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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Neue Blätter für Gemäldekunde — Wien, 1.1922-1923

DOI Artikel:
Benz, Fred.: Über die wissenschaftliche Prüfung von Gemälden und die Aufdeckung von Fälschungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20642#0067

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Neue

Blätter für Gemäldekunde

(FRÜHER: STUDIEN UND SKIZZEN ZUR G EMHLDEKUNDE.)

HERAUSGEGEBEN VON Dr. THEODOR FRIMMEL.

I. JAHRGANG HEFT 3/4 _OKTOBER 1922

ÜBER DIE WISSENSCHAFTLICHE PRÜFUNG VON GEMÄLDEN
UND DIE AUFDECKUNG VON FÄLSCHUNGEN.

Von Fred. Benz (in Basel).
Innerhalb der wenigen jüngsten Jahre hat sich die chemische Analysis
von Bruchteilen von Bildern als sehr wertvoll erwiesen für die Bestimmung des
Alters und der Echtheit der Gemälde, ihrer Bindemittel, Malmittel und des
Firnisses. Diese ganz kleinen Bruchstücke werden in der Regel von der Kante
des Gemäldes genommen, welche durch den Rahmen bedeckt ist. Ein Stück-
chen, so klein, dag es für das bloge Auge kaum sichtbar ist, genügt, und dies
wird durch den Druck einer hohlen Nadel herausgenommen. Zuerst sollte ich
aber den Unterschied zwischen der einen Art von Malerei und der anderen
erklären.

Die Rohmaterialien sind dieselben; ob sie Ölmalerei, Aguarell, Tempera,
Harzfarben, Pastell oder Fresko werden, hängt allein von ihrem Bindemittel
ab. Diese Pigmente sind natürliche Erde, metallische Oxyde, Extrakte von
Pflanzen, Wurzeln, Beeren und Insekten, viele Farben werden nun synthetisch
hergestellt, sowohl als mehr oder weniger dauerhafte Aniline. Nach der Zu-
bereitung werden sie mit Ol für Ölfarben gemischt, mit Gummi und Glyzerin
für Aguarell, mit Ei oder Leim oder Emulsion für Tempera, und wenn mit ein
wenig Tragantgummi vermischt und in Stangen gerollt, sind sie Pastellfarben.
Die meisten Pigmente müssen zu Pulver vermählen werden, bevor sie zum
Malen verwendet werden können, und früher wurde dies mit der Hand gemacht,
aber jefet wird dies fast gänzlich durch Maschinen besorgt. Einige Pigmente
werden durch sehr feines Vermählen besser, während andere dadurch leiden.
Cennino Cennini, Cap. 52, sagt: „Azur ist von Natur grob und sandig. Aus
Liebe zu demselben mahlt es sehr wenig mit leichter Hand, weil wenn es zu
sehr vermählen wird, es eine verblichene und aschgraue Farbe bekommt."

Unter dem Mikroskop ist der Unterschied zwischen den handgemahlenen
und maschinengemahlenen Pigmenten deutlich sichtbar. Diesen Unterschied

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