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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 2.1888

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Kampf zwischen Panzerschiffen und Torpedobooten: von Wilhelm II.
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Wagner, Paul: Immer Appetit
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https://doi.org/10.11588/diglit.47974#0077

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MODERNE KUNST.

kennen. Die officielle Verlobung musste in Folge des am 14. Januar 1880 I
erfolgten Hinscheidens des Herzogs Friedrich verschoben werden; erst am ;
2. Juni 1880 fand dieselbe in feierlicher Weise auf dem Schlosse zu Babelsberg |
statt. Die Hoffeste des Winters 1881 schlossen mit der Vermählungsfeier des
Prinzen Wilhelm; am 27. Februar 1881 fand die Vermählung in der Kapelle
des königlichen Schlosses zu Berlin statt, nachdem am Tage vorher die
Einholung der hohen Braut unter dem Jubel des Volkes erfolgt war. '
■— Die standesamtliche Form der Ehe des Prinzen wurde durch den Haus- |
minister Grafen Schleinitz vollzogen, während Oberhofprediger Dr. Kögel
die Ehe kirchlich einsegnete. Wenige Tage darauf, am 1. März, fand der
Empfang der Deputationen statt, welche zur Beglückwünschung, wie zur
Ueberreichung von Hochzeitsgeschenken eingetroffen waren. Am 2. März I
erfolgte der feierliche Einzug des neuvermählten Paares in Potsdam, woselbst
es im stillen Kreise des Familienlebens das volle Glück gefunden hat, j
dessen es in so hohem Maasse würdig war. Am 7. Mai 1882 verkündete
der Donner der Kanonen der Hauptstadt ein freudiges Ereigniss, im
Marmorpalais in Potsdam war am Abend zuvor ein Prinz geboren worden, j
Am 11. Juni waren vier Generationen des Kaiserhauses bei der Taufe des !
jungen Prinzen versammelt, und es war dem Kaiser vergönnt, an der
Seite seines Sohnes und seines Enkels den Urenkel über die Taufe zu halten.
Der dereinstige Erbe der deutschen Kaiserkrone erhielt den Namen Wilhelm.
Noch dreimal kehrte junges Glück in das Marmorpalais ein; im Jahre 1883
wurde Prinz Eitel Friedrich geboren, 1884 Prinz Adalbert, 1887 Prinz August.
Was Prinz Wilhelm in den Jahren 1881 —1887 geleistet hat, ist aller
Welt bekannt. Jedermann kennt seine Liebe zur Armee, seinen militärischen
Geist, seine Begeisterung für die Grösse unseres Vaterlandes. Aber die-
jenigen irrten, welche in ihm allein den kriegerischen Soldaten sehen wollten ;
in einer berühmt gewordenen Rede wies er jeden Gedanken kriegerischer
Initiative weit von sich, und jetzt, als Kaiser, hat er gleichfalls den Grund- 1
satz ausgesprochen, dass nur ein Angriff ihn bestimmen werde, sich an die
Spitze der Armee zu stellen. Was die militärische Laufbahn des Prinzen
Wilhelm betrifft, so war er am 16. September 1881 zum Major befördert
worden und als solcher beim Garde-Husaren-Regiment in Potsdam einge-
treten. Die Beförderung zum Obersten erfolgte im September 1885, und
am 16. Oktober fand die Uebergabe des Garde-Husaren-Regiments an den
neuen Kommandeur statt. Mit unermüdlicher Sorgfalt und mit grosser
Schneidigkeit kümmerte der Prinz sich um die Verhältnisse seines Regiments;
er war nicht nur bestrebt, seine Untergebenen zu tüchtigen Soldaten zu machen,
sondern er versäumte auch keine Gelegenheit, auf den Geist der Truppe ein-
zuwirken und dem gemeinen Manne ins Gedächtniss zu prägen, dass er in
der Kameradschaft einen Ersatz für das Familienleben habe. So nahm der
Prinz im Jahre 1887 Veranlassung, seinen Husaren, die das Manöver nach
dem alten Sitze der Zieten, nach Schloss Wustrau, geführt hatte, am Grabe
Zietens die Gestalt dieses tapfersten Reiterhelden, des Schöpfers der leichten
Kavallerie, vor Augen zu führen —, und nicht minder beredt war die An-
sprache, welche er bei der Weihnachtsbescheerung in demselben Jahre an
die Mannschaften richtete.
Trotz des angestrengten militärischen Dienstes nahm der Prinz Gelegen-
heit, auch die Civilverwaltung der preussischen Monarchie kennen zu lernen;
dieselbe Pflichttreue, welche in dem militärischen Berufe zum Ausdruck
kam, beseelte den Prinzen auch bei diesen Studien, welche die Bürgschaft
geben, dass der jetzige Kaiser in den Fragen der Verwaltung nach eigener
Kenntniss und Erfahrung zu urtheilen vermag. Nicht unerwähnt darf das
vertraute Verhältniss bleiben, das von jeher zwischen dem Prinzen Wilhelm
und dem Fürsten Bismarck bestand und die beste Gewähr dafür ist, dass
der Weisheit und Erfahrung des Reichskanzlers nach wie vor die Geschicke
unseres Vaterlandes anvertraut sein werden.
Auch repräsentative Aufgaben hatte der Prinz zu erfüllen. Mit dem
Erzherzog Rudolf, dem österreichischen Kronprinzen, hatte er enge Freund-
schaft geschlossen; verschiedene Reisen und Besuche bestätigten, die Ver-
trautheit dieser Beziehungen. Politisch wichtig war dagegen der Besuch,
den Prinz Wilhelm im Jahre 1884 dem russischen Hofe abstattete. Er
überbrachte dem russischen Thronfolger zu seiner Grossjährigkeitserklärung
die Glückwünsche des Kaisers Wilhelm und die ihm verliehenen Ordens-
auszeichnungen. Der Prinz fand in Petersburg die beste Aufnahme; er
errang in kurzer Zeit eine Popularität, wie sie selten dort einem fremden
Fürsten zu Theil wird. Der Umstand, dass Prinz Wilhelm der russischen
Sprache mächtig war, trug ihm viele Sympathien ein. — Unter den zur Feier j

des Regierungsjubiläums der Königin von England in London versammelten
Fürsten befand sich auch Prinz Wilhelm, der von seiner Gemahlin und seinem
ältesten Sohne begleitet war. Der kleine Prinz Wilhelm, der jetzige Kronprinz,
war der einzige Urenkel der Königin von England, welcher bei dieser denk-
würdigen Feier zugegen war. Auch die verschiedenen Provinzen Preussens
und deutschen Länder besuchte der Prinz bei verschiedenen Gelegenheiten.
Wir finden den Prinzen in Primkenau bei seinen Verwandten, an der
russischen Grenze als Gast des Fürsten Anton Radziwill, um der Bärenjagd
beizuwohnen, in Bonn als Protektor der „Borussia“, ferner in Kiel, wohin
er zum Empfange des englischen Geschwaders unter dem Kommando des
Herzogs von Edinburg geeilt war. Der Marine brachte der Prinz von jeher
ein besonderes Interesse entgegen, das unter den jetzigen Verhältnissen
viel dazu beitragen wird, die Entwickelung derselben zu fördern und auch
in materieller Hinsicht auf diejenige Stufe der Vollkommenheit zu bringen,
welche sie bezüglich ihrer Organisation und Disciplin bereits seit langer
Zeit behauptet. Die Vorliebe für die Marine spricht sich auch in den
Bildern aus, welche Prinz Wilhelm, der von dem Wiener Maler Angeli
den ersten Unterricht und vom Marine-Maler Saltzmann specielle Anleitung
im Malen von Marine-Motiven erhalten hatte, in seinen Mussestunden an-
fertigte. Unsere Veröffentlichung stellt ein nach einer Tuschzeichnung
ausgeführtes, vorzüglich komponirtes und kräftig durchgeführtes Schlachtbild
dar: den Kampf zwischen Panzerschiffen und Torpedobooten. Dass das
Bild vom Prinzen Wilhelm seinem Bruder, dem Prinzen Heinrich, gewidmet
wurde, erhöht noch den Wert dieser künstlerischen Leistung des jetzigen
deutschen Kaisers. Auch verschiedene Oelgemälde rühren von der Hand
des Kaisers her, und in ihnen spricht sich gleichfalls eine hohe künstlerische
Begabung aus.
Die Ereignisse aus allerjüngster Zeit, welche den Kronprinzen Wilhelm
auf den in einem Jahre zweimal verwaisten Thron führten, sind in schmerz-
licher Erinnerung unserem Geiste lebendig. Prinz Wilhelm eilte zweimal
nach San Remo an das Krankenbett seines Vaters; bei den Begräbniss-
feierlichkeiten im März d. J. lag ihm die Pflicht des Empfanges der Fürstlich-
keiten ob, welche herbeigeeilt waren, um die sterblichen Ueberreste des
todten Heldenkaisers zur Gruft zu geleiten — und nur wenige Monate
später stand der junge Fürst an einem zweiten Todtenbette, an der Bahre
seines unvergesslichen Vaters. Die innige Verehrung, welche das ganze
Volk für beide Monarchen beseelte und welche in so rührender Weise zum
Ausdruck kam, musste dem schwer Geprüften ein Trost sein. Kaiser Wilhelm
hat jetzt den Thron seiner Väter bestiegen — ein an Wissen und Erfahrung
reicher Fürst lenkt die Geschicke unseres Volkes, das in den jüngsten
schweren Tagen bewiesen hat, wie fest es zu seinem Herrscher steht. Eine
neue Epoche begann mit dem Regierungsantritte Kaiser Wilhelms II. —
möge sie dem Vaterlande Heil und Segen bringen! p. p.

XLIII.
IMMER APPETIT
VON
PAUL WAGNER.


Paul Wagner.

Das in dieser Lieferung veröffent-
lichte Kinderbild „Immer Appetit“ von
Paul Wagner schliesst sich in würdiger
Weise dem „Morgengebet“ desselben
Malers an, das in der „Modernen Kunst“
vor einiger Zeit erschienen ist. Paul Wagner
ist als Darsteller gemüthvoller Kinder-
scenen mit Recht beliebt; die frische Auf
fassung und gute Technik, welche alle
Werke aufweisen, sichern ihm stets Be-
achtung unter der grossen Zahl derer,
welche ähnliche Tendenzen verfolgen.
Der Künstler ist am 1. Januar 1852

zu Rothenburg in Schlesien geboren und war zuerst als Glasmaler zu
Schreiberhau im Riesengebirge thätig. Im Jahre 1874 kam er nach München,
 
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