LUDWIG PIETSCH IN BADEN-BADEN
schönen aber von tiefster innerer Seelenschönheit Abglanz, das liebevoll schmiegsame Eingehn auf
belebten und geadelten Antlitz: er zeichnet sie, jedes, auch das kleinste Detail des Ojekts, ohne
der kein Gebiet musikalischen Schaffens und daß doch die Zeichnuno- in kleinlichem Gestrichel
o
Xachschaffens fremd war, inmitten ihres Kreises sich verlöre und ohne daß die einheitlich- ge-
' i Freunden und Schülerinnen, bei den Auf- schlossene bildmäßige Wirkung des Ganzen aufge-
il^ imgcn kleiner Singspiele, zu denen meist geben wäre; war es die sichere Beherrschung alles
Turgenjew den Text, Frau Yiardot selbst die technischen Rüstzeugs und ein nie fehl gehendes per-
iMusik geschrieben hatte; er zeichnet sie singend spektivisch.es Sehen, die L.P. als Zeichner charakteri-
und spielend, am Klavier, am Harmonium, an sieren. Mit der abkürzenden Art der Neueren
der Orgel; er zeichnet ihre Töchter und Schüler- konnte und wollte er sich seinem ganzen Wesen
innen, Desiree Artot, damals schon auf der Höhe nach nicht befreunden. Man hat ihn neuerdings
ihres Ruhms, Aglaia Orgenv, Marie Burd, „die mit einem weit Größeren, zu dem er selbst in
schön Engländerin". Iwan Turgenjews wunder- bewundernder Verehrung emporgeblickt hat, mit
vollen Künstlerkopf aber mit seinen „reich um- Menzel verglichen: einen Hauch Menzelschen
florten großen braungrünlichen Dichteraugen unter Geistes wird man auch in den hier wiederge-
den dunkeln Brauen" hat erin einer o-anzen Reihe von o;ebenen Proben entdecken dürfen. Prof. A. D
Zeichnungen und Skizzen ver-
ewigt, wie sie nur tiefes künst-
lerisches Verstehn und sym-
pathisches Einfühlen in eine
wesensverwandte Persönlich-
keit zu erzeugen vermögen.
Der Dichter beim Lesen, beim
Vorlesen, beim Kartenspiel
und in der Haltung eines
aufmerksam Zuhörenden tritt
uns entgegen: „Impressionen"
auch diese, aber solche, die
den Kern einer Persönlich-
keit in den flüchtigen We-
sensäußerungen der Stunde
entfalten.
Die Anmut des idvllischen
Badener Landes — die hero-
ischtrotzige Landschaft hatL.
P. nie versucht im Bilde fest-
zuhalten, wie er sie, dienieder-
'^kend und lastend auf ihn
kt<-, auch niemals zu län-
gerem Aufen; w?
hat er besonder;. weiten
Ausblicken von Turgenjews
Schlößchen aus über Wiesen.
Felder und Wälder zu den
Höhenzügen ringsum geschil-
dert; aber auch nur ein einzel-
ner Baum mit dem Spiel von
Licht und Schatten in seinen
Zweigen, eine romantische
Felspartie im Waldesinneren
wird in schnellen sicheren
Strichen ebenso festgehalten,
wie das bunte flirrende Leben
der großen Welt auf dem
Corso der Lichtenthaler Allee.
— Hier wie überall war es die
Freude am schönen Schein
als solchem, am farbigen desiree artot. zeichnung ludwig pietsch
147
schönen aber von tiefster innerer Seelenschönheit Abglanz, das liebevoll schmiegsame Eingehn auf
belebten und geadelten Antlitz: er zeichnet sie, jedes, auch das kleinste Detail des Ojekts, ohne
der kein Gebiet musikalischen Schaffens und daß doch die Zeichnuno- in kleinlichem Gestrichel
o
Xachschaffens fremd war, inmitten ihres Kreises sich verlöre und ohne daß die einheitlich- ge-
' i Freunden und Schülerinnen, bei den Auf- schlossene bildmäßige Wirkung des Ganzen aufge-
il^ imgcn kleiner Singspiele, zu denen meist geben wäre; war es die sichere Beherrschung alles
Turgenjew den Text, Frau Yiardot selbst die technischen Rüstzeugs und ein nie fehl gehendes per-
iMusik geschrieben hatte; er zeichnet sie singend spektivisch.es Sehen, die L.P. als Zeichner charakteri-
und spielend, am Klavier, am Harmonium, an sieren. Mit der abkürzenden Art der Neueren
der Orgel; er zeichnet ihre Töchter und Schüler- konnte und wollte er sich seinem ganzen Wesen
innen, Desiree Artot, damals schon auf der Höhe nach nicht befreunden. Man hat ihn neuerdings
ihres Ruhms, Aglaia Orgenv, Marie Burd, „die mit einem weit Größeren, zu dem er selbst in
schön Engländerin". Iwan Turgenjews wunder- bewundernder Verehrung emporgeblickt hat, mit
vollen Künstlerkopf aber mit seinen „reich um- Menzel verglichen: einen Hauch Menzelschen
florten großen braungrünlichen Dichteraugen unter Geistes wird man auch in den hier wiederge-
den dunkeln Brauen" hat erin einer o-anzen Reihe von o;ebenen Proben entdecken dürfen. Prof. A. D
Zeichnungen und Skizzen ver-
ewigt, wie sie nur tiefes künst-
lerisches Verstehn und sym-
pathisches Einfühlen in eine
wesensverwandte Persönlich-
keit zu erzeugen vermögen.
Der Dichter beim Lesen, beim
Vorlesen, beim Kartenspiel
und in der Haltung eines
aufmerksam Zuhörenden tritt
uns entgegen: „Impressionen"
auch diese, aber solche, die
den Kern einer Persönlich-
keit in den flüchtigen We-
sensäußerungen der Stunde
entfalten.
Die Anmut des idvllischen
Badener Landes — die hero-
ischtrotzige Landschaft hatL.
P. nie versucht im Bilde fest-
zuhalten, wie er sie, dienieder-
'^kend und lastend auf ihn
kt<-, auch niemals zu län-
gerem Aufen; w?
hat er besonder;. weiten
Ausblicken von Turgenjews
Schlößchen aus über Wiesen.
Felder und Wälder zu den
Höhenzügen ringsum geschil-
dert; aber auch nur ein einzel-
ner Baum mit dem Spiel von
Licht und Schatten in seinen
Zweigen, eine romantische
Felspartie im Waldesinneren
wird in schnellen sicheren
Strichen ebenso festgehalten,
wie das bunte flirrende Leben
der großen Welt auf dem
Corso der Lichtenthaler Allee.
— Hier wie überall war es die
Freude am schönen Schein
als solchem, am farbigen desiree artot. zeichnung ludwig pietsch
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