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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 27.1917

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Heft 12
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Schäfer, Lisbeth: Bücher
DOI Artikel:
Die Welt
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https://doi.org/10.11588/diglit.26489#0324

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Bücher.

Rissen die sonderbarsten Dinge zum Vorschein, und so
ist diese Sammlung von Anekdoten bald wie eine jener
bunten Flickendecken, die vor fünfzig Jahren unter den
Handen unserer Mutter aus den hundert Seidenrestchen
zusammengesetzt wurden, deren jedes auch eine andere
Geschichte der Herkunft hatte. Traurige auch heitere
Stücke finden sich da, und wenn ihr Verlauf nach der
historischen Ordnung bei Hubert van Eyck, dem Maler
des Genter Altars, einsetzt, dann über Dürer und dis
großen Niederländer zu den Franzosen und neuesten
Deutschen führt, so findet gewiß jeder Leser ein Stück,
das ihn fröhlich, manchmal überrascht auflachen und hie
und da versonnen lacheln macht über die seltsame Heren-
lüche, die so eine Künstlerseele vorstellt; so daß dies
einige zweihundert Seiten starke Büchlein Kunstfreunden
und Freunden der Künstler mehr als nur eine Samm-
lrlng von schnurrigen Witzen bedeuten mag. Jst doch die
Anekdote die Urzelle mancher Novelle und enthält
winzig, wie in der Knospe verwahrt, oft den Stoff zu
einer ganzen Geschichte. Wenn etwas auszusetzen wäre,
so könnte es dies sein, daß der Herausgeber, besorgt die
Sammlung auf eine gewisse heitere Tonart zu stimmen,
mehr scherzhafte Aufalle darin aufgenommen hat, als
der Bedeutung des Themas zu entsprechen scheint.

Es wird manches auf immer zerstört sein nach diesen
Jahren, aber es wird auch manche unerwartete Ernte
trotzdem aus ihnen reifen. Denn wäre es nicht auch eine
Frucht, wenn die Liebe zum Buch, die in der Not des
Krieges entstand, sich ausreifte zu einer Gemeinschaft, die
das Volk und seine Dichter verbände? Es hat nie an
der Bemühung gefehlt, dem Volk das Buch nahe zu
bringen: billige Ausgaben, Sammelbande, Büchereien
hatten wir auch vor dem Kriege. Kost war genug da,
auch schmackhaft und greifbar suchte man sie zu machen,
aber eö war wenig Hunger da, oft keiner. Den hat diese
aufwühlende Aeit erst gebracht. Vielleicht ist es darum
auch nicht so unvermittelt, wenn ich hier nun von einem
Buche spreche, das gewissermaßen Rechenschaft ablegen
will von den Bemühungen, das Buch den Lesern zu-
gänglich zu machen, wie es außerdem auch die Rich-
tung zeigt, um die Liebe zum Buch, die neu entstandene,
zu erhalten und möglichst weite Kreise für sie fruchtbar
zu machen. Jch möchte allen, denen diese neue Liebe
zum Buch bedeutsam ist, eine Schrift empfehlen, die
von der Aentrale für Volksbücherei als erste Veröffent-
lichung herausgegeben ist und „Sechs Abhandlungen
über die öffentliche Bücherei" enthält. Diese Aeit hat
die Bücherei zu einer Angelegenheit des ganzen Volkes,
der Offentlichkeit gemacht, sie ist nicht länger eine
Wohlfahrtseinrichtung, die notdürftig flicken und gnädig
Schäden bedecken soll, sie ist eine Notwendigkeit ge-

orte an Heinrich Lersch.

Von Max Ströter.

Jhr Bekanntgewordensein ging lawinenartig — in der Folge
2, 4, 16, 256 — wie eine Pyramide bei der Spihe beginnend.
Das Tempo dieses Bekanntgewordenseins ist stark von Literaten
bestimmt.

Cs ist fast so, als hätten Sie (der Unliterarische) den Gegenpol
(die Literarischen) angezogen.

worden und wird es noch mehr werden. Deshalb werden
die Abhandlungen, die von Fachleuten geschrieben sind,
die außer den Friedenserfahrungen nun im Kriege
überraschende und ganz andere Wege bekanntgeben, eine
ebenso unterrichtende wie wirksame Anregung sein.
Wenn der bekannte Bibliothekar Or. Ladewig über die
Organisation der öffentlichen Bücherei spricht, wenn
wir durch ihn die Vor- und Nachteile kennen lernen,
die unsere Bibliotheken vor den gepriesenen ameri-
kanischen Büchereien haben, so ist das ebenso nötig
zu wisscn, wie Dr. Erwin Ackerknechts Abhandlung
über die Jugendbücherei, was sie sein soll, wie sie
einzurichten ist, wie sie auszubauen wäre. Wir er-
fahren von einem Mann, dem das Buch ein Band
ist, damit die deutsche Jugcnd stark an ihre Heimat
zu binden wäre, wie wir es anfangen müßten, um
unseren Kindern in der Stadt und vor allem auf dem
Lande die Welt zugänglich zu machen, die als die
große Schatzkammer ihres Vaterlandes jeden von ihnen
zum Millivnär macht, wenn er nur den Weg zu ihr
findet. Uber Werbemittel, Benutzungstaktik, Ausammen-
stellung und Organisation dieses höchst bedeutsamen
Eziehungsmittels enthält dies Heft, das im Verlag der
Weidmannschen Buchhandlung in Berlin erschienen ist,
aus der Feder der Berufensten so viel, daß man es
mit dem Gefühl aus der Hand legt, das uns manchmal,
aber immer nur nach bedeutsamen Erlebnissen befällt,
nämlich der Frage: wie war es möglich, daß man dies
nicht wußte und die Wichtigkeit dieser Sache so gering
achten kvnnte? Nun wollen wir sie nicht mehr aus denr
Auge lassen! L. S.

D>e Welt.

Was ist die Welt, und ihr berühmtes gläntzen?

Was ist die Welt und ihre gantze Pracht?

Ein schnöder Schein in kurtzgefasten Grentzen,

Ein schneller Blitz bey schwarzgewölckter Nacht;

Ein bundtes Feld, da Kummerdisteln grünen;

Ein schön Spital, so voller Kranckheit steckt,

Ein Sklavenhauß, da alle Menschen dienen,

Ein faules Grab, so Alabaster deckt.

Das ist der Grund, darauff wir Menschen bauen,
Und was das Fleisch für einen Abgott hält.

Komm Seele, komm, und lerne weiter schauen,

Als sich erstreckt der Zirckel dieser Welt.

Streich ab von dir derselben kurtzes Prangen,

Halt ihre Lust für eine schwere Last.

So wirst du leicht in diesen Port gelangen,

Da Ewigkeit und Schönheit sich umbfast.

Aus: Hofmanu von Hofmannswaldau,
f629^s Deutsche Übersetzungen und Gedichte.

Da das Tempo zu schncll war, sind Sie mehr bekannt als
qelesen. Mir ist, als müsse nun wohl die Bewußtheit eines Über-
fallenseins in Jhnen sein und das Gefühl einer Hast.

Jch sage nicht, daß dem allem so ist, aber ich erlebe es so, die
Voraussetzungen sind gegeben, so daß es eigentlich naturwidrig
wäre, wenn es anders wäre.

Jhr Fall ist ein typischer, meine Worte seien fast unpersönlich
genommen.

Jch spüre, wie das Treibhaus gegcben ist.

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