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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Editor]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1874

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Lind, Karl: Beiträge zur mittelalterlichen Sphragistik
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https://doi.org/10.11588/diglit.26256#0099

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Wappen der alten Liechtensteine, welche Gmlind be-
sassen. (Fig. 6 und 7.)

Fig. 6.

Grein.
Das Siegel der obderennsischen Stadt Grein gehört
zu den schönsten Gemeindesiegeln, die die Sphragistik
kennt. Es ist rund und hat 2 Zoll im Durchmesser. Im
runden Siegelfelde, das sich nach oben und rechts und
links gegen unten durch je einen angesetzten Halbkreis
ausdehnt, der den Schriftrahmen durchbricht und bis zum
Siegelrande reicht, findet sich ein breiter, unten abge-
rundeter Schild, der von zwei knienden Waldmännern,
welche in den unteren Ausbiegungen angebracht sind,
gehalten wird. Uber dem Schilde schwebt in der oberen
Ausbiegung eine in ein weites Gewand gehüllte Figur
mit flatternden Locken im Brustbilde sichtbar, ein
fliegendes Spruchband haltend, darauf die Jahreszahl
1469.
Das Schildfeld stellt einen leicht gewellten Wasser-
spiegel vor, dessen Fläche durch zwei Felsen oben und drei
zu unten des Schildes unterbrochen wird. Zwischen die-
sen Klippen fährt ein mächtiges Holzschiff durch, auf
dessen Vorder- und Rücktheil je ein Ruderer steht. Auf
der Höhe des Holzstosses steht der Nauführer, der die
Arme ausgestreckt hält, um dadurch die Richtung an-
zuzeigen, die das Schiff zu nehmen hat, um diese ge-
fährliche Stelle glücklich zu passiren.
Eine schwungvolle Composition und dieser wür-
dige, gelungene Ausführung.


Grein führt dieses Wappen seit dem Jahre 1468,
in welchem es dasselbe am St. Valentinstag von Herzog
Sigismund erhielt. Im Wappenbrief wird es in folgender
Weise beschrieben: „ain Schild, der ist ganz Überflossen
in’s wasser, in dem Grunde des Schildes mit etlichen
schwarzen schrofen und dann in der Mitte des Schilds ain
Hohenauerin in ier gewöhnlichen Farbe vnd Form mit
ainem gelben Dach vnd in jedem Orth des Schiffs ain
Mändel ziehend an einem Rueder vnd in der Mitte des
Schiffs ein Mändel auf dem verdukh steend, hinter sich
unnd für sich zeigend, wie man soll faren; darnach in
der Höhe desselben Schildes aber mit schwarzen schrofen
zugleichen weiss, als ob das Schiff zwischen den Schro-
fen hindurch gehend wäre.“
Die Inschrift auf dem durch die drei erwähnten
Halbkreise unterbrochenen Schriftrande lautet: Sigillv.
ivdicis | et. civivm. | fori. in. grein. Der silberne
Stempel wird nun im Museum zu Linz aufbewahrt. Dieses
interessante Siegel befindet sich an einer Urkunde aus
dem Jahre 1473. (Fig. 8.)
Gurk feid (Krain.) j
Das kleinere Siegel dieser Stadt in Krain ist rund
und zeigt im Siegelfelde einen stark geschnörkelten
Schild, darin eine Kirche mit Thurm 'und Kreuz und


Fig. 9.

der heil. Johannes mit dem Kelche. Die Umschrift auf
einem nach Art eines Dreipasses geschlungenen Spruch-
bande enthält die Worte: Sigillvm | civitatis
gu ! rgfeld 1477. Ungeachtet dieser Jahrzahl stammt
dieser Stempel im Hinblick auf den Charakter der
Zeichnung aus dem XVI. Jahrhundert, (Fig. 9), Durch-
messer 1 Zoll 2 Linien.
Hardegg.
Das runde Siegel hat einen Durchmesser von 1 Zoll
5 Linien und zeigt im Siegelfelde auf damascirtem Grunde
rechtsauf einem felsigen Hügel einen mächtigen niedrigen



Fig. 7.


Fig. 8.

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