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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 6.1871

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148

personalnachrichten.

* Professor Gottfried Semper ist aus seiner Stellung
am Znricher Polytechnikum ausgeschieden. um nach Wien
überzusiedeln, wo er den Umbau der Hofburg und zunächst
den damit zusammenhängenden Bau eines neuen Hofburg-
theaters übernommen hat. Die bedcutendste architektonisibe
Kraft Deutschlands ist damit, wie wir hofsen, dauernd für
Wien gewonnen und einem großartigen praktischen Wirkungs-
kreise zugeführt.

vr. Bruno Meyer, unser geschätzter Mitarbeiter, hat
die alleinige Redaklion der „Warte" übernommen, des neuen
publicistischen Organs, welches als Fortsetzung der bisherigen I
„Ergänzungsblätter" zu Meyer's Conversationslexikon vom !
Juli d. I. an im gleichen Verlage erscheint.

vr. Alfred Woltmanu, Professor der Kunstgeschichte am j
Polytechuikum zu Karlsruhe, hat sich unter Betbehaltung !
dieser Stellung auch an der Universität Heidelberg für das
kunstgeschichtliche Fach habilitirt. j

Kunstvrreine, Zammlungen nnd Ausstellungrn.

8. Plastisches Miisenm in Düsseldorf. Die rheinische
Kunststadt bat neuerdings eiue wesentliche Bereicherung er-
sahren durch die Einrichiung eines Museums für Abgüsse
antiker nnd anderer hervorragender Skulpturwerke. Dieselbe
ist um so srcndiger zu begrüßen. alS sie eine lange gefühlte
Lücke auszufüllen geeignet ist, da man bisher nur die Erzeug-
nisfe der Malerei in Düsseldorf zn sehen Gelegenheit hatte,
wogegen die Plastik ganz in den Himergrund trat, so daß
selbst viele Künstler nach dem Vcilassen dcs Antikensaales der
Akademie kaum noch cin Werk dieses bedentsamen Zweiges
der bildenden Kunst zur Anschauung bekamen. Der Leiter
der vor einigen Jabren in Düsseldorf errichteten Bildhauer-
schule, Professor August Wittig, war schon seit längerer
Zeit eifrig bemüht, diesem unleugbaren Uebelstande abzuhelfen,
und seiner verdienstvollen Thätigkeit verdanken wir haupt-
sächlich die neue Schöpfung, deren vortheilhafler Einfluß auf
die Düsseldorfer Kunstschule nicht ausbleiben kanu. Dem alten
Gebäude der königlichen Kunstakademie wurde vor einigen
Jahren ein Flllgel angebaut, der zur Aufnahme der ver-
grösierten Landesbibliothek und des Archivs bestimmt war.
Das Erdgeschoh dieses, vom Geheimcn Regierungsbaurath
Krüger im Renaissance-Styl errichteten Umbaues sollte zur
Anlage großartiger Kaufgewölbe benutzt werden, doch gelang
es den Bemühnngen Wittig's. die Beseitigung dieses Planes
durchzusetzen und die schönen Räumc zur Verwirklichung seiner
Jdee eingerichtet zu erhalten. Bei der Ausführung derselben
traten mancherlei Hindernisse hemmend in den Weg, die
hauptsächlich in den beschränkten Mitteln, über welche verfügt
werden konnte, ihre Ursache hatten. Doch sind die meisten
glücklich überwunden, und man muß in Anbetracht der Ver-
hältnisse das Geleistete wirklich bewundern. An der Straßen-
seile des Gebäudes stnd zwischen den Fensterbogen die Me-
daillonporträts der drei Hauptvertreter der amiken, der ita-
lienischen und der deutschen Skulptur, Phidias. Michel Angelo
und Peter Vischer, von Wittig's Meisterhand in Sandstein
ausgeführt worden und erscheinen gewissermaßen wie eine
bildliche Ueberschrift des Musenms, dessen Jnnenraum ans
einer großen Halle besteht, die durch vorspringende Marmor-
säulen, auf welchen Kreisbogen ruhen, in verschiedene Ab-
theilungen zerfällt! welche die historische Eintheilung der Samm-
luug wesentlich erleichtern. Die ersie dieser Abtheilungen ist
der Periode der griechischen Kunst des Phidias, seiner Vor-
gänger und Nachfolger gewidmet und enthält außer anderen
bedeutsamen Werken einige der schönsten Skülpturen des Par-
lhenon, an die sich die Dresdener Dreifußbasts und eine Kande-
laberbasis aus dem Kapitolinischen Museum anreihen. Letztere
hat Professor Wittig nen in Rom abgießen lassen. Man
bofft durch die Munisizenz des Ministeriums auch noch die
Miltel zu erhalten, Abgllsse der Statuengruppen vom Athena-
tempel zu Aegina anschaffen zu können. Die zweite Abtheilung
zeigt an den hervorstehenden Säulen die prächtigen Statuen
des Augustus und Sophokles und soll an der Hauptwand die
Veuus von Melos und andere Kunstwerke der griechischen
Plastik nach Phidias aufnehmen, während der sogenannte
Jlioneus und der Eros des Praxiteles bereits die andern
Wände schmücken. Jm dritten Abschnitt, welcher den Denk-
mälern der römischen Künstepoche gewidmet ist, zu welchen
schon das obengenannte Standbild des Augustus uns herüber- '

s leitet, sehen wir in der Mitte die Niobe mit ihrer jüngsten
! Tochter, und ihr gegenüber stehen der Schleifer und der
sitzende Merkur aus dem Museum zu Reapel. Mit der vier-
! ten Abtheilung gelangen wir zu den Werken der Renaissance,
vertreten durch einen der Sklaven von MiLel Angelo und
die Tageszeiten von den Denkmälern der Medicäer, über
welchen zwei der berühmten Masken vom Berliner Zeughaus
von Schlllter angebracht siud. An dcr gegenüberliegenden
Seite erblicken wir fünf Reliefs, die zu den schönsten Werken
aus der Periode Buonarroti's gehören und welche Professor
Wittig eigens in Rom hat abformen lassen. Es sind: die
Madonna, von anbetenden Engeln umgehen, aus der Kirche
San Gregorio, die Apostel Petrus und Paulus und die Kir-
chenväter Hieronymus und Augustinus von Sansovino vom
Ältar Papst Alexander's VI. in der Sakristei der Kirche
S. Maria del Popolo. An den Pfeilern der fünften M-
theilung stehen, entsprechend den Figuren des Sophokles und
des Augustus, die Slatuen der Leukothea (Eirene) aus der
Glyptothek in München und der Amazone aus dem Kapitol.
An den beiden Wänden besinden sich der bekannte Sandalen-
binder oder Jason, die Minerva Giustiniani und die Ceres
(auch Vestalin genannt), sowie eine dem Bade entsteigende
Venus, Amor und Psyche, und jene römische Jünglingsgestalt,
deren Original bei ikanten im Rheine gefunden wurde und
jetzt im Berliner Museum steht. Die' sechste Abtheilung,
welche eigentlich ein kleines Eingangskabinet bildet, ist dazu
bestimmt, hervorragende Werke unserer neuen Düsseldorfer
Bildhauerschule aufzunebmen und soll gewissermaßen eine Be-
lohnung der talentvollen Schüler derselben gewähren, deren
besle Arbeiten hier Aufstellung sinden können, so daß dadurch
der Eifer der jungen Künstler mächtig angespornt und bei
glücklichem Erfolge ehrend anerkannt wird. So befinden sich
fchon jetzt zwei höchst lobenswerthe Reliefs von Schülern
Wiltig's darin: Perseus und Andromeda von C. Hilg ers und
die Austreibung Adam und Eva's aus dem Paradiese von
Carl Müller, dem Sohne des bekannten Historienmalers
Professors Andreas Müller, welche beweisen. wie rasch und
gedeiblich die Skulptur unter Witlig's regsamer Anleitung in
der rheinischen Kunststadt emporblüht, welche bis zu der Än-
kunft diefes Meisters im Jahre 1864 fast einzig und allein
der Pflege der Malerei ihr Jnteresse zuwandte, so daß bis
dahin Zulius Bayerle der einzige in Düsseldorf lebende
nennenswerthe Bildhauer war. Zwischen den beiden Reliefs
ist die Gruppe „Hagar und Jsmael" von Wittig's Hand auf-
gestellt, welche gegenwärtig in Marmor für das National-
museum in Berlin ausgeführt wird. Kann sich das neue
Museum auch an Umfang und Reichhaltigkeit nicht mit den
Sammlungen anderer Kunststädte messen, so mnß es durch
die verständige Wahl und die richtige Anordnung der darin
aufgestellten Bildwerke, gehoben durch eine geschmackvolle
dekorative Ausstattung, einen allgemein befriedigenden Eindruck
hervorbringen.

X. Jm Frankfurter Kuiistverein war kürzlich eine Land-
schaft ausgestellt von einem Künstler, dessen Name uns zum
ersten Male begegnet: „Sommermorgen" von L. v. Gleichen,
einem Enkel Schiller's, der stch in Weimar zum Maler aus-
bildet. Jst der Standpunkt des Bildes auch nicht gerade
günstig gewählt, so ist das Motiv doch augenehm, und die
Silhouette des Mittelgrundes von besonderem Reiz. Baum-
gruppen, Wasserfall, Staffage und Luft bieten schöne Einzel-
heiten, entbehren aber noch des harmonischen Gesammtaus-
druckes, der die wirkungsvolle Stimmung bedingt nnd das
Ganze wie aus einem Gusse erscheinen läßt. Die Technik ist
eine ziemlich sichere und erinnert an die Art des Grafen
Kalkreuth.

/X Münchener Kunstverein. Es konnte nicht fehlen, daß
sich die Kriegsereignisse der letzten zehn Monate auch in den
Erzeugnissen der bildenden Kunst wiederspiegelten nnd zur
Zett noch wiederspiegeln. Dem Krieg oder seinen Folgen ent-
nommene Stoffe können mit Sicherheit darauf rechnen, die
Aufmerksamkeit des Publikums in erhöhtem Grade auf sich zu
ziehen. Aber auch selbst ohne diese Aussicht würde sich der
Einfluß der Zeit auf die Künstler geltend gemacht haben, weil
keiner sich mitten im Treiben derselben ihr zu entziehen ver-
möchte. So versetzt uns denn der treffliche Heinrich Lang
mitten in das Toben der „Schlacht bei Sedan", welcher er
in der Nähe des Generals Hartmann, des tapferen Führers
des II. bayerischen Armeekorps, beiwohnte. Lang zeigt uns, wie
der Angriff der 6bÄsseurs ck'^kriguo an der eisernen Ruhe
 
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