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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 2.1888

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Blaas, Eugen von; Schoenfeld, Paul: Dolce Far Niente
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Carl Frithjof, Smith: In der Dorfkirche
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https://doi.org/10.11588/diglit.47974#0035

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XVII.
DOLCE FAR NIENTE

VON
EUGEN RITTER VON BLAAS.

„Möge keiner doch mir schelten
Dieses dolce far niente
Hier im schönen Land Italien
Und insonderheit in deiner
Guten Stadt, o heil’ger Marcus!
Ist’s doch eine Lust zu schaffen
Wahrlich hier für Unsereinen,
Wenn ich denk’ an jenes ewge
Fieberhafte, tolle Hasten
Dort in Deutschland oder Brüssel,
Oder auch Paris und London,
Wo mir, ach, für meine Studien
Kein Modell je gratis still hielt,
Sondern blos für schnöden Mammon
Mir zur Sitzung sich bequemte ....
Traun, da lob’ ich mir so brave
Und dabei so schmucke Kinder
Wie die zwei da drüben, die nun
Ziemlich anderthalbe Stunde,
Gleich als kriegten sie’s vergütet,
So graziös jierunterschaunI“
Also sprach bei sich ein Maler,
Der am Rio del Batello
Eines schönen Nachmittages
Vorm Cafe sass emsig zeichnend,
Wohlgedeckt durch einen dicken
Und in riesige Zeitungsblätter
„Unentwegt" vertieften Nachbar.
„Hübsch doch wär’ es,“ dachte bei sich
Unser Künstler, als er fertig
Mit dem Umriss seiner Gruppe,
„Hübsch doch wär’ es, könnt’ ich gleich noch
Auch die Töne schnell fixiren!
Solch ein Blondkopf will gesucht sein,
Und ein Lärvchen wie die Schwarze
Trifft man auch nicht alle Tage.
Nun, sie werden wohl ein Weilchen
Noch verziehn."
Nicht ward betrogen
Unsres Meisters frohes Zutraun.
Bannte doch die beiden Schönen
Lange noch die liebe Schaulust
An die angestammte Loggia.
Immer gab’s ja etwas Neues,
Sei es auf dem Canaletto,
Wo die Gondeln und die Kähne
Unablässig durcheinander
Schwirrten, sei es auf der Brücke,
Wo die Menge bunt sich drängte,
Sei’s am Ufer, wo Bekannte
Mit dem Fruchtverkäufer feilschten

Um Orangen und Melonen,
Pomi d’oro und Kastanien,
Jetzt ein flotter Bersagliere
Siegsgewiss vorbeiflanirte,
Jetzt ein Mandolinenspieler
Seine Canzonetta losliess
Oder ein Inglese keuchend
Mit dem grüngebundnen Führer
Rabbiat vorübersauste,
Um zum Tagesschluss San Giobbe,
Wohl die zwanzigste der Kirchen,
Pflichtgetreu noch abzugrasen ....
O, wie viel doch giebt’s zu schauen
Selbst in solch entlegnem Stadttheil!
„Nein, es schelte wirklich keiner
Dieses dolce far niente!“
Sprach der Maler, als der Abend
Schon hereinbrach und er abzog
Mit dem meisterlich gelungnen,
Bis ins kleinste durchgeführten
Aquarell der beiden Holden,
Welche lange noch da droben
Pflogen ihres süssen Nichtsthuns,
Als der Mond am Himmel stand.
PAUL SCHOENFELD

XVIII.

IN DER DORFKIRCHE.

GEMAELDE
VON
F. SMITH.
ährend der Berliner Jubiläumsausstellung im Sommer 1886
leuchtete den in den grossen Saal rechts vom Vestibül
Eintretenden das Original unseres Holzschnittes in dem
milden, harmonischen Glanz und Schmelz seiner Farbe
entgegen, zog ihn an und hielt ihn gefesselt in seiner
Betrachtung, ebenso wie durch den Reiz der Farben- und
Lichtwirkung und den Adel des Tons, auch durch die
schöne Wahrheit der Menschendarstellung darin. Das Bild
zeigt in der Zeichnung, wie in der Malerei und Farbe, eine
solche Reife, dass man sehr überrascht war zu erfahren,
es sei das Erstlingswerk eines jungen Künftlers. Dieser,
F. Smith in München, stammt aus Norwegen, das uns seit
Jahren so manche, in Deutschland zur Entwicklung ihres
und Ehren gelangte Maler gegeben hat.
Allem Anschein nach hat Löfltz in München auf die malerische Bildung
und Anschauung des Künstlers einen starken Einfluss geübt, wenn ich auch
nicht mit Bestimmtheit sagen kann, ob Smith direkt den Atelier-Unterricht
dieses Meisters genossen hat. In manchen Eigenheiten und Vorzügen hat dies
Bild eine unverkennbare Verwandtschaft mit denen Claus Meyers, eines der
ausgezeichetsten und geschätztesten Löfftz-Schüler. Die von Smith gewählte
Beleuchtung ist, abgesehen davon, dass er ihre Quelle nicht im Bilde selbst
zur Darstellung bringt, eine der sehr ähnliche, in deren kunstvoller Durch-
führung Claus Meyers malerische Hauptstärke beruht. Wie auf der Mehr-
zahl von dessen .Bildern kehren auch auf diesem Smith’schen die Gestalten
und die Gegenstände im Raum dem Beschauer die beschattete Seite zu,

vierzig bis fünfzig
Talents, zu Ruhm


II. 3.
 
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