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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Pariser Eindrücke
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0114

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Iahrgang. ^ ^ ^ ^ ^ ^

: Rttn,tcl)romk

IVochenschrift für Aunst und Aunstgewerbe.

Ankündigungsblatt des verbandes der deutschen Aunstgewerbevereine.

Herausgeber:

Larl v. Lützow und Arthur j)abst

wicii Aöln

Cheresianumgaffe 2S. Aaiser-Wilhelmsring 22a

Lrpedition:

Lcixzig: L. A. Sccmaiin, Gartcnstr. ss. Berlin: w. ks. Aiihl, Jägcrstr. 73.

Die Aunstchronik erscheint von Vktober bis <Lnde guni wöchentlich, iin guli, August und ^eptember nur aller ^ Tage und kostet in verbindung
denr Runstgewerbeblatt halbjährlich 6 Mark, ohne dasselbe ganzjährlich 8 Mark. — gnserate, ä 30 ssf. für die dreispaltige petitzeile
"^^Nien außer der verlagshandlung die Annoncenerpeditionen von Haasenstein 6.- vogler in teipzig, wien, verlin, München u. s. w. an.

^"halt: sDariser Lindrücke III. — Runstlitteratur und Runsthandel: Zweiundzwanzig Handzeichnungen von Goethe, herausgegeben von Aarl
Nuland; Lpringer, Grundzüge der Runstgeschichte IV. — Läßler -f; Mtto weber -f. — Lreisausschreiben der Aunstgewerbehalle
in Dresden: Lrteilung des Ginsberg-ssreises. — A. Lssenwein: L. Müntz. — Sächsischer Runftverein in Dresden; Archäologische Gesell-
schaft in Berlin. — iiunftverein in Aarlsruhe: Ausstellung der numismatischen Gcsellschaft in Wien; Geniäldesammlung M. van ssraet:
Neuerwerbungen für den touvre; Die Galerie ^chack in München. — Grgebnis des s)reisausschreibens für ein Raiser-Wilhelm-Denkmal
in Mannheini: Reuter-Denkmal sür Lhicago; Lorvinus-Denkmal für Rlausenburg. — Inserate.

Pariser Lindrückc.

III.

Wir kehren ncich Paris zurück, nm zunachst einen
den großen Sammlungen znzuwenden. Jm
^ahre 1893 wird dcis Jcihrhnndert voll sein, seit in
^escots Prachtbau des Lonvre die Centralisation
Kunstschätze Frankreichs stattfand, die bis dahin
den königlichen Schlössern oder kleineren Museen
^rstreut waren. Jnfolge der ununterbrochenen Ver-
"'chrung ist das Louvre seitdem zur Hauptkunstsamm-
bing Europa's geworden. Wer die glanzvollen Räume
^ ihrer opulenten Ausstattnng, mit ihren unsagbaren
^chätzen an Werken der Skulptur, Malerei, Klein-
n. s. w. aller Zeiten und Kultnrvölker dnrch-
^andert, dem wird es hier mehr als anderwärts klar,
^lchen Wert geordnete Kunstsammlungen für die
^olksbildung haben und wie frühzeitig in Frankreich
^se Bedeutung erkannt wnrde. Eine Reihe von
^iaatsformcn sind scit der Revolution vorüberge-
gangen, aber jede Negicrung hat mit heiligster Für-
dieses Nationalinstitnt gehütet nnd ihm neue
^chätze zugeführt. Abcr wie nahe war die Gefahr
^ ^ckl, daß diese nnersetzlichen Kultnrgüter der iZer-
^avnngswnt der Kommnnisten zum Opfer gefallen
^aren, hätten nicht die Versailler Truppen noch recht-
^itig die entfessclte Mentc von diesem Punkte zurück-
^drängt!

^ Jch unterlassc es wohlweislich, mich in die einzelncn
^ammlungen zu vertiefen, nnr dcr „Hohen Frau von
'to" sei unsere Reverenz dargebracht. Die herrliche
tatue wurde, wie bekannt, znr Zeit des letzten Auf-
"udes in ihre zwei Teile zerlegt und in einer Kiste

im Souterrain des Gebäudes verborgen gehalten; bei
ihrer Wiederaufstellung hat man nun die fälschlich
eingeschobene Zwischenlage, durch welche der Ober-
körper eine Neigung nach vorne erhielt, entfernt und
die beiden Blöcke so scharf aneinander gepaßt, daß die
Fuge kaum merklich ist. Diese Richtigstellung des
Oberkörpers ist für die große Streitfrage der Er-
gänzung der Figur von Wichtigkeit. Die hoheitvolle
Gestalt prangt nun in dem ihr gewidmeten Saal
wieder in ihrer vollen Schönheit. Die vielbesprochene
Hand mit dem Apfel und das Armstück befinden sich
in einem Glaskästchen nebenau; trotz dieses (übrigens
problematischen) Fnndes dürfte die Annahme, daß die
Statue mit dem Schilde des Ares zu ergänzen sei,
noch immer die plausibelste bleiben.

Jn jüngster Zeit ist der Antlkensammlnng des
Louvre ein griechisches Werk zugewachsen, welches in
seinem künstlerischen Werte der Statue von Melos an
die Seite gestellt werden kann: ich meine die berühmte
„Nike von Samothrake". Das Werk ist auf der Platt-
form des großen Treppenhauses aufgestellt, so daß der
Beschauer dasselbe auch von einem tieferen Gesichts-
punkte aus, wie es die Originalaufstellung verlangte,
betrachten kann. Die grandiose Figur steht auf dem
aus den Originalstücken zusammengesetzten Schiffteil,
wie die Darstellungen auf der Münze des Demetrios
Poliorketes sie zeigen. Trotz der kolossalen Größe
nnd der gewaltig ernsten Auffassung erscheint die Ge-
stalt aus der Ferne gesehen leicht nnd graziös, uud
zu bedauern ist nur, daß uns das Haupt der Göttin
nicht erhalten ist.

Fast jede Abteilung der großen Sammlungen
im ersten und zweiten Stockwerke hat ihre „8g,IIes
 
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