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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Das Schwarzwerden moderner Bronzeornamente
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0030

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Kunstlitteratur uud Kunsthandel.

42

^echten Wege, vom Ziele zu entfernen. Wer in den
letzten Jahrzehnten die Entstehung der Erzmonumente
erlebt und versolgt hat, der wird sich erinnern, daß
irdes nachfolgende immer matter, rauher und dnnkler
w seiner Oberfläche erschien, als sein unmittelbarer
Borgänger. Wir sagen nicht, daß schlecht ciselirt wird:
der Fehler liegt nicht in dem Mangel an Fleiß, son-
dern in der Art. Je mehr man sich Mühe damit
öegeben. je mehr man seine Oberfläche abgerauht und
"'att gemacht hat, nm so mehr hat man des Werkes
Zuknnft gefährdet. Je rauher die Oberfläche ist, desto
"whr ist sie dem Einfluß der Witterung zugänglich:
Negen, Schnee, Staub, Schmutz, alles setzt sich auf
ihr fest, verbindet sich mit der Oberfläche, verhindert
den Zutritt der freien Luft und stört damit den Vor-
gang einer ruhigen Oxhdation. Alle die fremden sich
lestsetzenden Bestandteile können mit der oxydirendeu
^berfläche nur eine gemischte, schmutzige Kruste bilden,
statt der reinen, unverfälschten Patina.

Wenn die Berliner Kommission richtig beobachtet
hat, daß die Reinigung von Vorteil ist, so bietet die
geglättele Oberfläche die Reinigung von selbst dar.
^ie stößt die ungehörigen Elemente, die das Wetter
bringt auch durch das Wetler wieder ab, und der
Prozeß der Oxydation oder Patinirung kann ungestört
und er kann langsam vor sich gehen. Der Physiker
ader Chemiker, wenn er seine Aufmerksamkeit auf diescn
Punkt richtet, wird das wahrscheinlich des näheren nnd
besseren auseinandersetzen können.

Die Erklärung der Ikrsache einer guten und
ichlechten Patinirung macht gar nicht einmal den An-
ipruch, neu oder unbekannt zu sein, wir kennen nam-
hafte Bildhauer, die ganz derselben Ansicht sind. Wie
kommt es aber, daß diese Ursache gleich einer unbe-
kannten erscheint, wenig verbreitet ist und wenigstens
bci uns zu keiuer praktischen Bedcutung gelangt ist?
-^arauf ist die Antwort sehr nahe liegend. Heutzu-
^age sind Bildhauer und Erzgießer in der Regel zwei
ganz verschiedene Personen. Der Bildhauer modellirt
aud macht sein Modell in Thon, in einem Stoffe
vhne Glanz und Transparenz, mit rauher Oberfläche.
'Uir den Erzguß ist seine Arbeit mit dem fertigen
Äiodell abgeschlossen. Gewohnt also, sein Werk ohne
^lanz und Glätte zu sehen, sind sie ihm fremdartig,
stvrend geworden. Und in der That läßt es sich ja
auch nicht leugnen, daß der Glanz, obwohl er im
^leinen pikant und lebendig macht, doch im Großen
ber Betrachtung störend im Wege steht. Und dies ist
uoch ganz besonders bei eincm großen Monumente
^cr Fall, das, neu und blank, lichtumflossen, in die
Üeie Luft sich erhebt. Das Gefühl des Künstlers
^urd mit Recht vom Publikum geteilt, und beide sind
^'uig jn der Überzeugung, daß ein blankes Monu-

ment — und das ist die notwendige Fvlge dcr Glätte
— einen unvorteilhaften Anblick bietet. Das ist auch
vollkommen richtig. Aber es stehen hier Gegenwart
und Zukunft einander gegenüber. Je gesälliger das
Werk im Momente der Enthüllung erscheint, um so
schlechter wird es sich in Zukunft darstellen. Man
muß entweder die Zukunft opfern oder die Gegenwart.
Opfert man diese — und die glänzende Neuheit ver-
schwindet bald genug — so sichert man eine gute Zu-
kunft, eine schöne Patina. Die Sache steht also so:
Entweder die Bildhauer warten, bis sie selber viel-
leicht schwarz werden, ihre Werke aber schön braun
und grün; oder aber sie warten nicht, dann sind es
ihre Werke, welche schwarz werden.

(Bremer Nachrichten.)

Aunstlitteratur und Aunsthandel.

— Lübke's „Geschichtc tcr dcutschc» Kunst" ist bis zur
siebenten Lieferung fortgeschritten, welche das sechste, die
Malerei und Bildnerei der romanischen Blütezeit behandelnde
Kapitel abschließt und das siebente, der frühgotischen Bau-
kunst gewidmete eröffnet.

v. — Gurlitts Geschichtc des Barockstils (Stuttgart,
Ebner L Seubert) erössnet mit der 22. Lieserung den dritten
Band, welcher die Entwickelung der Architektur des 17. und
18.Jahrhunderts in Deutschland schildert, und neben der
allgemeinen kunstgeschichtlichen Bedeutung auch ein nationales
Jnteresse hat. Das auf sehr nmfassendem und gründlichem
Studiuin ausgebaute Werk schreitet unter den fleißigen Händen
des Berfassers rüstig vorwärts. Jn den drei ersten Liefe-
rungen des neuen Bandes führt uns Gurlitt zunächst nach
Nord- und Mitteldeutschland, sodann auch nach Oesterreich,
um den Gang des katholischen Kirchenbaues unter dem Ein-
fluß des Jesuitenordens zu verfolgen. Das zweite Kapitel
behandelt den protestantischen Kirchenbau des 17. Jahr-
hunderts, aus dem der „Hugenottenstil" als eine besondere,
durch die französisch-holländifche Einwanderung bedingte Ab-
art ausgesondert und in dem dritten Kapitel behandelt wird.
Das solgende Kapitel besaßt sich mit den italienisch-süddeut-
schen Barockbauten profanen und kirchlichen Charakters. Die
Jllustrationen, in Zink geätzte Federzeichnungen, welche die
malerische Wirkung der Fassaden und Jnnenräume freilich
nur leicht andeuten, halten sich in Bezug auf Klarheit und
Schärse der Zeichnung auf gleicher Höhe wie bei den vor-
aufgegangenen Bänden.

Paul Saintcnoy, ,,>ole8 cks viivnus''. Der Verfasser
des vorliegenden, bei Claesen in Lüttich und Berlin er-
schienenen Werkchens hat in demselben die Eindrücke geschil-
dert, welche er vor zwei Jahren auf eincr von ihm mit etwa
zwanzig Mitgliedern des Brüsseler Architektenvereins an die
llfer der Loire veranstalteten Reise gesammelt hat; er erzählt
dabei in ernster oder launiger, oft satirischer Weise die Ge-
schichte der Gebäude und knüpft daran seine Kritik, welche
qewöhnlich den Nagel aus den Kopf trifft. Das Buch ist
jrisch und mit vielem Humor geschrieben und wird nament-
lich allen denen sehr willkommen fein, welche die herrlichen
Schlösser des Loirethals entweder 'aus eigener Anschauung
oder aus den französischen Publikationen ldlonumsnts bisto-
riquss, llsvus cks l'Tlrobiteoturs, (lailbabauck und anderen)
kennen; indessen sind dem Werke 27 dem Texte eingefügte
Lichtdrucke beigegeben, welche auch demjenigen, der diese sehr
interessanten Monumentalbauten nicht kennt, eine ziemlich
enaue Vorstellung von der Wirkung der Architektur bei-
rtngen werden. Der Verfasser gliedert seine Materie in
drei Abteilungen (Kirchen, Schlösser, WohnhäuseZ. Der
Reihe nach sind darin die Kathedralen zu Chartres, Bourges,
Orleans und Tours, ferner niehrere kleinere Kirchen, sodann
die Schlösser Amboise, Blois, Chambord, Azay-le-Rideau,
Chenonceaux, Chaumont, St. Germain en Laye und Fon-
I tainebleau, sodann die Wohnhäuser von Jacques Coeur,
 
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