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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 2.1888

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Menzel, Adolph von: Flötenconcert in Sanssouci
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Echtler, Adolf: Der Ruin einer Familie
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Keßler, August: Aus dem Idarwalde
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Mosler-Pallenberg, Heinrich; Schönfeld, Paul: Am Hochzeitsmorgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.47974#0012

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figurenreiche Cärimonienbild auf die Gegenwart geführt, behandelte
Menzel nun mit Vorliebe Szenen aus dem Leben unserer Tage, in
denen teils bedeutsame Momente wie die „Abreise König Wilhelms
zur Armee“, teils Vorgänge aus dem Leben der höheren Gesellschafts-
kreise — wir nennen nur die „Tanzpause“ und das „Ballsouper“ —
Gestaltung fanden. Überall fesselt die Schärfe der Beobachtung und
die unvergleichlich getreue Wiedergabe moderner Persönlichkeiten,
welche diesen Werken für alle Zeit den Wert kulturgeschichtlicher
Urkunden verbürgen. Nicht minder glänzend bewährt sich die geniale
Gestaltungskraft des Meisters in dem „Eisenwalzwerk“ der Berliner
Nationalgallerie, in welchem mit bewunderungswürdiger Realistik ein
Ausschnitt aus dem weiten Gebiete der modernen Arbeit zu einer
typischen Schilderung unserer ernsten Zeit erhoben ist.
Es würde den verfügbaren Raum weit überschreiten, wenn wir
die übrigen Werke aufzählen wollten, die der noch heute in jugend-
licher .Frische Stehende in rastlosem Eifer geschaffen hat. Wohl selten
hat ein Künstler die mannichfaltigen Eindrücke, die er daheim und
in den Strafsen der Stadt, in öffentlichen Versammlungsräumen oder
auf sommerlichen Ausflügen empfangen, so fleifsig ausgebeutet und
daneben zugleich die Eingebungen der eignen Phantasie wie die
Anregungen der Geschichte und Dichtung in solcher Fülle und so
frei von Selbstwiederholung verwertet. Liegt das Bereich des An-
mutigen und Lieblichen Menzels Begabung ferner, so steht ihm dafür
in reichstem Mafse jene Kraft und männliche Energie zu Gebote, die
gerade der Kunst unserer Tage nicht fehlen darf, wenn' anders sie ein
Spiegelbild des wirklichen Lebens sein will. Was Menzel in erster
Linie seine Bedeutung verleiht, sind seine unübertroffenen Schil-
derungen aus der vaterländischen Geschichte, durch w’elche er das
deutsche Nationalbewufstsein in unschätzbarem Mafse erhöht und wie
vorahnend, den Anbruch einer neuen Blütezeit verkündet hat.

II.

DER RUIN EINER EAMILIE.
VON
ADOLF ECHTLER.

e schon in jener ergreifenden Komposition, die wir
im vorigen Jahrgange (Lieferung XI) veröffent-
lichten, hat Echtler auch in dem vorliegenden Bilde
eine leidenschaftlich bewegte Szene aus dem Volks-
leben zur Darstellung gebracht. Hat der Dämon des
Spieles der Malerei wie der Litteratur schon oft er-
giebigen Stoff für wirksame Schöpfungen dargeboten,
so verdient es doppelte Anerkennung, dafs es unserm
Künstler gelungen ist, das Thema in so selbständiger
Weise zu behandeln und durch die eindringliche
Charakteristik seiner Gestalten in so hohem Grade
das Interesse des Beschauers wachzurufen. Kein
Zweifel, dafs es sich hier um den letzten Akt des traurigen Familien-
dramas handelt, welches die unselige Leidenschaft des Bauern herauf-
beschworen, der jetzt offenbar seine letzte Habe am Wirtshaustische
aufs Spiel setzt. Vergebens hat sich sein armes Weib vor ihm nieder-
geworfen, vergebens bestürmt sie ihn mit flehentlichen Bitten, um
wenigstens noch das Aufserste abzuwenden; der Sklave der entsetz-
lichen Leidenschaft hat keinen Blick für die treue Seele, noch für die
beklagenswerten Kinder, die nun bald auf die Barmherzigkeit fremder
Leute angewiesen sind, indes der glückliche Gewinner, in dessen
Tasche nun auch das letzte Geldstück des Bauern wandert, erhobenen
Hauptes von dannen geht, da er ja gewissenhaft alle Spielregeln ein-
gehalten, wie ihm jeder der Zeugen bestätigen mufs.


III.
AUS DEM IDAR WALDE.
VON
AUGUST KESSLER,

August Kessler.


1844—51 seine Ausbildung an der
Düsseldorfer Akademie unter J. W. Schirmer und unternahm sodann
Studienreisen nach Westfalen, Hessen, den rheinischen Waldgebirgen,
dem Schwarzwald, der Schweiz, den bayrischen Gebirgen, Tirol und
Oberitalien. Aus der langen Reihe seiner Gemälde, die sich namentlich
durch stilvolle Komposition auszeichnen, sind als die hervorragendsten
zu nennen: eine Abendlandschaft bei Regenwetter im Charakter des
Harzes, ein Motiv vom Wallensee in der Schweiz (1861), eine Land-
schaft aus dem bayrischen Hochgebirge (1862), ein aufsteigendes
Gewitter (1863), Ansichten vom Brienzer-, Gelmer- und Hintersee und
ein Bild aus dem Hundsrück, das von der Königin Carola von Sachsen
erworben wurde; andere Waldlandschaften sind nach Hamburg, Bremen,
Magdeburg, Rostock, teilweise auch nach Berlin und St. Petersburg
gewandert. Seit einigen Jahren hat der Künstler auch die Marine in
sein Bereich gezogen und darin ebenfalls manches Treffliche geleistet,
wie die Ergebnisse seiner Studien in Scheveningen, Blankenberghe,
Helgoland u. s. w. auf den Ausstellungen der letzten Jahre gezeigt
haben.

Gleich seinem Schulgenossen Fritz
Ebel, von dem unser voriger Jahrgang
eine Waldpartie aus dem Spessart vor-
führte, fand auch der ebenfalls in
Düsseldorf ansässige August Kefsler
dem wir das anmutige Motiv aus dem
Idarwalde verdanken, in der Wieder-
gabe der deutschen Gebirgslandschaft
den Schwerpunkt seiner künstlerischen
Thätigkeit. Am 30. Dezember 1826
als Sohn eines Malers und Zeichen-
lehrers zu Tilsit geboren, erhielt er

IV.

AM HOCHZEITSMORGEN.
VON
H, MOSLER,
Vom Turm des Dörfleins schallt Geläute
So hell und klar:
Jacques holt sich seine Claire heute
Zum Traualtar.
Das darf man freilich nicht verpassen;
Die schönste Maid
Ist Claire doch, das mufs ihr lassen
Sogar der Neid.
Hei, wie sich das vor ihrer Türe
Nun drängt und staut!
Wenn man was Näh’res nur erführe
Vom Schmuck der Braut!
Doch daran wird vorerst noch drinnen
Im engern Kreis
Der Basen und Gevatterinnen
Geschafft mit Fleifs.
Da gilt’s den Kragen noch zu richten
Und hier ein Band;
Die Braut, sie käme ja mit nichten
Damit zustand.
 
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