Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

DOI Artikel:
Das litterarische Denkmal des Kronprinzen Rudolf von Österreich
DOI Artikel:
Heydemann, Heinrich: Deutscher Kunstverlegerverein
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0180

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Deutscher Kunstverlegsrverein.

342

341

^uckerei die Herstcllung des Buches überuuhm. Die-
>elbe Einrichtung wurde auch in Wien, um für die
Aiisführung der Jllustrativnen uud des Drucks der
^eit umfaiigreichereu österreichischen Abteilung eben-
lalls eine eiuheitliche küustlerische Durchführuug zu
^ielen, wie sie durch das Zusammeiiwirken mehrerer
drivater Anstalten kaum erreichbar gewesen wäre, bei
>>er österreichischeu Staatsdruckerei ins Leben gerufen.
Als Leiter des neu gegründcteu, mit der Staats-
^ruckerei organisch verbundenen xylvgraphischen Jn-
llituts wurde Wilhelm Hecht angestellt, der zu diesem
^weck von München berufen und gkeichzeitig mit der
"ru geschaffencn Professur für Holzschneidekunst an
^r Knnstgewerbeschule des Österreichischcn Bkuscums
^rtraut wurde. Als im Frühling 1885 die ersten
Prvbedrucke dcr nach dcn Zeichuungcn von Berndt,
^ichtenfels, Rumpler u. a. ausgeführten xylographi-
schen Arbciten dem Kronpriuzen Rudvlf vorgelegt
Wurden, erfüllte sein Herz freudigc Geiiugthuung und
»» sprach die Erwartung aus, daß das littcrarisch
llwhl fuudirte Wcrk auch in küustlerischem Betracht
"llen hoheu Aiifvrdcruiigcn der Gcgeuwart cutsprechen
lverde.

Das weitere Fortschreiten der Publikation hat
^wsc Hoffnuug in reichem Maße erfüllt. Beide An-
llulten, die Wicner wie die Pester, komnien in rüh-
wenswertem Wetteifer den mannigfachen an sie ge-
llellten Ansprüchen der zeichnerischen Kräfte in immer
lwllendctcrer Wcise uach. Als vor einigen Wochen
ki»e Auswahl von Holzschnittproben ans dem Kron-
lw>»zenwerk iu der Ausstellung des Wieuer Künstler-
hauses dem Publikum vorgeführt wurde, lautete das
"llgemeiue Urteil dahin, daß diese xylographischen
Arbeiten an charaktervoller Wiedergabe der Originale
w'd malerischcr Wirkung sich dem Besten an die Seite
>dhen lassen, was die Buchillustration unserer Zeit
hervorgebracht hat. Eine Anzahl der Holzschnitte
h»tte sich Kronprinz Rudols zu eiuem Prachtalbuin
''»sanimenstcllen und an ihm befreundete Fiirsten, sv-
d>'e an Regierungen und Museen dcs Anslandes ver-
wiiden lasien. Eines dieser Exemplare war unlängst
>w Deutscheu Kunstgewerbemuseum in Berlin ausge-
llellt. Vvn allen Seiten kamen Anerkennungen und

^eglückwüiischungen. —

Da breitete der Tod scin undurchdringliches
^»»kel über das helle Augc, das an all dem Schaffen
Wine herzliche Freude gehabt und uns diese so vft in
warinen Worten strahlenden Blicks ausgedrückt hatte.
7->enen aber, denen es vergönnt war, unter einem so
Wltenen Führer mitzuhelfen an dem froh begonnenen
8»»ßen Werke, ihnen bleibt nun als ernste Pflicht die
">»kgabe zurück, jeder für sein Teil dazu beizutragen,
°»ß das kaiserliche Wort: „in Seinem Geist und Sinn"

zur volleu Wahrheit werdc, damit das Ganze dereinst
dastehe und von den nachkommenden Geschlechtern
rühmend genannt werde als das litterarische Ehren-
deukmal des Kronprinzen Rudolf.

C. v. L.

Deutscher Uunstverlegerverein.

Seitdem die Platte des Kupferstechers auf gal-
vanoplastischem Wege beliebig und in gleicher Voll-
endung vervielfältigt werden kann, wächst die Zahl
der sogenannten Frühdrucke vft in einer Weisc, daß
für den Kunstkenner, der dieselben in Mappen sammelt,
wie für den Kunstfreund, der damit sein Heim zu
schniücken trachtet, die Unsicherheit ihres Wertes stetig
zuuimmt uud ihr Besitz sich nicht selten äußerst sraglich
gestaltet. Daher hat sich in England schon vor Jahren
uuter dem Namen Urintsallsr ^sooiation ein Vercin
gebildet, welcher die Anzahl der Frühdrucke abstempelt,
wodnrch denselbcn, obgleich ihre Anzahl eine jedesmal
beliebige und verschiedene ist, aus dem internationalen
Markte ein gewisser Vorzug uud eine wohlthuendc
Sicherheit in Bezug auf den Besitz verschafft worden
sind. Dem deutscheu Kunstverlag, dessen Ergebnisse
auf gleicher Höhe stehen, fehlte bis jetzt ein solcher
Verein, und es wird daher die Kunde um so lebhafter
begrüßt werden, daß diese empfindliche Lücke des
Kunsthandels nunmehr ausgefüllt werden wird. Eine
Reihe namhaftester Berliner Firmen hat sich zusammen-
gethan und einen „Deutschen Kunstverleger-
verein" gebildet, dessen Satzungen soeben ausgegeben
wurdcn. Der rein idcellc Zweck der Vereinigung ist,
bei künftigen Kunstblättern sortan Anzahl uud Art
der Frühdrucke in ein Wahrheitsbuch einzutragen und
abzustempeln; damit wird verhütet, die angegebeuc
Zahl jener Blätter zu überschreiteu und ihren Wert
im Handel zu verringern. Auf das genaueste wird
in Z 24 festgesetzt, daß die Frühdrucke nur von der
Originalplatte gedruckt werden und insgesamt nur
fünfhundert an Zahl betragen dürfen, worunter fünf-
undzwauzig Remarquedrucke (diese mit speziellen Ab-
zeichen), ferncr sechs Pflichtexemplare an den Künstler
und bis zu zwanzig Rezensionsexemplaren >) mit inbe-
grifseu sind; auch die sämtlichen Probedrucke werdeu
durch besondere Stempel als solche gekennzeichnet;
Wiederholuugen diirfen nur um wenigstens 25 » „
kleiner sein; ein Exemplar der ersten Druckgattnng
wird dem Archiv des Vereins einverleibt; u. s. w.
u. s. w. Kenner und Sammler des Kupferstiches

1) Hierzu sei besonders noch bemerkt, daß das Merkmal
der Rezensionsexemplare „selbstverständlich dem Publi-
kum gegenüber sich nicht von den anderen Stem-
peln unterscheiden wird", wie es nach A 24, 14 aller-
dings erscheinen könnte.
 
Annotationen