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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Sachs, Hans: Bucheinband und Buntpapiere, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0428

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BUCHEINBAND UND BUNTPAPIERE

durch Eindrücken von Holzstempeln oder Spitzen Papier sein und sich nicht schämen, „nur" Pa-

und Borten. pier zu sein.

Zahllos sind die Möglichkeiten, nach eigenem Was nun die Verwendung der Buntpapiere
Geschmack auf diese Weise ornamentale oder zu Bucheinbänden betiifft, bei der freilich der
pflanzliche, stilisierte oder naturgetreue Muster persönliche Geschmack noch ein gewichtiges Wort
dem Papiere aufzuprägen, durch Kombination mitspricht, so braucht man kaum zwischen Vor-
verschiedener Farben neue Effekte hervorbringen. satz- und Überzugpapier zu unterscheiden, denn
Die freie, oft dem Zufall überlassene Willkür im meist wird ein mittelstarkes Buntpapier sich für
Zusammenfließen der Farben, die wir bei den beide Fälle eignen. Die Hauptsache ist, daß
Tunkpapieren kennen lernten, macht hier einem Überzug und Vorsatz sowohl zueinander wie auch
zielbewußten Streben nach den von der künst- zu dem Rücken und den Ecken des Buches har-
lerischen Eigenart des Einzelnen diktierten Aus- monisch abgestimmt sind. Dies gilt in gleicher

drucksformen Platz, es bleibt echte Handarbeit. Weise von der Farbe, von der Größe des Musters,
In diesem Sinne müssen auch die Papiere von von seiner Stilart und ähnlichen Erwägungen,
Frau Lilli Behrens, der Gattin von Professor wobei nur darauf zu achten ist, daß einmal die
Peter Behrens, und Wilhelm Rauch in Hamburg Farben zueinander passen und weiter der Vor-
beurteilt und geschätzt werden.

Mit gutem Recht dürfen wir ______

in Frau Behrens die Wiederbe-
leberin dieses Kunsthandwerkes l^»,

sehen, die mit reicher Phan- ■^^^»»-^

tasie und zartem Farbengefühl ^^^^ßZ»«' I^Bfe^

die verschiedenartigsten Blät-
ter geschaffen hat. Halb ge-
öffnete Muscheln, in wenigen
Exemplaren auf graugrünen
Meeresgrund regellos gestreut,
hellbraune Blüten, aus dunkel-
rotem Geäst sich lösend, zier-
liche grüne Zweige mit den
Ansätzen kleiner rosafarbiger
Knospen, zarte Wolkenmuster,
sie alle verraten feinen Far-
bensinn und innige Liebe zum
Handwerk.

In den Blättern Wilhelm
Rauchs feiert diese Kunst ihre
höchsten Triumphe. Sie be-
schreiben hieße auch hier ihre
Wirkung beeinträchtigen, so
ungemein fein und zart wirken
seine Tannenzweig-, Kätzchen-,
Rosenmuster und andere Mo-
tive. Unter der Flagge der
Buntpapiere segeln seit vielen
Jahren schließlich eine Un-
menge schauderhafter Surro-
gate, Imitationen von Leder,
Seide, Leinen, Holz usw. Wir
müssen sie mit allen müg-
liehen Mitteln bekämpfen.
Denn das echte Buntpapier
ist ein Papier und will nichts
anderes sein, nichts anderes
vortäuschen. Es soll das
gefärbte, individuell, eigen-
artig und für seine Bestim- Rechtsanwälte. Wendeltreppe zur saalgalerie
mung besonders behandelte schmieden u. boethke

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