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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Das litterarische Denkmal des Kronprinzen Rudolf von Österreich
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0178

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Nr. 22.

2q. Iahrgang.

r

1888,89.

Aunstchronik

»

7. Nlärz.

wochenschrift für Runst und Runstgewerbe.

Ankündigungsblatt des verbandes der deutschen Runstgewerbevereine.

^erausgeber:

Larl v. Lützow u»d Arthur j)abst

wien Uöln

Lxpeditiou:

Lcixzig: L. A. Seeinann, Gartenstr. zs. Berlin: w. H. Aühl, Iägerstr. 73.

Die Aunstchronik erscheint von Gktober bis Lnde guni wöchentlich, im guli, August und 5>eptember nur aller ^ Tage und kostet in verbindung
"''t dem Aunstgewerbeblatt halbjäbrlich 6 Mark^ ohne dasselbe ganzjährlich 8 Mark. — gnserate, ä I0 pf. für die dreispaltige petitzeile
^bnien außer der verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein Sc vogler in Leipzig, wien, Berlin, München u. s. w. an.

^"balt: Das litterarische Denkmal des Kronprinzen Budolf von Msterreich. — Deutscher Runstverlegerverein. — Aus den Gemäldesammlungen zu
Olmütz und Aremsir (Schluß). — Aorrespondenz aus Berlin. — Bücherschau: I^ettere et arti, redigirt von L. panzacchi. — Zur Rubens-
forschüng. — Ronkurrenzergebnis um die Ausschmückung des Rathauses in M.-Gladbach; Desgl. um eine katholische pfarrkirche in Mainz.
— L)artel. — Ausstellung in der Runsthalle zu vüsseldorf. — Ausschmückung des Aochbrunnens in wiesbaden. — Frankfurter Runstauktion;
Auktion Loxpenrath. — Reuigkeiten des Buch- und Aunsthandels. — Zeitschriften. — gnserate.

Das litterarische Dcnkmal des Aronprinzen
Rudolf von Gsterreich.

Durch die entsetzliche Katastrophe, welche dem
^sten Stamme der Habsburger ihren hosfnungsreichsten
^prößling geraubt, die Völker Österreich-Ungarns in
st^se Traner versenkt und in der ganzen gebildeten
^elt aufrichtiges Mitgefühl erweckt hat, war auch das
8roß angelegte Volksbuch, als dessen geistiger Schöpfer
Md Leiter der Unvergeßliche dastand, in seinem Fort-
^estande bedroht. Durfte ja doch „Die österreichisch-
^"garische Monarchie in Wort und Bild" unter den
^erschiedenen litterarischen Schöpfungen des Verewigten
"Üs das eigentliche „Kronprinzenwerk" gelten, da hier
^stcht nur Grundgedanke, rege Mitarbeiterschaft, stete
E"rsorge bis ins kleinste Detail, sondern der ganze
^uhalt und Geist der Darstellung dem Thronerben
^rrgehörten, durch ihn ihre Farbe und Bedeutung er-
^'rlten. Die bange Frage, die nach der ersten Be-
^ubung durch den furchtbaren Schicksalsschlag daher
^st^n an dem Werke Mitbeteiligten auf die Lippen
stat, ob der als hochragender Dom gedachte Bau n»u

eine traurige Ruine dastehen bleiben solle, hat
^sort von entscheidender Stelle ihre Beantwortung
befunden. Kaiser Franz Josef, der in den Tagen all-
geineiuer Trostlosigkeit der Welt so viele neue Beweise
^habener Gesinnung und unverzagten Mutes gegeben
^t, traf die Allerhöchste Bestimmuug, daß das Werk,
tvelches der ihm entrissene heißgeliebte eiuzige Sohn
»nd Erbe mit seiuer Zustimmung ins Leben gerufen,
Uach vorgezeichueten Plaue innerhalb des

dorbestlmmten Zeitraumes im Geiste und Sinne
^uidolfs zn Ende geführt werden svlle. Zugleich gab

der Monarch dem von der Frau Kronprinzessin-Witwe
Stephanie geäußerten Herzenswunsche Gehör, bei der
Fortsetzuug und Vollendung des Lieblingswerkes ihres
unvergeßlichen hohen Gemahls dessen Stelle vertreten
und fortan das Protektorat über das Werk übernehmen
zu dürfen. Am 15. Februar ist die erste, nach dem
Dahinscheiden des Kronprinzen hergestellte Lieferung,
die 78. in der Reihenfolge, erschienen. Sie giebt den
Besitzern des Werkes jene trostreichen Eutscheidungen
kund und enthalt außer der Fortsetzung des in der
Ausgabe befindlichen Bandes „Oberösterreich und
Salzburg" noch ein besonderes Trauerheft, welches
dem Andenken des erlauchten Gründers der Publi-
katiou gewidmet ist. Es sei uns vergönnt, daraus
einige Punkte herauszuheben, welche sür die kunst-
freundlichen Leser unseres Blattes von besonderem
Jnteresse sind.

Der Gruudgedanke, welcher dem Kronprinzen
Rudolf bei der Unternehmung des Werkes vorschwebte,
war eine ethnographische Schilderung der Völker
Österreich-Ungarns durch die vereinigten Darstellungs-
mittel von Bild und Wort. „Wo gäbe es einen
Staat" — sagte er in dem 1884 an den Kaiser ge-
richteten Promemoria — „so reich au Gegensätzeu
seiner Bodengestaltung, der naturhistorisch, landschaft-
lich und klimatisch eine so herrliche Mannigfaltigkeit
in seinen Grenzeu vereinigte?" Die schriftstellerische
Darstellung sollte selbstverstäudlich auf der Höhe dcr
gegenwärtigeu wissenschaftlichen Forschung steheu, zu-
gleich aber in der Form gefällig und klar, für die
weitesten Kreise der Bevölkerung verständlich sein.
Als ihre notwendige Begleiterin ward eine reiche
Jllustration ins Auge gefaßt, welche von allen Eigen-
 
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