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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 4.1902

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Klein, Rudolf: Die Deutschnationale Kunstausstellung 1902
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https://doi.org/10.11588/diglit.49103#0447

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fern, aus der ein Böcklin und Thoma ihre mysti-
schen Vorgänge ableiteten. Die Münchener
Mystiker und Romantiker sind Leute, die ihre
heifsen Träume im Atelier träumten, nicht in
der Natur. Das merkt man auch den Bildern
des Benno Becker an, so fein die Einzelheiten
in ihnen sind und so geschlossen das Ganze
und seine Wirkung ist. — Hierl Deronko be-
friedigt diese romantischen Bedürfnisse in spani-
schen Allüren. Sein Fandango ist nicht ohne
Reiz im grofsen, wenn auch etwas leer im ein-

alter deutscher Sitte sehen wir sie mit der
Farbe zeichnen. Die alte Kultur ihrer ober-
deutschen Heimat scheint in ihnen wach zu
werden. Der Reize ihrer hügeligen Landschaft
werden sie sich wieder bewufst, statt nach
Holland zu wandern, ihrer alten Architektur,
und bevölkern sie mit den alten Gestalten,
ohne direkt zu archaisieren. Ein Hauch von
Dürers Geist scheint aus ihren Bildern zu
wehen. So gab uns Angelo Jank einst das Bild
„Eiserne Wehr“. Heuer greift er aufs Märchen


Carl Marr, München
Porträt

zelnen, seelisch sowohl wie koloristisch. Die
Spanier des Zuloaga sind mir lieber.
Und nun nähern wir uns dem jüngsten
München. Eine ganz neue Generation ist heran-
gewachsen, Künstler, die sich als Zeichner um
die „Jugend“ scharen. Die Zeichner des „Sim-
plicissimus“ bethätigen sich ja als Maler eigent-
lich nicht. Ganz neue Ziele haben sie sich
gesteckt, gehen zum Teil auf das Mittelalter
zurück und verlangen von der Kunst einen
Inhalt. Die Errungenschaften der modernen
Technik haben sie aufgenommen, doch weder
sind sie einseitig Maler noch Zeichner. Nach

zurück. Die Prinzessin im Kreis ihrer gepuderten
Hofdamen hat auf einer Landpartie Halt gemacht,
um dem Schweinehirten einen Kufs zu geben.
Wie der schmutzige Bursche erstaunt im Kreis
der Schönen hockt und diese verwundert den
Säuen zuschauen, ist recht originell erfunden
und von guter Wirkung. Der Künstler ist ein
Dichter der Knappen- und Ritterpoesie, der
historische Vorgänge intim zu gestalten weifs. —
Julius Diez mit seinem eigentümlich stilisierten
St. Hubertus könnte auch hier genannt werden.
Desgleichen Raffael Schuster-Woldan, der frei-
lich seine Vorbilder in Venedig sucht. Er ist zu

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