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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Editor]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1874

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Luschin von Ebengreuth, Arnold: Die Siegel der steierischen Abteien und Convente des Mittelalters, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.26256#0283

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243

(+ S • ) PR1CRIS LHVB .... - ORD(IS PDIRTTT)
ORV(I)
(Sigillum prioris Leubnensis ordinis Prsedicatorum.)
Spitz-oval, Gr. 36/24 Mm. rotlies Wachs an Pgt.
Streifen an Urkd. 1783a des steierm. L. A. ddt. 1313,
18. Aug., Leoben vom Prior Seyfrid gebraucht.
33. (XIV. Jahrhundert.) Lapidarschrift zwischen
Perlenlinien, welche von je zwei glatten Linien um-
schlossen sind.
+ S PRIORIS LEVBUMR — ORDIS PRGDICRTORV
Spitz-oval, G. 42/25 Mm., nach Anlage und Zeichnung dem
Siegel des Grazer Minoriten Guardians Nr. 15 (Fig. 12)
sehr ähnlich. Farbloses Wachs an Pgt. Streifen, an Urkd.
2626d dd. 1357,25. November Leoben, des steierm. L.
Archivs. Vom Prior Peter gebraucht.
34. (XIV. Jahrhundert.) Lapidarschrift zwischen
Perlenlinien, die an ihrer Aussenseite von einfachen
Linien begleitet sind:
4- S PORIS: ÖOVGLT LVWIIMSIS . ORDIS . FRA\
PDI aHTO^k.
Rohe Arbeit, der kniende Prior ist nach links gewendet.
Spitz-oval, G. 39/26 Mm. rothes Wachs an Pgt.Streifen,
an Urkunden von 1384 (Prior Heinrich) und 1389
(Prior Hans derHächenstäyner) des steierm. L. Archivs
Nr. 3498a und 3671 vorhanden.
35. (XV. Jahrhundert.) Minuskel zwischen Perlen-
linien :
4* S . prioris . comirnfus . Ruuhitetisis . oröittis . frötrrm
p Dicatorrm.
Spitz-oval, G. 50/29 Mm., rothes Wachs an Pgt. Streifen
von den Prioren Br. Simon von Brünn 1440, und Niclas
Holtzegker 1499 benützt, und noch 1514 in Gebrauch.

b) Conventsiegei.
Nr. 36 (XIV Jahrhundert.) Lapidarschrift aussen von
einer Perlen-, innen von einer Perlen- und einer einfachen
Linie umschlossen.
S • 9VHRT9 FRCD: ORD' • P — DIRÄTO^k I LIVBGR
Getheiltes Siegelfeld, in der untern kleineren Hälfte
eine gothische Nische mit einem betenden nach links ge-
kehrten Dominicaner, in der obern ein Stern und unter
diesem die Krönung Mariens. Spitz-oval, G. 41/26 Mm.
Dieser sehr schön geschnittene Stempel des Convent-
siegels , welcher bisher an Urkunden aus den Jahren
1313—1499 nachgewiesen ist, lehnt sich in seiner Idee
unverkennbar an das weiter oben Nr. 16 (Fig. 13), der
Ausführung nach an das ebendort Nr. 17 (Fig. 14) be-
schriebene und abgebildete Siegel des Grazer Minoriten
Conventes an. Sollten beide Stempel (Nr. 35 und 17)
von demselben Meister herstammen, wofür die auffallend
übereinstimmende Arbeit sprechen würde, so möchte ich
wohl glauben, dass zu Anfang des XIV. Jahrhunderts
zunächst der Nr. 35 beschriebene Stempel des Leobner
Convents, als freie Behandlung des Nr. 15 Fig. 12 ge-
gebenen Themas entstand, und dass alsdann dessen gute
Ausführung die Grazer Minoriten zu einer Neuanfertigung
XIX.

ihres Conventsiegels bewog, bei welcher um mehr Raum
für die Entfaltung der Hauptdarstellung zu gewinnen,
die Hinweglassung der Mönchsfigur beliebt wurde.

21. Mahrenherg.
(Dominicanerinnen, b. Maria.)
Marian-Wendt VI, 323. J. Orozen, das Bisthum und die
Diöcese Lavant S. 92 — 195 (Anhang zum Personal-
stand des B. Lavant im Jahre 1871.) Pusch und Fröhlich,
Dipl. sacr. Duc. Styr. II, 321 — 328.
Nach der Klostertradition, welcher Cäsar, Marian-
Wendt, Muchar und Orozen folgen, die aber auf
dem Schreibverstosse eines jüngern Copialsbuchs be-
ruht, sollen Geisel, die Witwe Alberts von Mahrenberg
und deren Sohn Seifried noch bei Lebzeiten des heil.
Dominicus, und zwar im Jahre 1221, die Gründung eines
Frauenklosters begonnen, dieselbe jedoch erst 1251
vollendet haben ! * Nur diese letzt genannte Thatsache
lässt sich urkundlich begründen, denn wir besitzen aus
dem Jahre 1251 mehrere Documente, aus welchen her-
vorgeht, dass Seifried von Mahrenberg und dessen Ge-
mahlin Richkardis ihre Ehe dazumal als eine voraus-
sichtlich kinderlose betrachteten , und für ihr Seelenheil
zu sorgen begannen. Darum wird z. B. dem Kloster von
St. Paul, das früher bestrittene Obereigenthum an den
Schlössern Trixen und Mahrenberg eingeräumt, und we-
nige Tage später die Stiftungsurkunde für das zu Ehren
Christi und der heil. Maria gegründete „claustrum
sororum degencium sub regula beati Augustini secundum
institutiones fratrum Prsedicatorum, ausgefertigt. 2
Seifried von Mahrenberg wurde hinterher, wohl
weil er zu den eifrigsten Anhängern der Herzogin Ger-
trude zählte, vom Könige Ottokar in’s Gefängniss ge-
worfen, und war 1272 schon todt. Die Sage wusste von
grossen Martern zu berichten, welche er auf eine falsche
Beschuldigung hin vor seinem Tode habe erdulden
müssen, und die Nonnen seiner Stiftung erhoben ihn
eigenmächtig zu einem speziellen Klosterheiligen, wie
bereits Marian missbilligend bemerkte.
.. Mahrenberg war eines der reichsten Frauenklöster
in Österreich und wurde 1782, nachdem es zwei Jahre
zuvor ganz abgebrannt war , aufgehoben. Der kunstlose
kistenartige Sarg aus Eisen, in welchem die Gebeine
Seifrieds nebst den Ketten die er getragen verehrt wur-
den, kam letztlich an das Joanneum zu Grätz, wo ihn der
Oberstabsarzt, Herr Dr. Hönisch untersuchte, und mit
einem weiblichen Skelette und Ketten gefüllt fand.3
a) Siegel der Triorinnen.
37. (XIV. Jahrhundert.) Lapidarschrift zwischen
Perlenlinien.
1 Pusch und Fröhlich, Dipl, sacra duc. Styrise II, S. 327 melden: Qaod
monasterium hoc Merenbergense ad initium ordinis Prsedicatorum sua primor-
dia nactum fuerit ex eo colligitur, quia iam anno 1221 et sequentibus annis
successive sororibus sive sanctimonialibus Msernbergae fundos,alios venditos,
alios donatos esse 1 i tt er ae d o c e n t.— Wirklich enthält ein schleuderisch ge-
schriebenes Copiälbuch des XVIII. Jahrhunderts, ■welches jetzt in der Händ-
schriften-Sammlung der Abtheilung A. des steierm. Landes-Archivs Nr. 3078
verwahrt wird, Fol. Iund2, dreiTJrkunden , welche 1221 (1200 in ainem vnd
zwainzigisten Jahr), 1225,und 1226 datiren, während die Originale 1200 in ain
vnd neunzigisten, 1295, 1296 gelautet haben.
3Fontes Rer. Austriacarum Dipl, und Acta I , S. 26 ff. ddo. 1251, 9.
und 24. Juni.
3Sowohl der Sarg als die Ketten sind von neuerer Arbeit.
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