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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 27.1917

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Heft 1
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Häuselmann, Johann Friedrich: 25 Jahre schwäbische Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.26489#0012

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25 Ialirc sckwäbiscke Kunsi.

sehen lassen kann. Wenn uns also dies die Ausstellung
offenbart, so werden wir uns auch nicht den mildernden
Einflüssen verschließen, die eine solche Kunstausstellung
auf unser vom Krieg durchfurchtes Leben haben kann.
Darum suchen jetzt viele diese Stätte auf, weil uns alles
dies, was dereinst ein helles Feuer war, heute ebensogut
den stillen Trost einer ausgeschasften Aeit zu geben vermag.

Die Künstler wie-
derum haben sich bei
der Ausstellung in
erster Linie von den
Gefühlen des Dan-
kes und der Vereh-
rung sür ihren König
bewegen lassen. Da-
zu haben sie allen
Grund. Awar ist
König Wilhelm kein
Kunstförderer im
Sinne jener Fürsten,
die nur mit Geld
und für eigene Vor-
teile eine Kunstpflege
verfolgen, sondern
derKönig hat richtig
erkannt, daß er als
Landesherr auch eine
sogenannte Kunst-
politik beobachten
nmß. Und so wiegt
das, welches er auf
diesem Gebiete er-
reichte, weit mehr,
als seine persönliche
TeilnahmeamKunst-
markte selbst. Es ist
nicht des Landes Art,
seine Gestalt deshalb
nüt einem sagenhaf-
ten Glorienschein zu
umgeben,dem König
selbst würde dieses
nicht zusagen, und so
wird man seinen An-
teil an der künstle-
rischen Entwicklung
der letzten 25 Jahre
ambestendahinkenn-
zeichnen, daß sein
Name innig damit
verbunden ist. Die
ganze Art seiner
Kunstpolitik ist streng
konstitutionell, in dem Sinne, daß der König stets die
öffentliche Meinung beachtet hat, und daß er Kunst-
berater an die Seite zog, deren Rat er getreulich be-
folgen durfte. Aus diese Weise sind wohl alle wichtigen
künstlerischen Schritte zustande gekonimen; es waren die
Berater, welche die Wege suchten, aber es war immer
der König, welcher die Entscheidung zu geben hatte. Und
es ist nichts Leichtes, in Kunstdingen sich eine solche Ver-

antwortung aufzuladen, aber es ist in Württemberg in
diesen 25 Jahren mancher Streich vortrefflich geglückt
und so zeigt denn die Kunst dieser Ieit eine zielbewußte,
lenkende Hand im Hintergrund, sowie als letzte Ausflüsse
eine Menge von Kunstwerken höchsten Grades. Natürlich
hat auch König Wilhelm viel gekauft und damit auf-
gemuntert sowie andere Kaufer beeinflußt, doch wird

diese Seite seiner
Kunstpslege immer
hinter der großzügi-
gen Organisation des
schwabischen Kunst-
lebens zurücktreten
müssen. Denn dar-
um hat es sich im
Grunde gehandelt.
Als König Wilhelm
im Jahre 1891 seine
Regierung antrat, da
bestand wohl eine
Kgl. Kunstschule, die
bereits 1829 von
König Wilhelm I. ge-
gründet war, und an
der seit den 1880er
Jahren Adolf Donn-
dorf, Gustav Jgler,
Friedrich Keller usw.
tätig waren. Die
Schülerzahlbeliefsich
damals auf 70. So-
wohl diese als auch
die Aahl der Lehrer
standen in keinem
Verhältnis zu ande-
renKunstschulen,und
so wurde durch ein
planmaßiges Heran-
ziehen von guten
Lehrern die Anstalt
fortwährend ausge-
baut. Nachdem sich
1894 in Robert v.
Haug noch eine ein-
heimische Kraft ge-
winnen ließ, zeigte
es sich recht bald, daß
eine größere Aus-
dehnung des Lehr-
körpers ohne Aus-
wärtige nicht zu
bewerkstelligen war.
So kam 1899 der
große Akt, indem Grethe, Kalckreuth und Pötzelberger
auf einmal von Karlsruhe nach Stuttgart berufen
wurden. Graf Leopold v. Kalckreuth bekam die Leitung
der Schulc, die 1901 in eine Akademie der bildenden
Künste umgewandelt wurde, Carlos Grethe war der
ideenreiche Malmeister, wahrend Robert Pötzelberger
nrehr ins plastische Fach gesetzt wurde. Nachdem in den
1890er Jahren Ludwig Herterich noch kurze Aeit der

O. Reiniger h. Abb. 2. Buchenwald.

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