dreck und Feuer" hervorgepreßt werden.
Der originellen und geistvollen Auffassung des Stofses
entspricht auch seine künstlerische Behandlung. Die
Farben sind in wohlthuendem Verhältnisse szu einander
abgetont, dabei von nicht gewöhnlicher Leuchtkraft; die
Zeichnung von ganz besonders bemerkenswerther Sorgfalt.

Ein Bild Lagegen, anf welchem kein Mensch philo-
sophische Grübelei zu entdecken im Stande sein wird,
ist die früher schon erwähnte „Venus" von Makart.
Nicht angekränkelt Von des Gedankens Blässe, sitzt die
halblebensgroße Figur da und macht durchaus keineAn-
sprüche darauf, uns durch einen etwaigen geistigen oder
seelischen Ansdruck zu fesseln. Sie hat dem rückwärts
zur Seite stehenden Amor den Pfeil genommen; sicher-
lich hat er wieder einen recht dummen Streich begangen.
Er scheint sich die Konfiskation seines gefährlichen Spiel-
zeuges sehr zu Herzen genommen zu haben, denn er heult
fürchterlich. Solchen Bildern gegenüber ist es am leich-
testen,dem vielbewunderten und viel angefochtenenKünstler
wit Einwendungen so gewichtiger Ngtur zu Leibe zu

rücken, daß er sich ihrer nicht leicht mit stichhaltigen
Gründen wird erwehren können. Daß er mit derlei
Gemälden rein dekorative Zwecke verfolgen wolle,
wird hier Niemand mehr glauben. Von einem Kunst-
werke, das sich selbst Zweck ist, und das zu gesonderter,
selbständiger Betrachtung bestimmt ist, von einem solchen
Kunstwerke müssen wir doch mehr verlangen, als eine fast
instinktiv gebotene Farbenharmonie, und sei diese Har-
monie noch so bezaubernd. Die Gestalt, die hier für die
erhabene Göttin der Schönheit und der Liebe ausgegeben
wird, kann mit ebensoviel Berechtigung als ein hübsches
Stubenmädchen betrachtet werden, das sich darin gefällt,
ein ihr anvertrautes Kind in nacktem Zustande zu über-
wachen. Der Fleischton ist allerdings warm und lcuch-
tend, allein es steht nirgends geschrieben, daß das hin-
reichend sei znr Charakterisirung der zarlesten Gestalt des
ganzen Olymps. Mag es Aphrodite Urania oder Pan-
demos sein, immer muß sie Göttin bleiben. Die Pinsel-
führung ist auch auf diesem kleinen Bilde die sonst bei
Makart übliche, frei und leicht, lediglich auf die Wirkung
berechnet. Ueber die Berechtigung der Mittel, deren er
sich bedient, ließe sich wohl manches zweifelnde Wort sagen,
so z. B. därüber, ob es angeht, da direkt pures Gold,
und nichts als das anfzutragen, wo man goldblondes
Haar darstellen will.

Bekannt von der letzten großen internationalen
Ausstellung in Wien her sind v. Angeli's eleganter
„Rächer seiner Ehre", Rob. Ruß's sonnige und überaus
wirkungsvolle „Motive aus Eisenerz", und Schind-
ler's melancholisch schwarze, aber poetische „Partien
aus dem Prater", — sie alle haben ihren Weg in Kä-
ser's Salon gefunden. Mit ihnen wanderte A. Achen-
bach's „Motiv von der kalabrischen Küste" hierher.
Das Bild strahlt ganze Ströme von Licht und Wärme
aus, iudessen muß doch das Zutreffende des Ausdruckes
„blechern", den man auf dasselbe anwandte, zugestanden
werden. Einige Landschaften von H. Gude machen nicht
den Eindruck, dessen man sich ihrem Urheber gegenüber
wohl versehen könnte. Gude ist eine Spezialität nnd
fast einzig in seiner Art in der Behaudlung des bcwegten
Wellenschlags und der blitzenden Lichtwirkung auf dem-
selben. Wo er auf festem Grunde steht, wo er sich mit
Laubmassen abzufinden hat, scheint er sich nicht in seinem
Elemente zu fühlen. Er wird nüchtern; darin liegt für
uns der Erklärungsgrund für die Wirkungslosigkeit seiner
Landschasten, die wir hier sinden. Käser hat übrigens
Gude's Hauptforce mit richtigem Gefühle erkannt; dafür
spricht der Umstand, daß er Gude mit Erfolg zu bestimmen
gesncht hat, sechs der schönsten österreichischen Gebirgs-
seen für seinen Salon zu malen. — Schon auf einer
früheren Ausstellung machte sich ein jnnger Pole, Namens
Gierymski vortheilhaft bemerkbar; mit dem Bilde
aber, das wir hier von ihm finden, hat er sich kühn
 
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