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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0189

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359

Bücherschau.

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stützt wtrd. — Eiu „Polnisches Dors" von F. Rou- j
band läßt uns in seiner renlistischen Erscheinung dafür
dankbar sein, daß wir dort nicht wohnen müssen. —
Zwei Mondscheinlandschaften von Ludw. Meixner
(1884) sind sehr malerisch, das durch Wolken hervor-
brechende Mondlicht fällt auf baumbewachsene Flnß-
nfer und eine im Hintergrnnde emporstrebende gotischc
Kirche. Etwas mehr Licht wäre der Wirkung förder-
lich gewesen. — Ein kleines Bild von Böhm Sül
(München) „Slavische Landleute im Schatten eines
Weidenbaumes" zeichnet sich dnrch lenchtendes Kolorit
nnd änßerst feine Durcharbeitung aus. — Eine vor-
zügliche Stimmungslandschaft von L. Neubert zeigt
uns einen stürmischen Herbsttag mit zerrissenem
düsteren Gewölk. Das Motiv der Landschaft erinnert
an das Flachland der Jsar.

Ernst Bötticher.

Bücherschau.

Sammlmig mittelalterlicher Runstwerke aus Oster-
reich, aufgenommen und herausgegeben von F.
und C. Jobst und I. Leimer. Zweite ver-
besserte Auflage. Mit 19 Ton- und 29 Stein-
druckblättern. gr. Fol. Wien 1889, S. Kende.

Zu den verdienstvollsten Publikationen spät-mittel-
alterlicher Kunstwerke gehört unstreitig das leider nur
zu wenig bekannte, nunmehr aber doch in zweiter Auf-
lage erschienene Werk, dessen Besprechung Gegenstand
der nachfolgenden Zeilen ist. Der Titel bezeichnet den
Inhnlt dcs Werkes nicht präzis. Jedenfalls müssen
wir hier „Österreich" nicht als Kaisertum, sondern
als „Land ob und unter der Enns" verstehen. Wir
finden aber auch nur Werke aus der Wende des 15.
uud 16. Jahrhunderts, also dem Ende des Mittel-
alters, dem Älusgange der Gotik. Wcitans am reichsten
ist die Holzskulptur vertreten; Stein und Metall sind
nur wenig berücksichtigt. Das Schwergewicht ist, wie
die Detailbetrachtung näher ergeben wird, dnrchweg
auf das Plastisch-Oruamentale gelegt, während das
Figürliche und noch mehr dasMalerische stark znrücktritt.
Die weitere Beschränkung, die sich^ auch in der Be-
handlung der einzelnen Kunstwerke kundgiebt, ist des-
halb nicht zu tadeln, da das, was geboten wird, höchst
ausführlich, größtenteils sogar erschöpfend gegeben ist.
Gegenüber der Ansfiihrlichkeit der Jllustrationen ist
der Text sreilich auf das Allernotwendigste beschränkt,
hat auch in Vergleich zur ersten Auflage keine wesent-
liche Veränderung erfahren. Für den praktischen Ge-
brauch wäre es immerhin wünschenswert gewesen,
wenn man auch in der zweiten Auflage die Gegen-
stände auf den Blättern selbst genannt hätte, da ob
des riesigen Formates ein Herumblätteru sehr un-
beqnem ist.

Den Anfang der Publikation bildet der Altar in
der Pfarrkirche zu Hallstatt: weiter bekannt durch die
Arbeit von Sacken im drittcn Bande der Mitteilunge»
der Centralkommission. Auf Bl. 1 fiudet sich eine
trefsliche Totalansicht (mit Hinweglassung der späteren
Zuthaten), Bl. 2—7 Detnils, die jeder weiteren Be-
schreibung entbehren können; besonders lobend zu er-
wähnen, da namentlich in Handbüchern kaum zu finden,
ist, daß hier wie durchweg auch die Grundrisse in
den verschiedenen Höhen, (Hallstatt auf Bl. 2 ff.) solvie
durchweg auch die Profile der Details gegeben sind-
Das Figürliche tritt; wie bemerkt, stark zurück, lvas
besonders empfindlich auf Bl. 4 ist, wo sich die oberen
Partien des linken Flügels zwar trefflich gezeichnet
finden, das Relief — die Beschneidung Christi dar-
stellend — aber nur zur Hälfte wiedergegeben ist-
Aus derselben Kirche findeu wir Bl. 8 uoch eine
Anzahl Thürangeln und Bänder, sowie 37, o, ä flache
Ornamente des Sakristeischrankes.

Eine schöne, weniger bekannte Gruppe bilden die
Mtäre der Kirche zu Pesenbach bei Linz, welche anf
den nun folgenden Tafeln dargestellt sind. Vom Hoch-
altar, welcher dem heil. Leonhard geweiht ist, finden
wir anf Tafel 9 eine Tvtalansicht, 10 bis 12 Details,
unter denen der Baldachin des Schreines, (Bl. 12)
dessen Wirkung, wie der Text versichert, in der Natur'
uoch erhöht wird, hervorragt.

Ziemlich roh erscheint der Marienaltar, welcher
die Jahreszahl 1494 aufweist (Tafel 13), vollcndet
schön dagegen die auf Bl. 14 und 19 u gebrachten
Fragmente eines dritten Altares derselben Kirche; etwas
stiefmütterlich ist die nur gemalte Predella dieses Al-
tares zum Ausdruck gekommen, obschon der Gegensatz
zum Plastischeu sehr anschaulich gekeunzeichnet ist.

Wesentlich spätere Formen zeigen die Altäre z»
Waldburg. Am Hanptaltar (Bl. 15, 16) finden wir
bereits auf der oberen Darstellung des linken Flügels
das Gewölbe des Hanses des Simon als Muschet
! gebildet. Auf Bl. 17 folgt ein Nebenaltar von 1521,
die Details Bl. 18, 19b und 43o, schon ziemlich ent-
^ artete Formen, doch nicht ohne geistreiches Detail.
^ Den Glanzpunkt der Publikation bilden nnbedingt
die Abbildnngen des Altares von St. Wolfgang. Wir
müssen allerdings gleich bemerken, daß die Beschränkung
auf das rein Plastische hier stärker als sonst fühlbar
! ist; die nnr bemalten Flügel fehlen gänzlich, auch die
Rückseite ist aus demselben Grunde nicht abgebildet.
Das was geboten wird, ist aber wahrhaft glanzend.
Die Totalansicht ist aus zwei Blätter verteilt, Bl. 20
die Predella und der Schrein, Bl. 28 der Aufsatz,
„Hochaltar" genannt. Auf Bl. 21 sind die verschiedenen
Grundrisse mit einer Klarheit und Ausführlichkeit
gegeben, die nichts zu wünschen übrig läßt. Die Details
 
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