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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Ein vergessener Maler des Biedermeier
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0663

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EIN VERGESSENER MALER DES BIEDERMEIER

traulicher^ Vorstellung tragen; selbst ein Krüger
hätte sich dieser Bildnisse nicht zu schämen
brauchen. Männer und Frauen der Alt-Berliner
Gesellschaft: Ernste Repräsentanten der Wissen-
schaft, in der würdigen Halsbinde, mit vor-
gekämmtem Haar; anmutige, kluge Frauen in
natürlichster Haltung, lieblich aus der Schute
hervorblickend oder durch die Matronenhaube
geehrt. Und zwei herrliche Kinderporträts, von
denen eins den Sohn des Künstlers, den jetzigen
preußischen Abgeordneten Adolf Henning als
Knaben darstellt. Klares, schönes Leben überall!
Und mit so malerischer Delikatesse behandelt,
daß einem warm und wohl dabei zu Mute
wird. Solche Bilder wirken in der Menge der
artistischen Schrecknisse von heute wie Er-
lösungen — hier gibt es wenigstens ein tüchtiges

Handwerk und einen ehrlich gesunden Maler-
sinn: zwei Dinge, die von der guten Kunst nie
zu trennen sein werden.

In dieser Erkenntnis war uns das Bieder-
meier über. Felix Lorenz.

*

Adolf Henning, 1809 in Berlin geboren, war der
einzige Sohn des Königl. Kapellmeisters C.W.Henning.
Er zeigte schon in frühester Kindheit so unverkenn-
bare Talente im Zeichnen und Malen, daß jede andere
Entwicklung ausgeschlossen war. Demgemäß erhielt
er seine künstlerische Ausbildung auf der Berliner
Akademie der Künste. Sein Hauptlehrer war Professor
Wach. Dann ging er nach Italien, wo er drei Jahre
von 1833—1836 blieb. Schon hier wandte er sich der
Porträtmalerei zu, die er später in Triest und Berlin
aufs eifrigste fortsetzte. Von den Bildnissen jener
Zeit sind zu nennen: lebensgroße Brustbilder von

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