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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Futuristen und Genossen bei der Arbeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0236

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FUTURISTEN UND GENOSSEN BEI DER ARBEIT

auch keinen Grund, warum der Arm einer
Figur nicht bekleidet werde, während der

Rest derselben nackt ist. Die verschiedenen _____

Linien einer Blumenvase dürfen einander mit

Geschmeidigkeit verfolgen, sich mit den ^r-—
Linien eines Hutes oder eines Nackens ver-
mengend. Glas, Zelluloid, Metallstücke, Drähte, ^.Äfe.
elektrisches Licht dürfen innerlich und äußer-

lieh verwendet werden,, um die Neigungen, I Wk
die Töne und Halbtöne einer neuen Wirk- ■
lichkeit anzudeuten. Auch die Farbe darf SS^3^^:" '________-• ___j8äB||

frei und kühn gebraucht werden, um der äuße-
ren Form Gefühl zu geben und die ab- f^^MOT&iV • 'WarnEm

strakte Bedeutung der plastischen Werte zu W
akzentuieren." W

In einem „Supplement zum Manifest der V
futuristischen Literatur" versichert dann Herr S V

Marinetti recht bescheiden mit Berufung auf St-
eine Stelle in Dante's „Paradies" und auf
Edgar Poe: „Schon lange vor Bergsoe (dem
berühmtesten französischen Philosophen der
Jetztzeit) stimmten jene zwei schöpferischen
Genies mit meinem Genie überein, indem

sie ihre Verachtung und ihren Haß für die URNE FÜR PULVERTEE. Seio, Japan

kletternde, schwache und einsame Intelligenz KOL. MUSEEN ,BERLIN

ausdrückten und allen Ruhm der intuitiven

und divinatovischen Einbildung zusprachen."

Dann erklärt der Prophet des
Futurismus der Syntax, dem
Hauptwort, dem Adverb, dem
Zeitwort und der Interpunktion
den Krieg und versichert schließ-
lich, daß er „zur abstrakten
Trockenheit der mathemati-
schen Zeichen" seine Zuflucht
nehme. Da das Treiben des
Herrn Marinetti allmählich o-e-

o

meintrefährlich zu werden be-
rrinnt, müßte man ihm und seinen
Genossen vor allem bald Ge-
legenheit geben, zu einem mög-
lichst konkreten Asyl Zuflucht zu

nehmen. W£j ^$Rß'

Neben den Bewegungsfexen
suchen auch die Wüteriche der
„musikalischen Malerei" unent-
wegt nach neuen Opfern. Hier
steht der Häuptling K a n -
dinsky an der Spitze, ein
in München lebender Russe,
der in seinen früheren Arbeiten
ein gutes Talent bewies, nun
aber von seinem mühsam auf-
gebauten Irrtum zu leben sucht,
daß man in der Malerei auf
die allergeringste Art von Form

KASTEN FÜR WOHLRIECHENDES HOLZ. Schwarzlack mit Goldlackmalerei verzichten müsse, daß sie viel-

Japan, um 14S0 (?) Bes.: G. JACOBY-BERLIN , ■ blinden Zu-

Pholographie-Verlag Julius Bard-Berlin menr aus einem Uimuen Z.U-

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