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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 27.1917

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Heft 1
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Häuselmann, Johann Friedrich: 25 Jahre schwäbische Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.26489#0011

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,y. Pleuer 'f.

Abb. l. Bahnhof.

25 Iahre schwäbische Kunst.

önig Wilhelm II. hat im Oktober lctzten Jahreö
die erstcn 25 Jahre seiner Regierung vollendet.
Ware nicht Krieg, so stünde das Jahr 1916 in
Württenrberg im Aeichen der Jubelfeste und Ausstel-
lungen. Vor Jahren schon begannen die Vorarbeiten
für die große württembergische Ausstellung, die im Fest-
jabr Aeugnis von der Entwicklung des ivürttenibergischen
Staates in 25 Jahren ablegen sollte. Bereits war im
Sommcr 1914 dcr architektonische Wettbewerb für die
Ausstellungshauser entschieden, als kurz darauf der Krieg
allc diese Vorhaben zerstörte. Und so hat Württemberg,
hat sein König und hat scin Volk seitdem die ganze Kraft
in den Dienst der Landesverteidigung gestellt, immer in
der Hofsnung, daß des Königö 25. Jahrestag seiner Re-
gierung doch noch von der Sonne des FriedenS umstrablt
sein möchte. Doch ist dies ein schöner Wunsch geblieben.
Deühalb haben sich alle Feiern dem Ernst der Aeit an-
gepaßt, und sind ganz im stillen abgelaufen. An eine
große Ausstellung konnte kein Mensch mehr denken, doch
hat dieser Gedanke in einer anderen Weise einen nicht
unwürdigeren, vielleicht sogar einen bleibenderen Aus-
druck dadurch gefunden, daß die gesamten Vorgange
der letzten 25 Jahre im staatlichen Leben Württembergs
in schöner Form literarisch zusammengefaßt wurden*).

*) Llürttemberi; unter dcr Rcgieruug KLnig Wilheluiv II.
llnter Mitwirkung zahlreicher Gclehrter hcrausgegeben von Pro-
fcssor l>r. B. Bruns. Dcutschc Berlagsanstalt 1916.

Unter den zahlreichen Abschnitten dieses bandmaßig
angelegten Buches sind natürlich auch etliche der Kunst
gewidniet. Sv hat Professor Or. Weizsacker über
Malerei, Graphik und Plastik geschrieben, dio Architektur
behandelte Professor 1)r. Fiechter, lvahrend das Kunst-
gewerbe bei Professor Or. Pazaurek lag. Jndes sollte
darüber hinaus noch ein Weiteres geschehen, und so
baben sich die scbwabischen Künstler entschlossen, dem
König ihre eigene Hutdigung durch eine Ausstcllung ihrer
Werke darzubringen. Damit ist von dem ehemaligen
Ausstellungsgedanken das erfüllt worden, >vas sich mit
deni Geiste der Aeit verträgt. KunstauSstellungen sind
Statten seelischer Erholung, und man muß jetzt gesehen
haben, wie sich das schwäbische Volk zu den besten Werken
seiner Künstler drängt, uni zu erniessen, wie stark in
unserer kriegerischen Aeit die Sehnsucht nach friedlichen
Gefilden ist. Und doch hat mir ein Künstler gesagt, daß
auch diese Ausstellung eigentlich 25 Jahre Krieg und
Händel bedeute. Meinetwegen soll dies gelten; es war
aber ein friedlicher Krieg, ein natürlicher Wettstreit
unter Künstlern, und daß auch diese Schlachtfelder ge-
legentlich dampfen und schwitzen, das ist nur eine Folge
der starken Leidenschaften und Empfindungen, die doch
in unseren Künstlern lebendig sein sollen. Freuen wir
uns, daß in den letzten 25 Jahren in den Grenzen der
schwäbischen Kunst heiß gestritten worden ist; es sind
Späne gefallen, daß sich das heutige Werk wahrhaftig

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