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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Editor]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1874

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Graus, Johann: Der Dom zu Sekkau
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https://doi.org/10.11588/diglit.26256#0068

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thümlichkeit, welche das südliche Gepräge mehr als
das des Nordens zeigen würde; vielleicht fördern spä-
tere Forschungen dergleichen ans Licht. Dagegen ist
es durch unsere alten Kunstdenkmale sicher documen-
tirt, dass Salzburg auch in Beziehung auf die Kunst
überwiegenden Einfluss auf die Steiermark genommen,
und dadurch für dieselbe die Verbindung mit der allge-
meinen deutschen Kunstentwicklung im Mittelalter her-
gestellt und gefördert habe.
Die wichtigste und zwar steinerne Urkunde, welche
von diesem Einflüsse Salzburgs auf die mittelalterliche
Kunstübung und Kunstentwicklung im steirischen Lande
redet, ist der Dom zu S e k k a u in Obersteier; es
sei mir verstattet, was ich an benanntem Orte während
meines mehrjährigen Aufenthaltes dort geforscht und
gearbeitet, dem verehrten Leserkreise dieser Blätter in
wenigen Zügen vorzuführen, i
Die Vorgeschichte des Domes zu Sekkau drängt
sich in wenigen Nachrichten zusammen. Adelram „Nobilis
vir de Waldecee“, wollte seinen steirischen Besitz, den
er keinen Kindern zu hinterlassen hatte, zu einer
frommen Stiftung gestalten; den Verhandlungen, welche
er hierüber mit dem Erzbischöfe von Salzburg pflog,
folgte die endgültige Errichtung derselben zu Friesach
1140. Es kamen Chorherren aus dem Stifte St. Peter in
Salzburg und wurden im gleichen Jahre vom Stifter auf
ihrem neuen Bestimmungsorte „an der Capelle der heil.
Maria im Feistritzthale“, dem heutigen St. Marein bei
Knittelfeld, eingeführt, von wo sie jedoch des geräusch-
vollen Treibens in der Umgebung halber 1142 in das
nahe Seccowe übersiedelten. Von einer Zeit der Grund-
1Über dieses Bauwerk hat seiner Zeit im Jahrbuche der k. k. Central-
Commission, II. Bd., Herr C. Haas, den ich mit dankbarer Erinneruug
meinen Lehrer im Fache der Archäologie nennen darf, mit Umständlichkeit
geschrieben. Gleichwohl sind die Arbeiten, die der erwähnte Herr und viel-
leicht auch andere Fachmänner darüber gepflogen und die Zeichnungen derselben
noch nie —meines Wissens — in der dem Objecte gebührenden Ausführlich-
keit veröffentlicht worden. (Dies geschah einzig nur im Organe des kirchlichen
Kunstvereines der Diöcese Sekkau: „Kirchenschmuck“.) Die hervorragende,
nicht bloss provincieile Stellung diesesEauwerkes, rechtfertigtes sicherlich, dass
in dieser Zeitschrift nochmals und ausführlich darauf zurückgekommen werde.

Steinlegung zur Klosterkirche, vom Beginne des Baues
einer solchen, geschieht nirgends Meldung in Urkunden
und alten Aufzeichnungen. Ein „chronicon seu Diplo-
matarium Seccoviense“ von Thomas Jurichius Decanus
angefangen, und durch Mathäus Gan.ster, Decan, fortge-
setzt, berichtet vom Jahre 1163: „Ejus — des Erz-
bisehofes Conrad II. von Salzburg —- petitione ac prae-
cepto monasterium Seccoviense cum publico altari
per Hartmannum Brixinensen episcopum dedicatum est.“
Darnach wäre also der Intervall von 1142—1163 als
die eigentliche Bauzeit der Kirche anzunehmen.
Der Inhalt dieser im Kloster fortgepflanzten Tra-
tion über die Weihe der Kirche fand in der neuesten
Zeit eine unerwartete Bestätigung durch die Auffindung
des Reliquienkästchensim Hochaltäre gelegent-
lich einer bischöflichen Visitation; im Wachse, welches
dasselbe von allen Seiten umschliesst, ist in einer rund-
lichen Aufstauung das Siegel des genannten Bischofes
eingebettet, im Mittelfelde er selbst dargestellt, baar-
haupt, auf dem Faldistorium sitzend, Stab und Buch in
den Händen, eingerahmt von der Umschrift:
f HARTMANNVS. D (ei) GRA (tia). BRIXIN (ensis)
E1J (iscopu) S.
Bischof Hartmann von Brixen erfreute sich eines
hohen Rufes und vielfacher Beziehungen unter seinen
Zeitgenossen, und die Nachwelt ehrte ihn unter dem Bei-
namen „Beatus“.
Also Augustiner-Chorherren aus dem StifteSt. Peter
zu Salzburg bauten an unserem Dome, und die Traditio-
nen, nach deren Massgabe sie dabei vorgegangen sein
mussten, entstammten aus Sachsen; denn von dorther
waren sie selber verpflanzt worden durch Erzbischof
Conrad I. nach Salzburg. Es wird daher Niemanden be-
fremden, am Sekkauer Gotteshause Anklänge an die
Bauweise sächsischer Klosterkirchen zu bemerken.
Grundriss, Längsschnitt und Querschnitt dieses Baues
(Fig. 1, 2 und 3) belehren uns, dass wir darin eine drei-


Fig. 3.
 
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