Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 2.1888

DOI Artikel:
Kampf zwischen Panzerschiffen und Torpedobooten: von Wilhelm II.
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47974#0076

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

- WILHELM II.
DEUTSCHEM KAISER UND KÖNIG VON PREUSSEN.

Zum zweiten Male in diesem Jahre ist Trauer über unser Vaterland ge-
kommen und zum zweiten Male huldigt das deutsche Volk einem neuen
Herrscher, vom Himmel den Segen für seine Regierung erflehend. Kaiser
Friedrich, der Dulder auf dem Throne, starb; am 15. Juni setzte das tückische
Leiden, das ihn seit Jahresfrist befallen, dem thätigen, für das Volkswohl
unermüdlich besorgten Leben des
Monarchen ein Ende. Sein ältester
Sohn, der frühere Prinz Wilhelm
von Preussen, der Liebling des
kaiserlichen Grossvaters, ist auf
den Thron der Väter berufen
worden — in jungen Jahren im
Vergleich zu den beiden Herr-
schern, die ihm vorangingen. Aber
wohl niemals ist ein Fürst besser auf
seinen schweren, verantwortungs-
vollen Beruf vorbereitet worden,
als dies bei dem Prinzen Wilhelm
der Fall war. Die Eltern lehrten
ihn von frühester Jugend auf der
Pflichten eingedenk sein, welche
ihm dereinst obliegen werden; und
die dem Prinzen zu Theil gewordene
Erziehung darf in jeder Weise als
mustergültig bezeichnet werden.
In pflichttreuer Arbeit als Soldat
und als Beamter und in jugend-
frischer Fröhlichkeit als Student
und als Jägersmann ist Prinz Wil-
helm zu dem energischen, zielbe-
wussten Manne gereift, dem jetzt,
da er die Zügel der Regierung er-
griffen, die grosse Aufgabe zufällt,
Millionen von Unterthanen zu be-
glücken. Mit welchem hohen
Pflichtgefühl der Monarch dieser
Aufgabe nachzukommen sich be-
strebt, haben seine ersten Kund-
gebungen bewiesen. Möge es ihm
beschieden sein, eine lange und
segensreiche, friedliche und glück-
liche Regierung zu führen !

bis zum Jahre 1871 und von da an Generalmajor von Gottberg fungirten.
Grossen Wert legten die Eltern des Prinzen auf den Verkehr ihrer Kinder
mit solchen aus anderen Ständen. Im Jahre 1874 trat Prinz Wilhelm, nach-
dem seine Konfirmation vorher stattgefunden hatte, in die Obersekunda des
Gymnasiums zu Kassel ein. In der Begleitung des Prinzen befanden sich
Generallieutenant von Gottberg
und Dr. Hinzpeter. Der Aufent-
halt in Kassel währte drei Jahre;
Anfang 1877 bestand der Prinz in
ehrenvollster Weise das Maturitäts-
examen. Am 27. Januar 1877 voll-
endete der Prinz sein achtzehntes
Lebensjahr und wurde somit nach
dem Hausgesetze der Hohenzollern
volljährig. EinebesondereFeierlich-
keit war mit diesem Zeitpunkt ver-
bunden ■ Kaiser Wilhelm schmückte
seinen Enkel mit Mantel und Kette
des Schwarzen Adler-Ordens. Vor-
her hatte der Prinz schon den
spanischen Orden vom goldenen
Vliesse und den englischen Hosen-
band-Orden erhalten.
Auf die Schulzeit folgte zu-
nächst ein bis zum Herbst 1877
dauernder militärischer Dienst; wie
alle Prinzen aus dem Hause Hohen-
zollern begann Prinz Wilhelm seine
militärische Laufbahn im 1. Garde-
Regiment zu Fuss; am 9. Februar
stellte ihn der Kaiser im Beisein
des Kronprinzen seinen militärischen
Vorgesetzten vor. Der Dienst des
Prinzen unterschied sich in keiner
Weise von dem eines anderen
Lieutenants. Seine Wohnung nahm
er im Potsdamer Stadtschloss, das
mit ihm sein militärischer Be-
gleiter, Major von Liebenau, der
jetzige Ober - Hofmarschall des
Kaisers, bewohnte. Im Herbst
1877 bezog der Prinz die Uni-
versität Bonn, woselbst er zwei



Am 27. Januar 1859, in der vierten Stunde des Nachmittags, ver-
kündeten Kanonenschüsse den Berlinern die frohe Nachricht von der Geburt
eines Prinzen. Der erkrankte König, Friedrich Wilhelm IV., befand sich
damals mit seiner Gemahlin in Rom, so dass ihm nur telegraphisch Kunde
gegeben werden konnte. Der damalige Prinz-Regent, der Grossvater des
neugeborenen Prinzen, war von dem Ereigniss so beglückt, dass er auf die
Meldung des Grafen Perponcher, des Kammerherrn der Prinzessin, schnell
eine Droschke bestieg und in grösster Eile sich zu der Wiege des Enkels
begab. Am 5. März fand die Taufe des Prinzen statt, welcher in derselben
die Namen Friedrich Wilhelm Victor Albert erhielt. Die erste und einzige
Gouvernante des Prinzen war bis zu dem vollendeten sechsten Lebensjahre
desselben ein Fräulein von Dobeneck, jetzt Frau von Jagow. Im Jahre 1866
trat dann Dr. Hinzpeter sein Erzieheramt an, während als Militärgouverneur
Hauptmann von Schrötter bis zum Jahre 1867, Premier-Lieutenant O’Danne
II. 7.

Jahre lang Rechts- und Staatswissenschaften studirte, neben diesen Haupt-
studien aber auch sich mit Kunst- und Literatur-Geschichte und Naturwissen-
schaften beschäftigte. Auch dem Studentenleben blieb er nicht fern; er gehörte
dem Korps „Borussia“ an, dessen alljährliches Diner im Kaiserhof zu Berlin
der Prinz auch in den späteren Jahren besuchte. Das Jahr 1879 brachte
der kronprinzlichen Familie Trauer ; am 27. März 1879 starb Prinz Waldemar.
Im September reiste Prinz Wilhelm mit seinem Vater nach Dirschau, wo sie
den von Alexandrowo zurückkehrenden Kaiser trafen, um mit ihm gemeinsam
nach Königsberg sich zu begeben. In dasselbe Jahr fallen jedoch auch
freudige Ereignisse; am 12. Mai schenkte die Prinzessin Charlotte, Schwester
des Prinzen Wilhelm, ihrem Gemahl eine Tochter; ferner feierten der Kaiser
und die Kaiserin im Juni ihre goldene Hochzeit, und Prinz Wilhelm lernte
bei seinem Aufenthalt in Schloss Primkenau, der Residenz des Herzogs
Friedrich von Schleswig-Holstein, seine spätere Gemahlin, Prinzessin Victoria,
 
Annotationen