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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 6.1871

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und Koloristen. Auch sein „Arabisches Pferd in der
Wüste" nnd „Maurisches Lager bei Algier" wurden der
Sammlung jenes Königs auf dem Rosenstein einverleibt.
So erhielt Horschelt die Mittel, uach dem Kaukasus zn
reisen nnd die Expeditionen der Russen gegen die dortigen
freien Völkerschaften mitzumachen. Auf einem Zuge gegen
die Lesghier leistete Horschelt freiwillig Adjutantendienste
und seine Unerschrockenheit blieb nicht ohne Einfluß
auf die Schlacht, so daß ihn Kaiser Alexander mit dem
Stanislansorden mit Schwertern belohnte. Ende Januar
1859 schloß sich unser Künstler einer Expedition in die
Tchetchina an, welche mit Eroberung der Stadt Weden
und Gefangennehmung des Sohnes Schamyl's endete.
Auch als im Laufe des Sommers Schamhl selbst gefangen
wurde, that Horschelt sich durch Tapferkeit hervor und
erhielt den St. Anna-Orden mit Schwertern. Nach
kurzem Aufenthalte zu Tiflis drang er 1860 wiedernm
in das Jnnere des Gebirges und brachte fast das ganze
Jahr mit dem Guerillakriege gegen die Tscherkessen zu.

Um diese Zeit besuchte Alexauder II. persönlich die
im Kaukasus liegenden Truppen; er nahm Horschelt huld-
voll aus, und diesem ward die Ehre zu Theil, den Kaiser
auf seiner Jnspektionsrcise begleiten zu dürfeu. Bald
darauf kam Prinz Albrecht von Preußen iu Tiflis an,
nud Horschelt reiste mit ihm nach Baku an der kaspischen
See und Erivan in Armenien. Erst 1863 kehrte der
Künstler, von Alexander II. noch mit dem ErinnerungS-
treuz an den Kaukasus geschmückl, nach sünfjähriger
Abwesenheit, über Moskau und Petersburg in seiue
Heimath zurück.

Natürlich gabcn jetzt Szeuen aus deu Kämpsen im
Kaukasus vorzugsweise die Stoffe zu seinen Bildern. Jm
Jahre 1865 stellte Horschelt sein im Auftrage des Fürsteu
Bariatinsky gemaltes Bild: „Schamyl als Gefangener
vor Bariatinsky" im Kunstvereine zu München aus, und
zwei Jahre später erhielt sein „Sturm auf die Ver-
schanzungen Schaniyl's auf dem Berge Gunib" auf der
großen Pariser Ausstellung den ersten Preis, während
ihm in Wien der Orden der eisernen Krone dafür zu-
erkannt wurde. Mit einigen dem Bilde zu Statten kom-
menden Aenderungen hat Horschelt sein Bild: „Schamyl
vor Bariatinsky" einem Chclus von Blättern einverleibt,
welche der Hofphotograph Josef Albert iu München ver-
vielfältigte. Er bediente sich hierbei vorwiegend sehr
harter nnd spitzer Kreide, deren Anwendung lebhaft an
die Federzeichnnng erinnert, eine Techuik, die in ihrer
Eigenthümlichkeit allein steht und ihn die beste Wirkung
erzielen läßt. Als trefslichen Bleistiftzeichner haben ihn
die Leser d. Bl. in dem Facsimile-Holzschnitt kennen ge-
lernt, welchen die Zeitschrift in ihrem ersten Jahrgange
veröffentlichte.

Allgemeines Aufsehen erregteu auch Horschelt's
Aquarelle. Jch hebe nur seinen „Morgen im Be-
duinenlager" und den 1869 im Münchener Kunstvereine
ausgestellten „ Neiterangriff der Tscherkessen" hervor,
welche besonders durch kühne Behandlung der Wasser-
farbe sich auszeichnen.

Seine reiche humoristische Ader bewies unser
Künstler sowohl durch köstliche, für den damaligen bayeri-
schen Gesandten Grafen Karl von Tauffkirchen in Peters-
burg bestimmte Federzeichnuugen, als auch durch ein Er-
innerungsblatt, das er in Folge der Genesung seines
Freundes Prof. Or. Lindwurm von schwerer Krankheit

im vorigen Jahre komponirte. — Die deutsche Kunstwelt
und besonders München, an dessen Kunstakademie er zum
Nachfolger Schwind's ausersehen war, hat an ihm eines
ihres bedeutendsten jüngeren Talente, einen im Aus-
lande wie in der Heimath gleich hochgeachteten Meister
verloren.

^ Petcr von Heß. Am ü. April wurde Peter
v. Heß, der Nestor der Münchensr Künstler, als er eben
im Begriffe stand, sich in sein außer dem Hause befind-
liches Atelier zu begeben, vom Schlage getrosfen und
war kurze Zeit nachher eiue Leiche. Er war im Jahre
1792 zu Düsseldorf geboren, wo damals sein Bater,
Karl Ernst Christoph, als Kupferstecher thätig war. Jm
Jahre 1807 siedelte seiu Vater, der sich schon früher die
Gunst des Königs Maximilian von Bayern erworben
hatte, mit seinen Söhneu Peter und Heiurich Maria nach
München über, nachdem im Jahre vorher die Galerie
und Kunstakademie von dort nach Düsseldorf versetzt
worden war. Bis dahin war Peter von seinem Vater
in der Kunst unterrichtet worden, von nun an bildete er
sich selbständig in seinem Fache weiter. Seine Jugend
fiel in die stürmischen Jahre, welche Napoleon über
Europa gebracht, und so lag es nahe genug, daß er sich
gleich anderen zeitgenössischen Künstlern der Schlachten-
malerei zuwendete. König Max war auf den jungen,
strebsamen Künstler aufmerksam geworden, was zur Folge
hatte, daß er die Erlaubniß erhielt, der bayerischenArmee
im Generalstabe des Fürsten Wrede während der Feld-
züge von 1813 —1815 zu folgen. Nach Beendigung
der Feldzüge uuternahm er Reisen nach Wien, Jtalieu
und in die Schweiz, überall sammelnd, was sich an
brauchbaren Motiven semem an rasches Auffassen ge-
wöhnten Auge darbot. — Als König Otto aus dem
Hause Wittelsbach auf den Thron des neu errichteten
Königreichs Hellas berufen ward, zogen auch namhafte
Münchener Küustler dahin, theils im Auftrage des kunst-
sinnigen Vaters des jungen Königs, theils eigenem An-
triebe folgend. Iluter den erstereu befand sich auch Peter
Heß, deni König Ludwig die ehrenvolle Aufgabe stellte,
Material für eiue größere Anzahl von Bildern zu sam-
meln, welche sich auf die Befreiung Griechenlands vom
türkischen Joche bezieheu und unter den nördlichen Ar-
kaden des Münchener Hosgartens ausgeführt werden
sollten. Zugleich erging au Pcter Heß der Auftrag, den
Einzug des Königs Otto in Nauplia in einem großen
Oelbilde auszuführen. — Weuige Jahre nach seiner
Rückkehr aus dem Süden rief ihu Kaiser Nikolaus von
Rußland, der seine Arbeiten während eiues Besuches am
bayerischen Hofe keuuen gelernt und sich für den Künstler
in hohem Grade interessirt hatte, nach dem Norden. Der
Kaiser wünschte die bedeutendsten Schlachten aus dem
französisch-russischeu Kriege des Jahres 1812 von dem
hochgeschätzten Künstler ausgeführt und derselbe sollte
zum Behufe eigener Auschauuug der landschaftlicheu
Natur die betreffenden Gegenden bereisen. Heß folgte
der Eiuladung ohne Säumen und wurde in Moskau wie
in Petersburg auf das Freuudlichste aufgenommen. Die
großen Bilder führte er übrigens nach den an Ort und
Stelle und in den Arsenalen Rußlands gewonneneu
Studien in München aus. Außer den bereits oben an-
gedeuteten Werken schuf Heß noch eine große Anzahl von
Schlachten- uud Genrebilderu, so die Schlacht von Arcis
sur Aube, von Wörgel, das Gefecht im Engpaß bei Bo-
 
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