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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Langhammer, Carl: Die Freiheitskriege in der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0506

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1812. ÖLGEMÄLDE

PAUL HALKE

D

IE FREIHEITSKRIEGE IN DER klärung; man kann selbst an unseren Klassikern

KUNST. VON CARL LANG- verfolgen, wie groß die Einflüsse der Voltaire,

HAMMER*) Diderot, Rousseau auf das geistige Leben Europas

gewesen waren. Man weiß ja andererseits, wie
Nachdem am 14. Oktober 1806 in den beiden Napoleons Persönlichkeit sogar einen Goethe in
Schlachten von Jena und Auerstädt die Macht Zauberbann schlug. Der jugendliche Schlachten-
Preußens, der Nimbus von dem es lebte, die gott, der über Europa hingerast war, der seine
„Armee Friedrichs des Großen" zusammen- Adler selbst nach Egypten und Palästina getragen
gebrochen war, lag der ganze preußische Staat hatte, der dann Frankreich aus den Jahren des
offen für Napoleon. Er wurde nicht, wie man Schreckens erlöst hatte, wagte selbst dem
erwarten sollte, als der gehaßte Bezwinger auf- gewaltigen England gegenüberzutreten. Bei
genommen, vielfach schallte ihm begeistert das allen Kriegsstürmen hatte er Zeit gefunden,
„vive l'empereur" entgegen. Es ist nicht ohne Frankreich eine vollendet funktionierende Ver-
weiteres verständlich, wie das geschehen konnte waltung zu geben, das finanziell vollkommen
bei demselben Volke, das sich nur sieben Jahre ruinierte Land hatte sich unter seiner Regierung
später erhob im glühenden Haß gegen den zu neuer glänzender Blüte entwickelt; in vier
corsischen Bedrücker, in himmelhoch auflohender Monaten hat er den dazu berufenen Kreis von
Begeisterung für die Befreiung des im fremden Rechtskundigen und Staatsmännern durch seine
Joch seufzenden Vaterlandes. Man kann dafür tätigste Mitarbeit ein Gesetzbuch vollenden
auch keine Entschuldigungen finden, aber Gründe lassen — den code Napoleon — das bis heute
muß es haben, und erklären muß sich daraus in Frankreich die Grundlage des gesamten
das sonst ganz Unbegreifliche. Man kannte Staatswesens bleiben konnte. Aus ganz Italien,
Napoleon noch nicht! Man sah in ihm hier Österreich und wohin ihn sein Siegeslauf führte,
und da wirklich den Befreier der Völker. Die schleppte er, was an erlesenster Kunst zu finden
aufwühlenden Ideen der Revolution waren am war, nach Frankreich; nach Egypten nimmt er
außerfranzösischen Europa nicht spurlos vorüber- einen ganzen Stab von Künstlern und Gelehrten
gerauscht. Vorbereitet war der Boden überall mit und gibt den ersten großen Anstoß zur
durch das ihr vorangehende Zeitalter der Auf- Lösung der Rätsel dieses Wunderlandes. Alles,
_ alles strömt in sein Paris, das er zum Mittel-

*) Wir geben in diesem Artikel einem künstlerischen Fachmann, punkt Europas, ja der Welt macht,

dem ausgezeichneten Berliner Maler Carl Langhammer das Wort. t- ■ i u i: u i • vw.« j„

Die Schriftleitung. Es ist wahrlich kein wunder, wenn ganz

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