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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1874

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Lind, Karl: Beiträge zur mittelalterlichen Sphragistik
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https://doi.org/10.11588/diglit.26256#0098

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88

Brixen.
Das Siegel dieser alten Bischofstadt zeigt im Mit-
telfelde das Wappen des gleichnamigen Bisthums, das
rechtsgewendete nimbirte Osterlamm mit Kreuzfahne,
auf dieselbe zurückblickend und den Stab mit dem
rechten Fusse haltend. Zu beiden Seiten Engel, die den
breiten unten abgerundeten Schild halten. Das Siegel
selbst ist rund, 2 Zoll im Durchmesser und dürfte in die
ersten Jahre des XY. Jahrhunderts gehören. Die in


Minuskeln geschriebene Legende lautet: Sigillum
eivivm civitatis prixinensis und ist auf einer Art
Schriftband angebracht, dessen Enden in das Siegelfeld
ober dem Schilde herabflattern. Stufen und Perlenlinien
umsäumen das Schriftband. (Fig. 3.)
Enns.
Das grosse Siegel dieser Stadt gehört zu den be-
deutend erpn sphragistischen Denkmalen. Es ist rund,
von 2 Zoll 6 Linien im Durchmesser. Im mit Ranken
gezierten Siegelfelde ein dreieckiger quergetheilter
Schild, in dessen oberem Felde der wachsende steieri-
sche Panther, im unteren der österreichische Binden-
schild, jedoch in der Weise aneinander gereiht, dass die
Binde und der Panther einander berühren. Die auf
einem breiten Inschriftrande angebrachte und in Lapidarn


Fig. 4.

geschriebene Legende lautet: f Sigillvm. civitatis,
anasensis. Das Siegel erscheint bereits an Urkunden
in Mitte des XIV. Jahrhunderts (Fig. 4.), um welche
Zeit es entstanden sein dürfte.

Gars.
Das runde Siegel, davon sich der Originalstempel
noch in der Gemeinde erhalten hat, hat einen Durch-
messer von 1 Zoll 7 Linien. Im Siegelfelde ein unten
abgerundeter Schild, darin ein Tannenwald, im Vorder-
gründe ein Jäger, in der Rechten einen über die Achsel
gelegten Spiess haltend, mit der linken einen vor ihm
springenden Hund an der Leine haltend. Der Raum
zwischen Schild und Schriftrahmen ist mit Rankenwerk
ausgefüllt. Der Schriftralnnen, nach Art eines Spruch-
bandes behandelt, enthält folgende zum Theil in Lapi-
daren, zum Theil in Minuskeln ausgeführte Legende:
Sigillvm — gars — 14 X.


Fig 5.

Es lässt sich mit Rücksicht auf die flache Arbeit,
die Form der Buchstaben und insbesondere des Schildes
mit Grund annehmen, dass dieses Siegel nicht das Ori-
ginal aus 1410, sondern nur eine nicht ganz genaue
Nachbildung desselben aus jüngerer Zeit ist. (Fig. 5.)
Gmünd. (N.-Ö.)
Von dieser Stadt sind zwei alte Siegel bekannt;
das eine dürfte im XIV. Jahrhundert entstanden sein.
Es hat die ungewöhnliche Form eines dreieckigen an
den Seiten stark ausgebauchten und unten in eine
scharfe Spitze endigenden Schildes mit zwei schrägrech-
ten Balken; dieselben sind glatt und vertieft, das Feld
selbst hoch und gegittert dargestellt; das Wappenfeld
umgibt ein schmaler Rahmen mit aneinandergereihten
Sternchen. Der Schriftrahmen umsäumt von kräftigen
Perlenlinien enthält folgende Worte: S. civitatis,
eivivm. de. gmunden, (Länge 1 Zoll 11 Linien
grösste Breite: 1 Zoll 10 Linien.) Das andere um
mehr als 100 Jahre jüngere Siegel zeigt im Siegel-
felde einen unten abgerundeten Schild , darin zwei
rechte Schrägbalken. Auf den dadurch gebildeten
fünf Abtheilungen des Schildes findet sich auf deren
vier folgende in Minuskeln ausgeführte Inschrift: der
| stat | v. gumd (sie) | secret. Die fünfte Ab-
theilung ist leer. Der übrige Raum des Siegelfeldes
wird von Wellenlinien ausgefüllt. Den Rahmen bildet
ein einfacher Wulst. Melly sucht nicht mit Unrecht
in dem Wappen dieser Stadt eine Beziehung auf das
 
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